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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 2. Berlin, 1787.

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Da fühlte ich nichts von Kummer, nichts von Unglück; denn glücklich war ich da, wenn ich Nahrung, Kleider hatte und mein Studium gut voranging. Eine gute Schuleinrichtung und Aufklärung überhaupt hatte in B.. schon ziemliche Fortschritte gemacht; Licht hatte schon allmählig die Finsterniß verscheucht, und Wahrheit über Aberglauben, Sophysterei und Barbarei gesiegt.

Nun ging eine Veränderung mit den häuslichen Umständen unserer Eltern vor, dabei ich das meiste zu thun hatte; ich mußte unter den rauhesten Winterstürmen, ohne Schonung meines Körpers, Reisen thun, die nicht nur ganze Tage, sondern noch manche Nacht mitnahmen; oft floh mit mir mein Pferd durch die ödesten Gegenden, durch Eisbäche und starre Wälder hin, wo ich nur noch den einzigen Gedanken zu meinem Trost hatte: du thust es für deine Eltern. Aber auch die Folgen davon waren, daß ich in eine tödtliche 6 Wochen-lange Krankheit fiel und gleich nach meiner Genesung ein Recitiv bekam; dieser Zustand dauerte wieder 8 Wochen; der Herr Geheimerath Frank, der sich durch seine medicinische Policei so viel Verdienste sammelte, rettete mich vom Tode.

Und hier fängt die Epoche meines Lebens an, die je den wichtigsten Einfluß auf dasselbe hatte;


Da fuͤhlte ich nichts von Kummer, nichts von Ungluͤck; denn gluͤcklich war ich da, wenn ich Nahrung, Kleider hatte und mein Studium gut voranging. Eine gute Schuleinrichtung und Aufklaͤrung uͤberhaupt hatte in B.. schon ziemliche Fortschritte gemacht; Licht hatte schon allmaͤhlig die Finsterniß verscheucht, und Wahrheit uͤber Aberglauben, Sophysterei und Barbarei gesiegt.

Nun ging eine Veraͤnderung mit den haͤuslichen Umstaͤnden unserer Eltern vor, dabei ich das meiste zu thun hatte; ich mußte unter den rauhesten Winterstuͤrmen, ohne Schonung meines Koͤrpers, Reisen thun, die nicht nur ganze Tage, sondern noch manche Nacht mitnahmen; oft floh mit mir mein Pferd durch die oͤdesten Gegenden, durch Eisbaͤche und starre Waͤlder hin, wo ich nur noch den einzigen Gedanken zu meinem Trost hatte: du thust es fuͤr deine Eltern. Aber auch die Folgen davon waren, daß ich in eine toͤdtliche 6 Wochen-lange Krankheit fiel und gleich nach meiner Genesung ein Recitiv bekam; dieser Zustand dauerte wieder 8 Wochen; der Herr Geheimerath Frank, der sich durch seine medicinische Policei so viel Verdienste sammelte, rettete mich vom Tode.

Und hier faͤngt die Epoche meines Lebens an, die je den wichtigsten Einfluß auf dasselbe hatte;

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[122/0122] Da fuͤhlte ich nichts von Kummer, nichts von Ungluͤck; denn gluͤcklich war ich da, wenn ich Nahrung, Kleider hatte und mein Studium gut voranging. Eine gute Schuleinrichtung und Aufklaͤrung uͤberhaupt hatte in B.. schon ziemliche Fortschritte gemacht; Licht hatte schon allmaͤhlig die Finsterniß verscheucht, und Wahrheit uͤber Aberglauben, Sophysterei und Barbarei gesiegt. Nun ging eine Veraͤnderung mit den haͤuslichen Umstaͤnden unserer Eltern vor, dabei ich das meiste zu thun hatte; ich mußte unter den rauhesten Winterstuͤrmen, ohne Schonung meines Koͤrpers, Reisen thun, die nicht nur ganze Tage, sondern noch manche Nacht mitnahmen; oft floh mit mir mein Pferd durch die oͤdesten Gegenden, durch Eisbaͤche und starre Waͤlder hin, wo ich nur noch den einzigen Gedanken zu meinem Trost hatte: du thust es fuͤr deine Eltern. Aber auch die Folgen davon waren, daß ich in eine toͤdtliche 6 Wochen-lange Krankheit fiel und gleich nach meiner Genesung ein Recitiv bekam; dieser Zustand dauerte wieder 8 Wochen; der Herr Geheimerath Frank, der sich durch seine medicinische Policei so viel Verdienste sammelte, rettete mich vom Tode. Und hier faͤngt die Epoche meines Lebens an, die je den wichtigsten Einfluß auf dasselbe hatte;

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 2. Berlin, 1787, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0502_1787/122>, abgerufen am 24.11.2024.