Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786.
Seine Religionsbegriffe waren, wie es sich freilich von einem Menschen ohne großen Unterricht nicht anders erwarten läßt, sehr eingeschränkt. Die Dreieinigkeit, die ihn seine Mutter, die vermuthlich diese Lehre nach ihren besten Einsichten
Seine Religionsbegriffe waren, wie es sich freilich von einem Menschen ohne großen Unterricht nicht anders erwarten laͤßt, sehr eingeschraͤnkt. Die Dreieinigkeit, die ihn seine Mutter, die vermuthlich diese Lehre nach ihren besten Einsichten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0044" n="44"/><lb/> er nur konnte, um dadurch seine Groͤße zu bezeichnen, er mochte also wohl in recht eigentlichem Verstande ein Anthropomorphite seyn. So oft er seit der Zeit Gewitterschwangere Wolken an dem Horizonte erblickte, fuͤrchtete er sich ausserordentlich, und bisweilen war ein schwarzes Woͤlkchen, das im Sommer am Himmel aufstieg, schon vermoͤgend ihn nach Hause zu treiben, denn so oft er ein Donnerwetter ahndete, floh er nach seiner Wohnung, und selbst Versprechungen waren hier nicht vermoͤgend auf seine Seele zu wirken und ihn davon abzuhalten. So oft er nun seit der Zeit einen Menschen etwas thun sah, was nach seinen Gedanken unrecht und boͤse war, so warnte er ihn nicht nur, sondern kuͤndigte ihm auch gleich seine Strafe an, daß nemlich ein Blitz des Allmaͤchtigen seine Scheitel dafuͤr zerschmettern wuͤrde, welchen Blitz er durch eine schlangenaͤhnliche Bewegung mit der Hand von oben herab auf den Kopf des Suͤnders leitete. Eine gleiche Strafe, vom Blitz erschlagen zu werden, drohete er auch allen seinen Beleidigern, und besonders seiner Muhme, die ihn oft grausam behandelte und nichts zu essen gab, sollte nach seinem Wunsche ein so trauriges Ende nehmen. </p> <p>Seine Religionsbegriffe waren, wie es sich freilich von einem Menschen ohne großen Unterricht nicht anders erwarten laͤßt, sehr eingeschraͤnkt. Die Dreieinigkeit, die ihn seine Mutter, die vermuthlich diese Lehre nach ihren besten Einsichten<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [44/0044]
er nur konnte, um dadurch seine Groͤße zu bezeichnen, er mochte also wohl in recht eigentlichem Verstande ein Anthropomorphite seyn. So oft er seit der Zeit Gewitterschwangere Wolken an dem Horizonte erblickte, fuͤrchtete er sich ausserordentlich, und bisweilen war ein schwarzes Woͤlkchen, das im Sommer am Himmel aufstieg, schon vermoͤgend ihn nach Hause zu treiben, denn so oft er ein Donnerwetter ahndete, floh er nach seiner Wohnung, und selbst Versprechungen waren hier nicht vermoͤgend auf seine Seele zu wirken und ihn davon abzuhalten. So oft er nun seit der Zeit einen Menschen etwas thun sah, was nach seinen Gedanken unrecht und boͤse war, so warnte er ihn nicht nur, sondern kuͤndigte ihm auch gleich seine Strafe an, daß nemlich ein Blitz des Allmaͤchtigen seine Scheitel dafuͤr zerschmettern wuͤrde, welchen Blitz er durch eine schlangenaͤhnliche Bewegung mit der Hand von oben herab auf den Kopf des Suͤnders leitete. Eine gleiche Strafe, vom Blitz erschlagen zu werden, drohete er auch allen seinen Beleidigern, und besonders seiner Muhme, die ihn oft grausam behandelte und nichts zu essen gab, sollte nach seinem Wunsche ein so trauriges Ende nehmen.
Seine Religionsbegriffe waren, wie es sich freilich von einem Menschen ohne großen Unterricht nicht anders erwarten laͤßt, sehr eingeschraͤnkt. Die Dreieinigkeit, die ihn seine Mutter, die vermuthlich diese Lehre nach ihren besten Einsichten
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