Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.
Wie tief aus meinem Herzen herausgesprochen war das! Mit welcher Fülle der Ueberzeugung stimmt' ich in diese gerechte Klagen ein! wie ward mir so leicht! wie schien mir die halbverlorne Sache gleichsam schon wiedergefunden, da ich hörte, daß die Wahrheit Gottes an manchen Orten noch Ohren findet, die sie hören und verstehen, und Seelen, denen es Last ist, daß sie's nicht lauter, mächtiger sagen dürfen. -- "Man stößt den Herrn des Weingartens zum Weingarten heraus". Dies Wort wiederhol ich auch mit Bedacht hier, -- frey dürft' ich dies öffentlich sagen. Wie gern verpflicht' ich mich dadurch, es bey jedem, jedem Anlaß immer stärker, treffender, schneidender zu sagen -- "daß man wider die Menschheit raset, wenn man wider Christum sich auflehnt". Wenn Christus unerträglich ist, o wie ist denn gewiß, aller vorgegebenen hochgepriesenen Menschenliebe ungeachtet, auch die Menschheit unerträglich! Wer mich hasset, der hasset auch meinen Vater, hast du mit göttlicher Einfalt und Wahrheit gesagt, -- du bester aller Menschen, aller Herren und aller Götter auf Erden und im Himmel! und wer deinen Vater hasset, der hasset auch seine Kinder, -- so wie der den liebt, der gezeugt hat, auch den liebet, der von ihm gezeugt ist.
Wie tief aus meinem Herzen herausgesprochen war das! Mit welcher Fuͤlle der Ueberzeugung stimmt' ich in diese gerechte Klagen ein! wie ward mir so leicht! wie schien mir die halbverlorne Sache gleichsam schon wiedergefunden, da ich hoͤrte, daß die Wahrheit Gottes an manchen Orten noch Ohren findet, die sie hoͤren und verstehen, und Seelen, denen es Last ist, daß sie's nicht lauter, maͤchtiger sagen duͤrfen. — »Man stoͤßt den Herrn des Weingartens zum Weingarten heraus«. Dies Wort wiederhol ich auch mit Bedacht hier, — frey duͤrft' ich dies oͤffentlich sagen. Wie gern verpflicht' ich mich dadurch, es bey jedem, jedem Anlaß immer staͤrker, treffender, schneidender zu sagen — »daß man wider die Menschheit raset, wenn man wider Christum sich auflehnt«. Wenn Christus unertraͤglich ist, o wie ist denn gewiß, aller vorgegebenen hochgepriesenen Menschenliebe ungeachtet, auch die Menschheit unertraͤglich! Wer mich hasset, der hasset auch meinen Vater, hast du mit goͤttlicher Einfalt und Wahrheit gesagt, — du bester aller Menschen, aller Herren und aller Goͤtter auf Erden und im Himmel! und wer deinen Vater hasset, der hasset auch seine Kinder, — so wie der den liebt, der gezeugt hat, auch den liebet, der von ihm gezeugt ist. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0101" n="101"/><lb/> mung der Religion. Sie zerstoͤren die Menschlichkeit, indem sie das Christenthum zerstoͤren, und Christum den Christen rauben«!</p> <p>Wie tief aus meinem Herzen herausgesprochen war das! Mit welcher Fuͤlle der Ueberzeugung stimmt' ich in diese gerechte Klagen ein! wie ward mir so leicht! wie schien mir die halbverlorne Sache gleichsam schon wiedergefunden, da ich hoͤrte, daß die Wahrheit Gottes an manchen Orten noch Ohren findet, die sie hoͤren und verstehen, und Seelen, denen es Last ist, daß sie's nicht lauter, maͤchtiger sagen duͤrfen. — »Man stoͤßt den Herrn des Weingartens zum Weingarten heraus«. Dies Wort wiederhol ich auch mit Bedacht hier, — frey duͤrft' ich dies oͤffentlich sagen. Wie gern verpflicht' ich mich dadurch, es bey jedem, jedem Anlaß immer staͤrker, treffender, schneidender zu sagen — »daß man wider die Menschheit raset, wenn man wider Christum sich auflehnt«. Wenn Christus unertraͤglich ist, o wie ist denn gewiß, aller vorgegebenen hochgepriesenen Menschenliebe ungeachtet, auch die Menschheit unertraͤglich! Wer mich hasset, der hasset auch meinen Vater, hast du mit goͤttlicher Einfalt und Wahrheit gesagt, — du bester aller Menschen, aller Herren und aller Goͤtter auf Erden und im Himmel! und wer deinen Vater hasset, der hasset auch seine Kinder, — so wie der den liebt, der gezeugt hat, auch den liebet, der von ihm gezeugt ist.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0101]
mung der Religion. Sie zerstoͤren die Menschlichkeit, indem sie das Christenthum zerstoͤren, und Christum den Christen rauben«!
Wie tief aus meinem Herzen herausgesprochen war das! Mit welcher Fuͤlle der Ueberzeugung stimmt' ich in diese gerechte Klagen ein! wie ward mir so leicht! wie schien mir die halbverlorne Sache gleichsam schon wiedergefunden, da ich hoͤrte, daß die Wahrheit Gottes an manchen Orten noch Ohren findet, die sie hoͤren und verstehen, und Seelen, denen es Last ist, daß sie's nicht lauter, maͤchtiger sagen duͤrfen. — »Man stoͤßt den Herrn des Weingartens zum Weingarten heraus«. Dies Wort wiederhol ich auch mit Bedacht hier, — frey duͤrft' ich dies oͤffentlich sagen. Wie gern verpflicht' ich mich dadurch, es bey jedem, jedem Anlaß immer staͤrker, treffender, schneidender zu sagen — »daß man wider die Menschheit raset, wenn man wider Christum sich auflehnt«. Wenn Christus unertraͤglich ist, o wie ist denn gewiß, aller vorgegebenen hochgepriesenen Menschenliebe ungeachtet, auch die Menschheit unertraͤglich! Wer mich hasset, der hasset auch meinen Vater, hast du mit goͤttlicher Einfalt und Wahrheit gesagt, — du bester aller Menschen, aller Herren und aller Goͤtter auf Erden und im Himmel! und wer deinen Vater hasset, der hasset auch seine Kinder, — so wie der den liebt, der gezeugt hat, auch den liebet, der von ihm gezeugt ist.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0503_1787/101>, abgerufen am 16.02.2025. |