Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.
Die Urkraft der Seele, die vielleicht jahrtausende hindurch geschlummert hat, kann nur durch gewaltige Hindernisse in Bewegung gesetzt werden; und in Bewegung soll sie gesetzt werden; sie soll nicht vollkommen seyn, sondern vollkommen zu werden suchen; sie soll nicht Kenntnisse besitzen, sondern Kenntnisse zu erlangen streben; sie wird, wie die elastische Feder in sich selbst zurückgedrängt, um wieder aufzuspringen. -- -- Jn dieser ersten Grundkraft der Seele, Hindernisse zu überwinden, ihren Thätigkeitstrieb auf etwas zu richten, das ihm entgegensteht, auf etwas, woran sie einen Widerstand findet, und das man daher auch einen Gegenstand nennt; hierin treffen die beiden Aufsätze des Jm dritten Stück des zweiten Bandes S. 103 steht ein Pendant zu dem im ersten St. des ersten Bandes S. 65 u.s.w. enthaltnen Aufsatze, welcher in seiner Art sonderbar genug ist. Der V. erzählt nehmlich von sich, daß er von seiner frühe-
Die Urkraft der Seele, die vielleicht jahrtausende hindurch geschlummert hat, kann nur durch gewaltige Hindernisse in Bewegung gesetzt werden; und in Bewegung soll sie gesetzt werden; sie soll nicht vollkommen seyn, sondern vollkommen zu werden suchen; sie soll nicht Kenntnisse besitzen, sondern Kenntnisse zu erlangen streben; sie wird, wie die elastische Feder in sich selbst zuruͤckgedraͤngt, um wieder aufzuspringen. — — Jn dieser ersten Grundkraft der Seele, Hindernisse zu uͤberwinden, ihren Thaͤtigkeitstrieb auf etwas zu richten, das ihm entgegensteht, auf etwas, woran sie einen Widerstand findet, und das man daher auch einen Gegenstand nennt; hierin treffen die beiden Aufsaͤtze des Jm dritten Stuͤck des zweiten Bandes S. 103 steht ein Pendant zu dem im ersten St. des ersten Bandes S. 65 u.s.w. enthaltnen Aufsatze, welcher in seiner Art sonderbar genug ist. Der V. erzaͤhlt nehmlich von sich, daß er von seiner fruͤhe- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0010" n="10"/><lb/> Jdee willen, die Art, wie <persName ref="#ref0002"><note type="editorial">Pockels, Carl Friedrich</note>Herr P.</persName> diesen Gegenstand behandelt hat, nicht unnuͤtz seyn wuͤrde, wenn er auch weiter in kein System von Lehrsaͤtzen eingriffe.</p> <p>Die Urkraft der Seele, die vielleicht jahrtausende hindurch geschlummert hat, kann nur durch gewaltige Hindernisse in Bewegung gesetzt werden; und <hi rendition="#b">in Bewegung</hi> soll sie gesetzt werden; sie soll nicht vollkommen <hi rendition="#b">seyn,</hi> sondern vollkommen zu <hi rendition="#b">werden</hi> suchen; sie soll nicht Kenntnisse <hi rendition="#b">besitzen,</hi> sondern Kenntnisse zu <hi rendition="#b">erlangen</hi> streben; sie wird, <hi rendition="#b">wie die elastische Feder in sich selbst</hi> zuruͤckgedraͤngt, um wieder aufzuspringen. — — </p> <p>Jn dieser ersten Grundkraft der Seele, Hindernisse zu uͤberwinden, ihren Thaͤtigkeitstrieb auf etwas zu <hi rendition="#b">richten,</hi> <choice><corr>das</corr><sic>daß</sic></choice> ihm <hi rendition="#b">entgegensteht,</hi> auf etwas, woran sie einen <hi rendition="#b">Widerstand</hi> findet, und <choice><corr>das</corr><sic>daß</sic></choice> man daher auch einen <hi rendition="#b">Gegenstand</hi> nennt; hierin treffen die beiden Aufsaͤtze des <persName ref="#ref0103"><note type="editorial">Fischer, Ernst Gottfried</note>Herr F.</persName> und des <persName ref="#ref0002"><note type="editorial">Pockels, Carl Friedrich</note>Herrn P.,</persName> die sonst nichts miteinander gemein haben, wieder zusammen, und mußten darin zusammentreffen, weil hier der letzte Graͤnzpunkt ist, wo sich jede Untersuchung irgend eines menschlichen Geistes zu endigen scheinet.</p> <p>Jm dritten Stuͤck des zweiten Bandes S. 103 steht ein Pendant zu dem im ersten St. des ersten Bandes S. 65 u.s.w. enthaltnen Aufsatze, welcher in seiner Art sonderbar genug ist. Der V. erzaͤhlt nehmlich von sich, daß er von seiner fruͤhe-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0010]
Jdee willen, die Art, wie Herr P. diesen Gegenstand behandelt hat, nicht unnuͤtz seyn wuͤrde, wenn er auch weiter in kein System von Lehrsaͤtzen eingriffe.
Die Urkraft der Seele, die vielleicht jahrtausende hindurch geschlummert hat, kann nur durch gewaltige Hindernisse in Bewegung gesetzt werden; und in Bewegung soll sie gesetzt werden; sie soll nicht vollkommen seyn, sondern vollkommen zu werden suchen; sie soll nicht Kenntnisse besitzen, sondern Kenntnisse zu erlangen streben; sie wird, wie die elastische Feder in sich selbst zuruͤckgedraͤngt, um wieder aufzuspringen. — —
Jn dieser ersten Grundkraft der Seele, Hindernisse zu uͤberwinden, ihren Thaͤtigkeitstrieb auf etwas zu richten, das ihm entgegensteht, auf etwas, woran sie einen Widerstand findet, und das man daher auch einen Gegenstand nennt; hierin treffen die beiden Aufsaͤtze des Herr F. und des Herrn P., die sonst nichts miteinander gemein haben, wieder zusammen, und mußten darin zusammentreffen, weil hier der letzte Graͤnzpunkt ist, wo sich jede Untersuchung irgend eines menschlichen Geistes zu endigen scheinet.
Jm dritten Stuͤck des zweiten Bandes S. 103 steht ein Pendant zu dem im ersten St. des ersten Bandes S. 65 u.s.w. enthaltnen Aufsatze, welcher in seiner Art sonderbar genug ist. Der V. erzaͤhlt nehmlich von sich, daß er von seiner fruͤhe-
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/10>, abgerufen am 16.07.2024. |