Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0043" n="43"/><lb/> gehen koͤnnen. Jene erstern werden offenbar zu sehr in unsern neuern Romanen angefacht, und dadurch wird fast immer mit der Grund zu diesen gelegt. — 2) Die Parthey der <choice><corr>Religioͤsen,</corr><sic>Religiosen,</sic></choice> Pietisten,Schwaͤrmer und Geisterseher hat zwar von jeher bald aus gutgemeinten Absichten, bald aber auch aus schwarzem Sectengeist und dummer Proselytensucht ihren Anhang zu vermehren gesucht; — aber in den jetzt so sehr verschrienen Zeiten des Unglaubens meinen jene glaͤubigen Herren vornehmlich hervortreten zu muͤssen, damit das Gebaͤude der Religion nicht ganz uͤber den Haufen falle. Sie haben daher nicht nur von neuem jene Traͤumereyen von Wunderkraͤften, Wunderglauben, mystischen Unionen mit hoͤhern Geistern, Einwuͤrkungen der Gottheit auf unsre Gefuͤhle u.s.w. aufgewaͤrmt, und mit großem Geschrey davon zu predigen angefangen; sondern haben noch weit schlauere Mittel zur Erreichung ihrer Absichten angewandt, und sind dabey nicht ungluͤcklich gewesen. Sie haben die Großen und ihre Minister zu gewinnen gesucht, haben Maͤnner von ausgebreitetem Ruhme und wilder Thaͤtigkeit zu ihrer Parthey heruͤber gelockt, und was ihrem Ansehen erstaunlich viel und mehr, als man glauben sollte, genutzt hat, — <hi rendition="#b">haben die Herzen der Weiber</hi> durch Mittel, wodurch weibliche Herzen so leicht gefangen werden, <hi rendition="#b">gewonnen,</hi> davon ich sonderbare Beyspiele erzaͤhlen koͤnnte, wenn hier der Ort dazu waͤre. Mit<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0043]
gehen koͤnnen. Jene erstern werden offenbar zu sehr in unsern neuern Romanen angefacht, und dadurch wird fast immer mit der Grund zu diesen gelegt. — 2) Die Parthey der Religioͤsen, Pietisten,Schwaͤrmer und Geisterseher hat zwar von jeher bald aus gutgemeinten Absichten, bald aber auch aus schwarzem Sectengeist und dummer Proselytensucht ihren Anhang zu vermehren gesucht; — aber in den jetzt so sehr verschrienen Zeiten des Unglaubens meinen jene glaͤubigen Herren vornehmlich hervortreten zu muͤssen, damit das Gebaͤude der Religion nicht ganz uͤber den Haufen falle. Sie haben daher nicht nur von neuem jene Traͤumereyen von Wunderkraͤften, Wunderglauben, mystischen Unionen mit hoͤhern Geistern, Einwuͤrkungen der Gottheit auf unsre Gefuͤhle u.s.w. aufgewaͤrmt, und mit großem Geschrey davon zu predigen angefangen; sondern haben noch weit schlauere Mittel zur Erreichung ihrer Absichten angewandt, und sind dabey nicht ungluͤcklich gewesen. Sie haben die Großen und ihre Minister zu gewinnen gesucht, haben Maͤnner von ausgebreitetem Ruhme und wilder Thaͤtigkeit zu ihrer Parthey heruͤber gelockt, und was ihrem Ansehen erstaunlich viel und mehr, als man glauben sollte, genutzt hat, — haben die Herzen der Weiber durch Mittel, wodurch weibliche Herzen so leicht gefangen werden, gewonnen, davon ich sonderbare Beyspiele erzaͤhlen koͤnnte, wenn hier der Ort dazu waͤre. Mit
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
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