Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.
Zu Ende dieses Schlusses kam ich in mein Haus, gab so viel mir möglich, meinen Leuten, theils durch confuse Worte, theils richtige Zeichen zu verstehen, daß sie Wasser zur Aderöfnung am Fuß hereinbringen müßten. Diese verstanden endlich meinen Sinn, besonders als ich den Schnepper und Fuß zeigte und mich setzte. Da ich nun in meinen jüngern Jahren Muse gehabt hatte, mich auch auf die Medicin zu legen, nebst einigen chirurgischen Jnstrumenten auch eine kleine Hausapotheke zum unentgeldlichen Gebrauch meiner Leute hielte, so war dieses, daß ich mir selbst zur Ader lassen wollte, so auffallend nicht. Zufällig, da es zu anderm nöthigen Küchengebrauch da war, bekam ich ohne Aufschub warmes Wasser in einem dazu schicklichen Gefässe, setzte den Fuß ein, und ließ mich selbst recht gut am Fuß zur Ader. Mein Blut war eben nicht in Wallung; dennoch aber ließ ich wohl bis zehn Unzen, welches etwas dicke war.
Zu Ende dieses Schlusses kam ich in mein Haus, gab so viel mir moͤglich, meinen Leuten, theils durch confuse Worte, theils richtige Zeichen zu verstehen, daß sie Wasser zur Aderoͤfnung am Fuß hereinbringen muͤßten. Diese verstanden endlich meinen Sinn, besonders als ich den Schnepper und Fuß zeigte und mich setzte. Da ich nun in meinen juͤngern Jahren Muse gehabt hatte, mich auch auf die Medicin zu legen, nebst einigen chirurgischen Jnstrumenten auch eine kleine Hausapotheke zum unentgeldlichen Gebrauch meiner Leute hielte, so war dieses, daß ich mir selbst zur Ader lassen wollte, so auffallend nicht. Zufaͤllig, da es zu anderm noͤthigen Kuͤchengebrauch da war, bekam ich ohne Aufschub warmes Wasser in einem dazu schicklichen Gefaͤsse, setzte den Fuß ein, und ließ mich selbst recht gut am Fuß zur Ader. Mein Blut war eben nicht in Wallung; dennoch aber ließ ich wohl bis zehn Unzen, welches etwas dicke war. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0025" n="25"/><lb/> sehen, suchte ich diesen Gedanken nochmals vor mich bunt herzusagen; allein alle diese Worte konnte ich zwar deutlich vorbringen, aber doch nur unordentlich untereinander wie vorher, ohne außer dem Gedanken selbst, den ich im Sinne hatte, aus den Worten klug zu werden. Jch dachte also weiter, daß eine Aderlaße oder eine Laxanz, schleunig gebraucht, nur noch allein in der Geschwindigkeit mir helfen koͤnnten. Die Aderlaß waͤhlte ich.</p> <p>Zu Ende dieses Schlusses kam ich in mein Haus, gab so viel mir moͤglich, meinen Leuten, theils durch confuse Worte, theils richtige Zeichen zu verstehen, daß sie Wasser zur Aderoͤfnung am Fuß hereinbringen muͤßten. Diese verstanden endlich meinen Sinn, besonders als ich den Schnepper und Fuß zeigte und mich setzte. Da ich nun in meinen juͤngern Jahren Muse gehabt hatte, mich auch auf die Medicin zu legen, nebst einigen chirurgischen Jnstrumenten auch eine kleine Hausapotheke zum unentgeldlichen Gebrauch meiner Leute hielte, so war dieses, daß ich mir selbst zur Ader lassen wollte, so auffallend nicht. Zufaͤllig, da es zu anderm noͤthigen Kuͤchengebrauch da war, bekam ich ohne Aufschub warmes Wasser in einem dazu schicklichen Gefaͤsse, setzte den Fuß ein, und ließ mich selbst recht gut am Fuß zur Ader. Mein Blut war eben nicht in Wallung; dennoch aber ließ ich wohl bis zehn Unzen, welches etwas dicke war.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [25/0025]
sehen, suchte ich diesen Gedanken nochmals vor mich bunt herzusagen; allein alle diese Worte konnte ich zwar deutlich vorbringen, aber doch nur unordentlich untereinander wie vorher, ohne außer dem Gedanken selbst, den ich im Sinne hatte, aus den Worten klug zu werden. Jch dachte also weiter, daß eine Aderlaße oder eine Laxanz, schleunig gebraucht, nur noch allein in der Geschwindigkeit mir helfen koͤnnten. Die Aderlaß waͤhlte ich.
Zu Ende dieses Schlusses kam ich in mein Haus, gab so viel mir moͤglich, meinen Leuten, theils durch confuse Worte, theils richtige Zeichen zu verstehen, daß sie Wasser zur Aderoͤfnung am Fuß hereinbringen muͤßten. Diese verstanden endlich meinen Sinn, besonders als ich den Schnepper und Fuß zeigte und mich setzte. Da ich nun in meinen juͤngern Jahren Muse gehabt hatte, mich auch auf die Medicin zu legen, nebst einigen chirurgischen Jnstrumenten auch eine kleine Hausapotheke zum unentgeldlichen Gebrauch meiner Leute hielte, so war dieses, daß ich mir selbst zur Ader lassen wollte, so auffallend nicht. Zufaͤllig, da es zu anderm noͤthigen Kuͤchengebrauch da war, bekam ich ohne Aufschub warmes Wasser in einem dazu schicklichen Gefaͤsse, setzte den Fuß ein, und ließ mich selbst recht gut am Fuß zur Ader. Mein Blut war eben nicht in Wallung; dennoch aber ließ ich wohl bis zehn Unzen, welches etwas dicke war.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/25>, abgerufen am 16.02.2025. |