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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 2. Berlin, 1787.

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der erklären, welche uns des Nachts beunruhigen und unsere Schamhaftigkeit beleidigen. Wenn der menschliche Körper von den Arbeiten des Tages frei der Ruhe genießt, und die Seele mit ihrem Nachdenken sparsamer zu Werke geht, führt die Einbildungskraft die Bilder der sinnlichen Bedürfnisse näher vor uns vorbei,einmahl, weil sie immer die öftern Vorstellungen der Seele in ihrem ruhigen Zustande zu seyn pflegen, und durch die Gewalt der Gewohnheit die stärksten geworden sind, und denn zweitens, weil durch die Entkleidung des menschlichen Körpers, durch die weiche Lage auf dem Bette, und durch das Erinnern an verliebte nächtliche Zusammenkünfte, vielleicht aus lange vergangenen Zeiten, unsere Phantasie sehr leicht und lebhaft gereitzt werden kann; -- sehr leicht, weil, wie ich schon gezeigt habe, sie nicht von sinnlichen Eindrücken des Nachts so oft gehindert wird; sehr lebhaft, weil sie sich, wenn unsere Augen geschlossen sind, gewisse Nudidäten viel deutlicher, als sonst, vorzustellen pflegt.

Etwas schwerer scheinen mir die Erklärungsarten zu seyn, -- wie gewisse unanständige Prädicate uns gegen heilige Dinge, die wir doch schätzen und lieben, einfallen, wenn wir unsere Augen schließen; worüber ich aber auch viel Leute habe klagen hören, daß sie im völligen Wachen damit geplagt wären. Jch vermuthe, daß Leuten, die sich dieser Gedanken nicht enthalten können, und deren


der erklaͤren, welche uns des Nachts beunruhigen und unsere Schamhaftigkeit beleidigen. Wenn der menschliche Koͤrper von den Arbeiten des Tages frei der Ruhe genießt, und die Seele mit ihrem Nachdenken sparsamer zu Werke geht, fuͤhrt die Einbildungskraft die Bilder der sinnlichen Beduͤrfnisse naͤher vor uns vorbei,einmahl, weil sie immer die oͤftern Vorstellungen der Seele in ihrem ruhigen Zustande zu seyn pflegen, und durch die Gewalt der Gewohnheit die staͤrksten geworden sind, und denn zweitens, weil durch die Entkleidung des menschlichen Koͤrpers, durch die weiche Lage auf dem Bette, und durch das Erinnern an verliebte naͤchtliche Zusammenkuͤnfte, vielleicht aus lange vergangenen Zeiten, unsere Phantasie sehr leicht und lebhaft gereitzt werden kann; — sehr leicht, weil, wie ich schon gezeigt habe, sie nicht von sinnlichen Eindruͤcken des Nachts so oft gehindert wird; sehr lebhaft, weil sie sich, wenn unsere Augen geschlossen sind, gewisse Nudidaͤten viel deutlicher, als sonst, vorzustellen pflegt.

Etwas schwerer scheinen mir die Erklaͤrungsarten zu seyn, — wie gewisse unanstaͤndige Praͤdicate uns gegen heilige Dinge, die wir doch schaͤtzen und lieben, einfallen, wenn wir unsere Augen schließen; woruͤber ich aber auch viel Leute habe klagen hoͤren, daß sie im voͤlligen Wachen damit geplagt waͤren. Jch vermuthe, daß Leuten, die sich dieser Gedanken nicht enthalten koͤnnen, und deren

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[96/0096] der erklaͤren, welche uns des Nachts beunruhigen und unsere Schamhaftigkeit beleidigen. Wenn der menschliche Koͤrper von den Arbeiten des Tages frei der Ruhe genießt, und die Seele mit ihrem Nachdenken sparsamer zu Werke geht, fuͤhrt die Einbildungskraft die Bilder der sinnlichen Beduͤrfnisse naͤher vor uns vorbei,einmahl, weil sie immer die oͤftern Vorstellungen der Seele in ihrem ruhigen Zustande zu seyn pflegen, und durch die Gewalt der Gewohnheit die staͤrksten geworden sind, und denn zweitens, weil durch die Entkleidung des menschlichen Koͤrpers, durch die weiche Lage auf dem Bette, und durch das Erinnern an verliebte naͤchtliche Zusammenkuͤnfte, vielleicht aus lange vergangenen Zeiten, unsere Phantasie sehr leicht und lebhaft gereitzt werden kann; — sehr leicht, weil, wie ich schon gezeigt habe, sie nicht von sinnlichen Eindruͤcken des Nachts so oft gehindert wird; sehr lebhaft, weil sie sich, wenn unsere Augen geschlossen sind, gewisse Nudidaͤten viel deutlicher, als sonst, vorzustellen pflegt. Etwas schwerer scheinen mir die Erklaͤrungsarten zu seyn, — wie gewisse unanstaͤndige Praͤdicate uns gegen heilige Dinge, die wir doch schaͤtzen und lieben, einfallen, wenn wir unsere Augen schließen; woruͤber ich aber auch viel Leute habe klagen hoͤren, daß sie im voͤlligen Wachen damit geplagt waͤren. Jch vermuthe, daß Leuten, die sich dieser Gedanken nicht enthalten koͤnnen, und deren

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 2. Berlin, 1787, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0502_1787/96>, abgerufen am 24.11.2024.