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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786.

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blitzender Säbel, kurz Alles ist ihm noch von diesem Kerl erinnerlich. --


Jm dritten Jahr seines Alters wurde Schack, um ihn nur vorerst ans Stillsitzen zu gewöhnen, in die Dorfschule geschickt. Nichts war ihm unausstehlicher, als diese Einschränkung seiner bisherigen Freiheit. Er ging anfangs nie ohne Weinen dahin, und alle Mittel, selbst die Leckereien, welche man gebrauchte, um ihn zu beruhigen, waren für ihn nichts als traurige Erinnerungen an den Schulzwang, dem er sich unterwerfen mußte. Er betrachtete die Schulstube als einen Kerker, in welchem er eingesperrt werden sollte, und er konnte es nicht begreifen, warum sich eine so große Menge von Schulkindern nicht vereinigten, um auf immer diesen Kerker zu zerstöhren. Dazu kam noch das hämische Wesen seines Schulmeisters, der ihm schon lange der unausstehlichste Mensch gewesen war, und es nun noch mehr werden mußte, da er einige Gewalt über ihn bekam. --

Dieser Schulmeister, der wahrscheinlich noch lebt, war einer der größten und kaltblütigsten Schultyrannen, die je über den Rücken junger Leute geherrscht haben; ein Mensch von dem schwärzesten Charakter, und mit einer solchen sich auszeichnenden heimtückischen Judasphysiognomie, daß man ihn nur ansehen durfte, um sich über ihn zu ärgern. Es giebt Leute, die ohne Zank nicht leben können;


blitzender Saͤbel, kurz Alles ist ihm noch von diesem Kerl erinnerlich. —


Jm dritten Jahr seines Alters wurde Schack, um ihn nur vorerst ans Stillsitzen zu gewoͤhnen, in die Dorfschule geschickt. Nichts war ihm unausstehlicher, als diese Einschraͤnkung seiner bisherigen Freiheit. Er ging anfangs nie ohne Weinen dahin, und alle Mittel, selbst die Leckereien, welche man gebrauchte, um ihn zu beruhigen, waren fuͤr ihn nichts als traurige Erinnerungen an den Schulzwang, dem er sich unterwerfen mußte. Er betrachtete die Schulstube als einen Kerker, in welchem er eingesperrt werden sollte, und er konnte es nicht begreifen, warum sich eine so große Menge von Schulkindern nicht vereinigten, um auf immer diesen Kerker zu zerstoͤhren. Dazu kam noch das haͤmische Wesen seines Schulmeisters, der ihm schon lange der unausstehlichste Mensch gewesen war, und es nun noch mehr werden mußte, da er einige Gewalt uͤber ihn bekam. —

Dieser Schulmeister, der wahrscheinlich noch lebt, war einer der groͤßten und kaltbluͤtigsten Schultyrannen, die je uͤber den Ruͤcken junger Leute geherrscht haben; ein Mensch von dem schwaͤrzesten Charakter, und mit einer solchen sich auszeichnenden heimtuͤckischen Judasphysiognomie, daß man ihn nur ansehen durfte, um sich uͤber ihn zu aͤrgern. Es giebt Leute, die ohne Zank nicht leben koͤnnen;

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[114/0114] blitzender Saͤbel, kurz Alles ist ihm noch von diesem Kerl erinnerlich. — Jm dritten Jahr seines Alters wurde Schack, um ihn nur vorerst ans Stillsitzen zu gewoͤhnen, in die Dorfschule geschickt. Nichts war ihm unausstehlicher, als diese Einschraͤnkung seiner bisherigen Freiheit. Er ging anfangs nie ohne Weinen dahin, und alle Mittel, selbst die Leckereien, welche man gebrauchte, um ihn zu beruhigen, waren fuͤr ihn nichts als traurige Erinnerungen an den Schulzwang, dem er sich unterwerfen mußte. Er betrachtete die Schulstube als einen Kerker, in welchem er eingesperrt werden sollte, und er konnte es nicht begreifen, warum sich eine so große Menge von Schulkindern nicht vereinigten, um auf immer diesen Kerker zu zerstoͤhren. Dazu kam noch das haͤmische Wesen seines Schulmeisters, der ihm schon lange der unausstehlichste Mensch gewesen war, und es nun noch mehr werden mußte, da er einige Gewalt uͤber ihn bekam. — Dieser Schulmeister, der wahrscheinlich noch lebt, war einer der groͤßten und kaltbluͤtigsten Schultyrannen, die je uͤber den Ruͤcken junger Leute geherrscht haben; ein Mensch von dem schwaͤrzesten Charakter, und mit einer solchen sich auszeichnenden heimtuͤckischen Judasphysiognomie, daß man ihn nur ansehen durfte, um sich uͤber ihn zu aͤrgern. Es giebt Leute, die ohne Zank nicht leben koͤnnen;

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0402_1786/114>, abgerufen am 24.11.2024.