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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 1. Berlin, 1787.

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uns ziemlich anschaulich macht, wie natürlich in dem Jnnern unsrer Seele durch den Kontrast, durch dunkle sinnliche Bilder, durch die Neigung zum Verbotenen gewiße Vorstellungen entstehen können, die man wegen ihres auffallenden und garstigen Eindrucks so oft dem Teufel zuzuschreiben pflegt*).

"Jch hatte, fährt der Verfasser fort, um diese Zeit (wie vorhergesagt, in seinem zwölften Jahre) einen verdrüßlichen Zufall, der mich im Gemüthe

*) Jch kenne mehrere recht brave und gute Leute, die mit solchen garstigen und unwillkürlichen Jdeen sehr oft wider ihren Willen geplagt, und oft in ihren ernsthaftesten und frömmesten Geschäften, z.B. beim Gebet, beim heil. Abendmahl, davon überrascht werden. Jch habe selbst einmahl lange den Namen der Gottheit nicht ohne gewisse schmutzige Epitheta denken können, ich habe mir alle Mühe gegeben, ihren Eindruck aus meiner Seele zu tilgen; allein, ehe ich michs versahe, stand der häßliche Ausdruck wieder vor meinen Augen; um ihn nicht so lebhaft zu fühlen, fing ich als Knabe oft erstaunlich geschwind mein Gebet abzuplappern an, und ich glaubte damahls so gut, wie der Hypochondrist Bernd, daß der böse Feind sein Spiel mit meinem Gehirn haben müsse. Neulich gestand mir noch ein gescheuter, sehr angesehener Mann, daß er seinen Glauben an einen Teufel gleich aufgeben wolle, wenn man ihm unwillkürlich böse Gedanken auf eine natürliche Art in Absicht ihres Ursprungs erklären würde. Anm. des H.


uns ziemlich anschaulich macht, wie natuͤrlich in dem Jnnern unsrer Seele durch den Kontrast, durch dunkle sinnliche Bilder, durch die Neigung zum Verbotenen gewiße Vorstellungen entstehen koͤnnen, die man wegen ihres auffallenden und garstigen Eindrucks so oft dem Teufel zuzuschreiben pflegt*).

»Jch hatte, faͤhrt der Verfasser fort, um diese Zeit (wie vorhergesagt, in seinem zwoͤlften Jahre) einen verdruͤßlichen Zufall, der mich im Gemuͤthe

*) Jch kenne mehrere recht brave und gute Leute, die mit solchen garstigen und unwillkuͤrlichen Jdeen sehr oft wider ihren Willen geplagt, und oft in ihren ernsthaftesten und froͤmmesten Geschaͤften, z.B. beim Gebet, beim heil. Abendmahl, davon uͤberrascht werden. Jch habe selbst einmahl lange den Namen der Gottheit nicht ohne gewisse schmutzige Epitheta denken koͤnnen, ich habe mir alle Muͤhe gegeben, ihren Eindruck aus meiner Seele zu tilgen; allein, ehe ich michs versahe, stand der haͤßliche Ausdruck wieder vor meinen Augen; um ihn nicht so lebhaft zu fuͤhlen, fing ich als Knabe oft erstaunlich geschwind mein Gebet abzuplappern an, und ich glaubte damahls so gut, wie der Hypochondrist Bernd, daß der boͤse Feind sein Spiel mit meinem Gehirn haben muͤsse. Neulich gestand mir noch ein gescheuter, sehr angesehener Mann, daß er seinen Glauben an einen Teufel gleich aufgeben wolle, wenn man ihm unwillkuͤrlich boͤse Gedanken auf eine natuͤrliche Art in Absicht ihres Ursprungs erklaͤren wuͤrde. Anm. des H.
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[108/0110] uns ziemlich anschaulich macht, wie natuͤrlich in dem Jnnern unsrer Seele durch den Kontrast, durch dunkle sinnliche Bilder, durch die Neigung zum Verbotenen gewiße Vorstellungen entstehen koͤnnen, die man wegen ihres auffallenden und garstigen Eindrucks so oft dem Teufel zuzuschreiben pflegt*) . »Jch hatte, faͤhrt der Verfasser fort, um diese Zeit (wie vorhergesagt, in seinem zwoͤlften Jahre) einen verdruͤßlichen Zufall, der mich im Gemuͤthe *) Jch kenne mehrere recht brave und gute Leute, die mit solchen garstigen und unwillkuͤrlichen Jdeen sehr oft wider ihren Willen geplagt, und oft in ihren ernsthaftesten und froͤmmesten Geschaͤften, z.B. beim Gebet, beim heil. Abendmahl, davon uͤberrascht werden. Jch habe selbst einmahl lange den Namen der Gottheit nicht ohne gewisse schmutzige Epitheta denken koͤnnen, ich habe mir alle Muͤhe gegeben, ihren Eindruck aus meiner Seele zu tilgen; allein, ehe ich michs versahe, stand der haͤßliche Ausdruck wieder vor meinen Augen; um ihn nicht so lebhaft zu fuͤhlen, fing ich als Knabe oft erstaunlich geschwind mein Gebet abzuplappern an, und ich glaubte damahls so gut, wie der Hypochondrist Bernd, daß der boͤse Feind sein Spiel mit meinem Gehirn haben muͤsse. Neulich gestand mir noch ein gescheuter, sehr angesehener Mann, daß er seinen Glauben an einen Teufel gleich aufgeben wolle, wenn man ihm unwillkuͤrlich boͤse Gedanken auf eine natuͤrliche Art in Absicht ihres Ursprungs erklaͤren wuͤrde. Anm. des H.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 1. Berlin, 1787, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0501_1787/110>, abgerufen am 26.11.2024.