Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0018" n="18"/><lb/> Begebenheiten in der Welt abhingen. Der eine verkuͤndiget seiner Meinung nach Pest, der andere Krieg, der dritte Feuersbrunst, und so alle Unordnungen und Ungluͤcksfaͤlle, die nur immer in der Welt vorkommen. Er sondert daher solche bedeutende Steine sorgfaͤltig, und wenn er sie alle besaͤsse, so wuͤrde von ihm das Schicksal der ganzen Welt abhangen. Als vor einigen Jahren das große Erdbeben in Calabrien entstand, machte man ihm den Vorwurf: er wolle der Regierer der Welt seyn, und habe ein solches schreckliches Ungluͤck nicht verhuͤtet. Er entschuldigte sich kurz damit, daß er den Stein, von dem es abhaͤnge, nicht habe habhaft werden koͤnnen. Jst er aber in seiner Macht zu nehmen und vorzubeugen, so thut er es auch gewiß. Er kam z.B. zu einem seiner Bekannten: Sie haben da ein paar Steine auf Jhrem Hofe liegen, sagte er mit bedenklicher und sorgsamer Miene, die muͤssen Sie nothwendig gleich wegnehmen lassen, wenn Sie nicht wollen, daß Jhr Haus abbrennen soll. — »Aber woher wissen Sie das, und was koͤnnen die Steine dazu beitragen?« — Sehn Sie, das will ich Jhnen gleich sagen, diese beide Steine hier, sind beide von sehr heißer und feuriger Natur. Wenn sie nun laͤnger nebeneinander liegen, werden sie sich einander entzuͤnden. Nichts natuͤrlicher, wie das. — Oft bemerkt man ihn auf der Straße stillstehen, und seinen Blick unverwandt auf einen Stein richten. —<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0018]
Begebenheiten in der Welt abhingen. Der eine verkuͤndiget seiner Meinung nach Pest, der andere Krieg, der dritte Feuersbrunst, und so alle Unordnungen und Ungluͤcksfaͤlle, die nur immer in der Welt vorkommen. Er sondert daher solche bedeutende Steine sorgfaͤltig, und wenn er sie alle besaͤsse, so wuͤrde von ihm das Schicksal der ganzen Welt abhangen. Als vor einigen Jahren das große Erdbeben in Calabrien entstand, machte man ihm den Vorwurf: er wolle der Regierer der Welt seyn, und habe ein solches schreckliches Ungluͤck nicht verhuͤtet. Er entschuldigte sich kurz damit, daß er den Stein, von dem es abhaͤnge, nicht habe habhaft werden koͤnnen. Jst er aber in seiner Macht zu nehmen und vorzubeugen, so thut er es auch gewiß. Er kam z.B. zu einem seiner Bekannten: Sie haben da ein paar Steine auf Jhrem Hofe liegen, sagte er mit bedenklicher und sorgsamer Miene, die muͤssen Sie nothwendig gleich wegnehmen lassen, wenn Sie nicht wollen, daß Jhr Haus abbrennen soll. — »Aber woher wissen Sie das, und was koͤnnen die Steine dazu beitragen?« — Sehn Sie, das will ich Jhnen gleich sagen, diese beide Steine hier, sind beide von sehr heißer und feuriger Natur. Wenn sie nun laͤnger nebeneinander liegen, werden sie sich einander entzuͤnden. Nichts natuͤrlicher, wie das. — Oft bemerkt man ihn auf der Straße stillstehen, und seinen Blick unverwandt auf einen Stein richten. —
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