stellen; so wie wir noch immer, um energischer uns auszudrücken, und den Grad der Empfindungen deutlicher und sinnlicher zu bezeichnen, unsere Sprache mit Gebehrden des Körpers begleiten. Eine Bewegung des Körpers würde schon den ganzen Gedanken mit einem großen, lebhaften Ausdruck bezeichnen, da wir jetzt durch eine Reihe von Buchstaben -- Sylben und Worte erst an das Ende der Vorstellung gelangen. Sogar müssen wir in der Seele das ganze einer Jdee nur mittelst der Verbindung einzelner, mit Worten verknüpfter Begriffe bilden; dahingegen ohne diese Sprache jeder unserer Gedanken eine totale momentane Vorstellung und ein Bild, ein konzentrirter gleichzeitiger Zusammenhang aller der dahingehörenden Begriffe wäre, so wie die Aeußerung der Gedanken eben so seyn müßte. Aus diesem folgt, daß die Vorstellungen geläufiger, gedrängter, lebhafter, und weil die Uebersicht leichter, der Zusammenhang deutlicher wäre, schneller und richtiger seyn müßten.
Es ist wahr: Worte und ihre successive Verbindung sind Beförderung der Abstraction und größere Sicherheit vor Jrrthum im Urtheile, da in einer schnellen Uebersicht wohl manche Folge, manches Zwischenglied der Abstractionskette unsichtbar bleiben kann; aber da bürgt schon für einen guten Theil der deutlich vorliegende Zusammenhang des Ganzen.
stellen; so wie wir noch immer, um energischer uns auszudruͤcken, und den Grad der Empfindungen deutlicher und sinnlicher zu bezeichnen, unsere Sprache mit Gebehrden des Koͤrpers begleiten. Eine Bewegung des Koͤrpers wuͤrde schon den ganzen Gedanken mit einem großen, lebhaften Ausdruck bezeichnen, da wir jetzt durch eine Reihe von Buchstaben — Sylben und Worte erst an das Ende der Vorstellung gelangen. Sogar muͤssen wir in der Seele das ganze einer Jdee nur mittelst der Verbindung einzelner, mit Worten verknuͤpfter Begriffe bilden; dahingegen ohne diese Sprache jeder unserer Gedanken eine totale momentane Vorstellung und ein Bild, ein konzentrirter gleichzeitiger Zusammenhang aller der dahingehoͤrenden Begriffe waͤre, so wie die Aeußerung der Gedanken eben so seyn muͤßte. Aus diesem folgt, daß die Vorstellungen gelaͤufiger, gedraͤngter, lebhafter, und weil die Uebersicht leichter, der Zusammenhang deutlicher waͤre, schneller und richtiger seyn muͤßten.
Es ist wahr: Worte und ihre successive Verbindung sind Befoͤrderung der Abstraction und groͤßere Sicherheit vor Jrrthum im Urtheile, da in einer schnellen Uebersicht wohl manche Folge, manches Zwischenglied der Abstractionskette unsichtbar bleiben kann; aber da buͤrgt schon fuͤr einen guten Theil der deutlich vorliegende Zusammenhang des Ganzen.
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stellen; so wie wir noch immer, um energischer uns auszudruͤcken, und den Grad der Empfindungen deutlicher und sinnlicher zu bezeichnen, unsere Sprache mit Gebehrden des Koͤrpers begleiten. Eine Bewegung des Koͤrpers wuͤrde schon den ganzen Gedanken mit einem großen, lebhaften Ausdruck bezeichnen, da wir jetzt durch eine Reihe von Buchstaben — Sylben und Worte erst an das Ende der Vorstellung gelangen. Sogar muͤssen wir in der Seele das ganze einer Jdee nur mittelst der Verbindung einzelner, mit Worten verknuͤpfter Begriffe bilden; dahingegen ohne diese Sprache jeder unserer Gedanken eine totale momentane Vorstellung und ein Bild, ein konzentrirter gleichzeitiger Zusammenhang aller der dahingehoͤrenden Begriffe waͤre, so wie die Aeußerung der Gedanken eben so seyn muͤßte. Aus diesem folgt, daß die Vorstellungen gelaͤufiger, gedraͤngter, lebhafter, und weil die Uebersicht leichter, der Zusammenhang deutlicher waͤre, schneller und richtiger seyn muͤßten.
Es ist wahr: Worte und ihre successive Verbindung sind Befoͤrderung der Abstraction und groͤßere Sicherheit vor Jrrthum im Urtheile, da in einer schnellen Uebersicht wohl manche Folge, manches Zwischenglied der Abstractionskette unsichtbar bleiben kann; aber da buͤrgt schon fuͤr einen guten Theil der deutlich vorliegende Zusammenhang des Ganzen.
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0503_1787/87>, abgerufen am 16.02.2025.
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