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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 1. Berlin, 1787.

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bisherigen Schreckbilder der Phantasie verlassen ihn, - und zwar auf eine lange Zeit, er vergießt Freudenthränen, seine Gestalt wird wieder menschlicher, - und das alles aus einem sehr richtigen psychologischen Erfahrungsgrunde: daß die Seele nach langem ausgestandenem Kummer oft in dem Augenblicke, da sie noch davon gedrückt wird, durch eine Art eigener Spannkraft sich davon befreiet, und nun in einen desto stärkern und lebhaftern Genuß der Freude übergeht. Daß die Seele dazu erst gewiße Veranlassungen, gewiße Hülfsbilder haben müsse, ist natürlich; - aber unnatürlich wäre es, wenn man annehmen wollte, daß der Uebergang von Seelenleiden in ruhigere und angenehmere Gefühle durch unmittelbaren Einfluß der Gottheit verursacht würde.

P.

(Die Fortsetzung folgt.)



bisherigen Schreckbilder der Phantasie verlassen ihn, – und zwar auf eine lange Zeit, er vergießt Freudenthraͤnen, seine Gestalt wird wieder menschlicher, – und das alles aus einem sehr richtigen psychologischen Erfahrungsgrunde: daß die Seele nach langem ausgestandenem Kummer oft in dem Augenblicke, da sie noch davon gedruͤckt wird, durch eine Art eigener Spannkraft sich davon befreiet, und nun in einen desto staͤrkern und lebhaftern Genuß der Freude uͤbergeht. Daß die Seele dazu erst gewiße Veranlassungen, gewiße Huͤlfsbilder haben muͤsse, ist natuͤrlich; – aber unnatuͤrlich waͤre es, wenn man annehmen wollte, daß der Uebergang von Seelenleiden in ruhigere und angenehmere Gefuͤhle durch unmittelbaren Einfluß der Gottheit verursacht wuͤrde.

P.

(Die Fortsetzung folgt.)


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[127/0129] bisherigen Schreckbilder der Phantasie verlassen ihn, – und zwar auf eine lange Zeit, er vergießt Freudenthraͤnen, seine Gestalt wird wieder menschlicher, – und das alles aus einem sehr richtigen psychologischen Erfahrungsgrunde: daß die Seele nach langem ausgestandenem Kummer oft in dem Augenblicke, da sie noch davon gedruͤckt wird, durch eine Art eigener Spannkraft sich davon befreiet, und nun in einen desto staͤrkern und lebhaftern Genuß der Freude uͤbergeht. Daß die Seele dazu erst gewiße Veranlassungen, gewiße Huͤlfsbilder haben muͤsse, ist natuͤrlich; – aber unnatuͤrlich waͤre es, wenn man annehmen wollte, daß der Uebergang von Seelenleiden in ruhigere und angenehmere Gefuͤhle durch unmittelbaren Einfluß der Gottheit verursacht wuͤrde. P. (Die Fortsetzung folgt.)

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 1. Berlin, 1787, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0501_1787/129>, abgerufen am 28.11.2024.