Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 2. Berlin, 1787.
Die Herausgabe dieses Buchs war die Ursache von den schrecklichen Ausbrüchen seiner Hypochondrie, worüber er sich selbst stark genug in folgenden Worten ausdrückt: "Und wenn ich alle wunderbare Erhaltungen zusammennehme, so ehemahls in der Welt geschehen, so kann ich solche kaum mit den vergleichen, daß ich bei solchen Troublen, so mir zugezogen, und worin vielleicht ein starkes Gemüthe nur seine Lust suchen würde, bei aller meiner vielen Furcht, Sorge, Angst, schlaflosen Nächten, Rathen und Widerrathen, Drohungen und Aufrichtungen
Die Herausgabe dieses Buchs war die Ursache von den schrecklichen Ausbruͤchen seiner Hypochondrie, woruͤber er sich selbst stark genug in folgenden Worten ausdruͤckt: »Und wenn ich alle wunderbare Erhaltungen zusammennehme, so ehemahls in der Welt geschehen, so kann ich solche kaum mit den vergleichen, daß ich bei solchen Troublen, so mir zugezogen, und worin vielleicht ein starkes Gemuͤthe nur seine Lust suchen wuͤrde, bei aller meiner vielen Furcht, Sorge, Angst, schlaflosen Naͤchten, Rathen und Widerrathen, Drohungen und Aufrichtungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0031" n="31"/><lb/> nicht koͤnne selig werden, und als ob es dem Worte Gottes zuwider waͤre; sondern weil es so schwer zu verstehen vor gemeine Leute, und wegen des vielfaͤltigen Mißverstandes auch die edelsten Wahrheiten desselben bei viel tausend Menschen zum Mißbrauche und zur fleischlichen Sicherheit ausschlagen; so hielt ich davor, ich waͤre nach meiner Einsicht verbunden, ein solches System zu erwaͤhlen und bekannt zu machen, bei welchem die Uebung der Gottseligkeit nach meinem Erachten nicht so viel Gefahr liefe, — — ja ich war so sehr eingenommen mit der Einbildung, daß ich Gewissens halber solches zu thun verbunden waͤre, daß ich auch die erschrecklichen Plagen, so ich in vorhergehenden Jahren, insonderheit <hi rendition="#aq">anno</hi> 1717 ausgestanden, meinem Stillsitzen und Stillschweigen zuschrieb, und daß ich aus Menschenfurcht bisher solche noͤthige Wahrheiten und Einrichtung unserer christlichen Lehrpuncte unterdruͤckt haͤtte.«</p> <p>Die Herausgabe dieses Buchs war die Ursache von den schrecklichen Ausbruͤchen seiner Hypochondrie, woruͤber er sich selbst stark genug in folgenden Worten ausdruͤckt: »Und wenn ich alle wunderbare Erhaltungen zusammennehme, so ehemahls in der Welt geschehen, so kann ich solche kaum mit den vergleichen, daß ich bei solchen Troublen, so mir zugezogen, und worin vielleicht ein starkes Gemuͤthe nur seine Lust suchen wuͤrde, bei aller meiner vielen Furcht, Sorge, Angst, schlaflosen Naͤchten, Rathen und Widerrathen, Drohungen und Aufrichtungen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0031]
nicht koͤnne selig werden, und als ob es dem Worte Gottes zuwider waͤre; sondern weil es so schwer zu verstehen vor gemeine Leute, und wegen des vielfaͤltigen Mißverstandes auch die edelsten Wahrheiten desselben bei viel tausend Menschen zum Mißbrauche und zur fleischlichen Sicherheit ausschlagen; so hielt ich davor, ich waͤre nach meiner Einsicht verbunden, ein solches System zu erwaͤhlen und bekannt zu machen, bei welchem die Uebung der Gottseligkeit nach meinem Erachten nicht so viel Gefahr liefe, — — ja ich war so sehr eingenommen mit der Einbildung, daß ich Gewissens halber solches zu thun verbunden waͤre, daß ich auch die erschrecklichen Plagen, so ich in vorhergehenden Jahren, insonderheit anno 1717 ausgestanden, meinem Stillsitzen und Stillschweigen zuschrieb, und daß ich aus Menschenfurcht bisher solche noͤthige Wahrheiten und Einrichtung unserer christlichen Lehrpuncte unterdruͤckt haͤtte.«
Die Herausgabe dieses Buchs war die Ursache von den schrecklichen Ausbruͤchen seiner Hypochondrie, woruͤber er sich selbst stark genug in folgenden Worten ausdruͤckt: »Und wenn ich alle wunderbare Erhaltungen zusammennehme, so ehemahls in der Welt geschehen, so kann ich solche kaum mit den vergleichen, daß ich bei solchen Troublen, so mir zugezogen, und worin vielleicht ein starkes Gemuͤthe nur seine Lust suchen wuͤrde, bei aller meiner vielen Furcht, Sorge, Angst, schlaflosen Naͤchten, Rathen und Widerrathen, Drohungen und Aufrichtungen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0502_1787 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0502_1787/31 |
Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 2. Berlin, 1787, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0502_1787/31>, abgerufen am 22.07.2024. |