Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0073" n="73"/><lb/> ich allemal wieder einen mathematischen Satz herausgebracht habe, und <hi rendition="#b">recht deutlich beweisen kann, o! das freut mich!!</hi> Jch. Hat sein Vater nichts dagegen, wenn Er zu Haus so viele Buͤcher liest? Er. (Lachend:) Nein — er liest selber gern, aber nur geistliche Buͤcher, die ich ihm allemal mit heim bringe. Von den Meinigen aber mit den vielen Strichen und Buchstaben will er — nichts. Auch lachen mich andre Weingaͤrtner aus, wenn sie mich uͤber solchen Buͤchern antreffen. Aber, ich lasse sie lachen, und denke, sie verstehens nicht besser. Mein Bruder liest gern in <hi rendition="#b">Huͤbners Zeitungs- ich</hi> aber lieber im <hi rendition="#b">Naturlexicon.</hi> Aber da wird oft auf <hi rendition="#b">Walchs</hi> philosophisches Lexicon gewiesen — und das moͤchte ich doch auch sehen!! Jch. Er soll es sehen, ich will's gleich bringen. Doch kamen wir wieder in Discurs von seinen Weinbergen, der Qualitaͤt seines Weins u.s.w. daß ich vergaß, es gleich zu holen. Jhm aber mochte es wohl nicht aus dem Sinne gekommen seyn, denn bald erinnerte er mich wieder an mein Versprechen. Da ich's brachte, verschlang er's fast, und sagte nach einiger Zeit: dies Buch <hi rendition="#b">muͤsse</hi> er auch haben — naͤchstens wolle er sichs anschaffen. Jch. Kann Er sich in seinem Geburtsort mit niemand uͤber seine Lieblingswissenschaft unterhalten? Kommt Er nicht zum Pfarrer? Er. Nicht viel. Jch glaube auch nicht, daß er ein Liebhaber von der Mathematik und Philosophie ist — denn — er laͤßt<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0073]
ich allemal wieder einen mathematischen Satz herausgebracht habe, und recht deutlich beweisen kann, o! das freut mich!! Jch. Hat sein Vater nichts dagegen, wenn Er zu Haus so viele Buͤcher liest? Er. (Lachend:) Nein — er liest selber gern, aber nur geistliche Buͤcher, die ich ihm allemal mit heim bringe. Von den Meinigen aber mit den vielen Strichen und Buchstaben will er — nichts. Auch lachen mich andre Weingaͤrtner aus, wenn sie mich uͤber solchen Buͤchern antreffen. Aber, ich lasse sie lachen, und denke, sie verstehens nicht besser. Mein Bruder liest gern in Huͤbners Zeitungs- ich aber lieber im Naturlexicon. Aber da wird oft auf Walchs philosophisches Lexicon gewiesen — und das moͤchte ich doch auch sehen!! Jch. Er soll es sehen, ich will's gleich bringen. Doch kamen wir wieder in Discurs von seinen Weinbergen, der Qualitaͤt seines Weins u.s.w. daß ich vergaß, es gleich zu holen. Jhm aber mochte es wohl nicht aus dem Sinne gekommen seyn, denn bald erinnerte er mich wieder an mein Versprechen. Da ich's brachte, verschlang er's fast, und sagte nach einiger Zeit: dies Buch muͤsse er auch haben — naͤchstens wolle er sichs anschaffen. Jch. Kann Er sich in seinem Geburtsort mit niemand uͤber seine Lieblingswissenschaft unterhalten? Kommt Er nicht zum Pfarrer? Er. Nicht viel. Jch glaube auch nicht, daß er ein Liebhaber von der Mathematik und Philosophie ist — denn — er laͤßt
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