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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.

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Jn der Minute, da sie ihm die frohe Nachricht geben ließ, hatte der Schlag sie getroffen. --

Genau ein Jahr nachher wurde also erst der Traum erfüllet.


6. Solamen miseris socios habere malorum.

Wir glauben eine Beruhigung, einen Trost darin zu fühlen, daß andere mit uns zugleich unglücklich sind.

Da ein vernünftiges, mit Wohlwollen geschaffenes Wesen, dergleichen der Mensch ist, eigentlich kein Vergnügen an den Leiden andrer vernünftiger Wesen finden kann*); so fragt sich, worin denn nun eigentlich obige Erfahrung ihren psychologischen Grund hat, und wie die Seele zu diesem Gefühl

*) Jch spreche hier im Allgemeinen, und also nicht von den einzelnen Empfindungen, welche wir bey dem Unglück derer in uns wahrnehmen, die unsre Feinde sind, oder sonst einen unangenehmen Eindruck auf uns gemacht haben.

Jn der Minute, da sie ihm die frohe Nachricht geben ließ, hatte der Schlag sie getroffen. —

Genau ein Jahr nachher wurde also erst der Traum erfuͤllet.


6. Solamen miseris socios habere malorum.

Wir glauben eine Beruhigung, einen Trost darin zu fuͤhlen, daß andere mit uns zugleich ungluͤcklich sind.

Da ein vernuͤnftiges, mit Wohlwollen geschaffenes Wesen, dergleichen der Mensch ist, eigentlich kein Vergnuͤgen an den Leiden andrer vernuͤnftiger Wesen finden kann*); so fragt sich, worin denn nun eigentlich obige Erfahrung ihren psychologischen Grund hat, und wie die Seele zu diesem Gefuͤhl

*) Jch spreche hier im Allgemeinen, und also nicht von den einzelnen Empfindungen, welche wir bey dem Ungluͤck derer in uns wahrnehmen, die unsre Feinde sind, oder sonst einen unangenehmen Eindruck auf uns gemacht haben.
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[77/0077] Jn der Minute, da sie ihm die frohe Nachricht geben ließ, hatte der Schlag sie getroffen. — Genau ein Jahr nachher wurde also erst der Traum erfuͤllet. 6. Solamen miseris socios habere malorum. Wir glauben eine Beruhigung, einen Trost darin zu fuͤhlen, daß andere mit uns zugleich ungluͤcklich sind. Da ein vernuͤnftiges, mit Wohlwollen geschaffenes Wesen, dergleichen der Mensch ist, eigentlich kein Vergnuͤgen an den Leiden andrer vernuͤnftiger Wesen finden kann*); so fragt sich, worin denn nun eigentlich obige Erfahrung ihren psychologischen Grund hat, und wie die Seele zu diesem Gefuͤhl *) Jch spreche hier im Allgemeinen, und also nicht von den einzelnen Empfindungen, welche wir bey dem Ungluͤck derer in uns wahrnehmen, die unsre Feinde sind, oder sonst einen unangenehmen Eindruck auf uns gemacht haben.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0503_1787/77>, abgerufen am 22.11.2024.