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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.

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auch dessen Eltern mein Urtheil darüber hören könnten. Denn vielleicht fände ich das Kind anders, als ich mir vorstelle. Jch willigte sehr gerne ein. Denen Eltern wurde also dieses hinterbracht; und da das Kind eben sich am besten befand, es auch gutes Sommerwetter war, kam die Mutter mit ihm auf dem herrschaftlichen Hofe an, und der Vater folgte nach.

Sie war ein ziemlich herangewachsenes Mädchen von ungefähr acht Jahren und sahe abwechselnd bald roth bald blas aus: vielleicht verursachte meine und anderer Gegenwart anfänglich diese Veränderung ihrer Gesichtsfarbe. Ganz genau von mir betrachtet, sahe sie mich wieder dreist an; jedoch konnte sie nicht stille stehen, obschon ihre Mutter sie bei der linken Hand hielte. Sie bewegte sich mit Händen und Füssen, nebst Kopf beständig, und zuweilen so stark, als wenn sie schien tanzen zu wollen. Jhre Sprache war flüchtig, wild und meist unverständlich; wobei sie öfters ihre Mutter ansahe, und denn wieder weiter ihre Blicke wild herumwarf. Jch nahm sie an die Hand; sprach ihr freundlich zu; fragte: ob sie denn so sehr krank wäre, und was ihr eigentlich schmerzte? Nur verwirrte, kurze, nichtsbedeutende Antwort bekam ich; und die Bewegung ihrer Glieder nahm zu. Jch wollte ihren Puls erforschen; allein da sie die Arme und Hände niemals stille halten konnte, ja nicht einmahl auf einer Stelle ruhig stehen blieb,


auch dessen Eltern mein Urtheil daruͤber hoͤren koͤnnten. Denn vielleicht faͤnde ich das Kind anders, als ich mir vorstelle. Jch willigte sehr gerne ein. Denen Eltern wurde also dieses hinterbracht; und da das Kind eben sich am besten befand, es auch gutes Sommerwetter war, kam die Mutter mit ihm auf dem herrschaftlichen Hofe an, und der Vater folgte nach.

Sie war ein ziemlich herangewachsenes Maͤdchen von ungefaͤhr acht Jahren und sahe abwechselnd bald roth bald blas aus: vielleicht verursachte meine und anderer Gegenwart anfaͤnglich diese Veraͤnderung ihrer Gesichtsfarbe. Ganz genau von mir betrachtet, sahe sie mich wieder dreist an; jedoch konnte sie nicht stille stehen, obschon ihre Mutter sie bei der linken Hand hielte. Sie bewegte sich mit Haͤnden und Fuͤssen, nebst Kopf bestaͤndig, und zuweilen so stark, als wenn sie schien tanzen zu wollen. Jhre Sprache war fluͤchtig, wild und meist unverstaͤndlich; wobei sie oͤfters ihre Mutter ansahe, und denn wieder weiter ihre Blicke wild herumwarf. Jch nahm sie an die Hand; sprach ihr freundlich zu; fragte: ob sie denn so sehr krank waͤre, und was ihr eigentlich schmerzte? Nur verwirrte, kurze, nichtsbedeutende Antwort bekam ich; und die Bewegung ihrer Glieder nahm zu. Jch wollte ihren Puls erforschen; allein da sie die Arme und Haͤnde niemals stille halten konnte, ja nicht einmahl auf einer Stelle ruhig stehen blieb,

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[29/0029] auch dessen Eltern mein Urtheil daruͤber hoͤren koͤnnten. Denn vielleicht faͤnde ich das Kind anders, als ich mir vorstelle. Jch willigte sehr gerne ein. Denen Eltern wurde also dieses hinterbracht; und da das Kind eben sich am besten befand, es auch gutes Sommerwetter war, kam die Mutter mit ihm auf dem herrschaftlichen Hofe an, und der Vater folgte nach. Sie war ein ziemlich herangewachsenes Maͤdchen von ungefaͤhr acht Jahren und sahe abwechselnd bald roth bald blas aus: vielleicht verursachte meine und anderer Gegenwart anfaͤnglich diese Veraͤnderung ihrer Gesichtsfarbe. Ganz genau von mir betrachtet, sahe sie mich wieder dreist an; jedoch konnte sie nicht stille stehen, obschon ihre Mutter sie bei der linken Hand hielte. Sie bewegte sich mit Haͤnden und Fuͤssen, nebst Kopf bestaͤndig, und zuweilen so stark, als wenn sie schien tanzen zu wollen. Jhre Sprache war fluͤchtig, wild und meist unverstaͤndlich; wobei sie oͤfters ihre Mutter ansahe, und denn wieder weiter ihre Blicke wild herumwarf. Jch nahm sie an die Hand; sprach ihr freundlich zu; fragte: ob sie denn so sehr krank waͤre, und was ihr eigentlich schmerzte? Nur verwirrte, kurze, nichtsbedeutende Antwort bekam ich; und die Bewegung ihrer Glieder nahm zu. Jch wollte ihren Puls erforschen; allein da sie die Arme und Haͤnde niemals stille halten konnte, ja nicht einmahl auf einer Stelle ruhig stehen blieb,

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/29>, abgerufen am 27.11.2024.