Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.
*) Aus diesem Umstände erhellet, daß doch eine Gefahr, z.B. herumstreifende Diebe oder Mörder, vorhanden war. Wie natürlich war es daher nicht, daß sich das zärtliche Weib aus ängstlicher Besorgniß so etwas vorstellen konnte, wovon sie hernach träumte. P.
*) Aus diesem Umstaͤnde erhellet, daß doch eine Gefahr, z.B. herumstreifende Diebe oder Moͤrder, vorhanden war. Wie natuͤrlich war es daher nicht, daß sich das zaͤrtliche Weib aus aͤngstlicher Besorgniß so etwas vorstellen konnte, wovon sie hernach traͤumte. P.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0019" n="19"/><lb/> und es nicht das Ansehen haͤtte, als wuͤrde er Gefahr laufen*)<note place="foot"><p>*) Aus diesem Umstaͤnde erhellet, daß doch eine Gefahr, z.B. herumstreifende Diebe oder Moͤrder, vorhanden war. Wie natuͤrlich war es daher nicht, daß sich das zaͤrtliche Weib aus aͤngstlicher Besorgniß so etwas vorstellen konnte, wovon sie hernach traͤumte.</p><p rendition="#right"><hi rendition="#b"><persName ref="#ref0002"><note type="editorial">Pockels, Carl Friedrich</note>P.</persName></hi></p></note>. Auf einmal erwachte sie mit einem kreischenden Geschrei. Jhre Kammerfrauen laufen zusammen, und finden sie in einem kalten Schweiße und in einem Strom von Thraͤnen. <hi rendition="#b">»Mein Mann ist dahin«,</hi> sagte sie zu ihnen, <hi rendition="#b">»ich habe ihn eben sterben gesehen«.</hi> Er war an einer Wasserquelle, um welche einige Baͤume herumstanden. Sein Gesicht war todtenbleich. Ein Officier in einem blauen Kleide bemuͤhte sich, das Blut zu stillen, das aus einer großen Wunde an seiner Seite floß. Er gab ihm darauf aus seinem Hute zu trinken, und schien vom Schmerze durchdrungen, als er ihn die letzten Seufzer thun sah. So erschrocken auch die Kammerfrauen uͤber den Zustand ihrer Frau waren; so bemuͤheten sie sich doch, ihr Gemuͤth zu beruhigen, indem sie ihr vorstellten, daß dieser Traum keinen andern Grund haͤtte, als ihre ungemeine Zaͤrtlichkeit gegen ihren Gemahl. Die Mutter dieser Dame, welche bey ihr im Hause war, und die man unterdessen aufgeweckt hatte, stellte ihr vor, daß sie ruhig seyn muͤßte, da sie erst vor wenig<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0019]
und es nicht das Ansehen haͤtte, als wuͤrde er Gefahr laufen*) . Auf einmal erwachte sie mit einem kreischenden Geschrei. Jhre Kammerfrauen laufen zusammen, und finden sie in einem kalten Schweiße und in einem Strom von Thraͤnen. »Mein Mann ist dahin«, sagte sie zu ihnen, »ich habe ihn eben sterben gesehen«. Er war an einer Wasserquelle, um welche einige Baͤume herumstanden. Sein Gesicht war todtenbleich. Ein Officier in einem blauen Kleide bemuͤhte sich, das Blut zu stillen, das aus einer großen Wunde an seiner Seite floß. Er gab ihm darauf aus seinem Hute zu trinken, und schien vom Schmerze durchdrungen, als er ihn die letzten Seufzer thun sah. So erschrocken auch die Kammerfrauen uͤber den Zustand ihrer Frau waren; so bemuͤheten sie sich doch, ihr Gemuͤth zu beruhigen, indem sie ihr vorstellten, daß dieser Traum keinen andern Grund haͤtte, als ihre ungemeine Zaͤrtlichkeit gegen ihren Gemahl. Die Mutter dieser Dame, welche bey ihr im Hause war, und die man unterdessen aufgeweckt hatte, stellte ihr vor, daß sie ruhig seyn muͤßte, da sie erst vor wenig
*) Aus diesem Umstaͤnde erhellet, daß doch eine Gefahr, z.B. herumstreifende Diebe oder Moͤrder, vorhanden war. Wie natuͤrlich war es daher nicht, daß sich das zaͤrtliche Weib aus aͤngstlicher Besorgniß so etwas vorstellen konnte, wovon sie hernach traͤumte.
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