Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0063" n="63"/><lb/> sich deswegen die Vorstellungen von Figuren und Groͤßen im Gefilde seiner Kenntnisse abgedruͤckt; die aber mit der natuͤrlichen Richtung seiner Seelenkraͤfte nichts aͤhnliches hatten, flogen voruͤber; hieraus schließt er, daß nicht Lebhaftigkeit der Eindruͤcke Ursache ihrer Fortdauer in der Seele, sondern Uebereinstimmung mit dem urspruͤnglichen Karakter es waͤre. Jch bin aber noch nicht uͤberzeugt, daß urspruͤnglich die Seelenkraͤfte des Kindes zu einer Art der Dinge mehr gestimmt sind, als zur andern, sondern daß sie dieses erst durch Anlaͤsse werden, und daß sie sich nach Verhaͤltniß der vorkommenden Gegenstaͤnde und ihrer Eindruͤcke aufs Herze mehr oder weniger entwickeln, oder: das Kind empfand einmal ein Objekt sehr tief. Nun sind entweder viele von den folgenden Vorstellungen gleichartig, und gesellen sich zu der Vorhergehenden — schmiegen sich an sie an; und so bestimmen sie schon den Karakter des Kindes auf einen Punkt, daß nicht leicht heterogene Gegenstaͤnde sie aus dieser Lage verdraͤngen koͤnnen; an diese aufgefaßte adsociirten Jdeen erinnern wir uns nachher leicht wieder. Sind aber die folgenden Jdeen ungleichartig, so sind sie staͤrker oder nicht; sind sie dieses, so bringen sie uͤbrigens keine merkliche Sinnesveraͤnderungen vor, man kann noch behaupten, es bleibe derselbe Seelenzustand — dieselbe Seelenrichtung; denn sie gleiten voruͤber, und lassen kein Gepraͤg ihrer Existenz zuruͤck; die<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0063]
sich deswegen die Vorstellungen von Figuren und Groͤßen im Gefilde seiner Kenntnisse abgedruͤckt; die aber mit der natuͤrlichen Richtung seiner Seelenkraͤfte nichts aͤhnliches hatten, flogen voruͤber; hieraus schließt er, daß nicht Lebhaftigkeit der Eindruͤcke Ursache ihrer Fortdauer in der Seele, sondern Uebereinstimmung mit dem urspruͤnglichen Karakter es waͤre. Jch bin aber noch nicht uͤberzeugt, daß urspruͤnglich die Seelenkraͤfte des Kindes zu einer Art der Dinge mehr gestimmt sind, als zur andern, sondern daß sie dieses erst durch Anlaͤsse werden, und daß sie sich nach Verhaͤltniß der vorkommenden Gegenstaͤnde und ihrer Eindruͤcke aufs Herze mehr oder weniger entwickeln, oder: das Kind empfand einmal ein Objekt sehr tief. Nun sind entweder viele von den folgenden Vorstellungen gleichartig, und gesellen sich zu der Vorhergehenden — schmiegen sich an sie an; und so bestimmen sie schon den Karakter des Kindes auf einen Punkt, daß nicht leicht heterogene Gegenstaͤnde sie aus dieser Lage verdraͤngen koͤnnen; an diese aufgefaßte adsociirten Jdeen erinnern wir uns nachher leicht wieder. Sind aber die folgenden Jdeen ungleichartig, so sind sie staͤrker oder nicht; sind sie dieses, so bringen sie uͤbrigens keine merkliche Sinnesveraͤnderungen vor, man kann noch behaupten, es bleibe derselbe Seelenzustand — dieselbe Seelenrichtung; denn sie gleiten voruͤber, und lassen kein Gepraͤg ihrer Existenz zuruͤck; die
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