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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786.

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erklären, daß ein Bild des Vergangnen auf einmal in ihrer Seele darsteht, und sie doch nicht die Kraft, obgleich den Willen haben, es auf einmal wieder außer sich darzustellen -- und nun ihre Begier mit Aengstlichkeit und Unentschlossenheit verknüpft ist. --

Jm zweiten Stück des zweiten Bandes dieses Magazins S. 40 steht ein sehr merkwürdiges Bekenntniß eines Tauben und Stummen von seiner verübten Mordthat -- und S. 50. einige vortreffliche Bemerkungen über dieß Bekenntniß vom Herrn Oberkonsistorialrath Silberschlag -- diese fügen sich von selbst an meine gegenwärtige Untersuchung an, und ich richte daher vorzüglich meine Aufmerksamkeit darauf.

Herr S. behauptet ebenfalls, "der Taubstumme könne nicht so denken, wie wir, die wir durch Zusammensetzung einzelner mit Worten verknüpfter Begriffe das Ganze einer Jdee in unsrer Seele bilden. -- Jeder Gedanke eines Taubstummen sey eine totale Jdee, ein Bild, in welchem sich alles, was zu demselben gehört, auf einmal in seinem Zusammenhange darstellt."

Könnten wir einen Blick in die Seele eines Taubstummen thun, so würden wir vielleicht lauter große Massen von Bildern, nichts so ins Einzelne detaillirte, als bei dem redenden Menschen entdecken.



erklaͤren, daß ein Bild des Vergangnen auf einmal in ihrer Seele darsteht, und sie doch nicht die Kraft, obgleich den Willen haben, es auf einmal wieder außer sich darzustellen — und nun ihre Begier mit Aengstlichkeit und Unentschlossenheit verknuͤpft ist. —

Jm zweiten Stuͤck des zweiten Bandes dieses Magazins S. 40 steht ein sehr merkwuͤrdiges Bekenntniß eines Tauben und Stummen von seiner veruͤbten Mordthat — und S. 50. einige vortreffliche Bemerkungen uͤber dieß Bekenntniß vom Herrn Oberkonsistorialrath Silberschlag — diese fuͤgen sich von selbst an meine gegenwaͤrtige Untersuchung an, und ich richte daher vorzuͤglich meine Aufmerksamkeit darauf.

Herr S. behauptet ebenfalls, »der Taubstumme koͤnne nicht so denken, wie wir, die wir durch Zusammensetzung einzelner mit Worten verknuͤpfter Begriffe das Ganze einer Jdee in unsrer Seele bilden. — Jeder Gedanke eines Taubstummen sey eine totale Jdee, ein Bild, in welchem sich alles, was zu demselben gehoͤrt, auf einmal in seinem Zusammenhange darstellt.«

Koͤnnten wir einen Blick in die Seele eines Taubstummen thun, so wuͤrden wir vielleicht lauter große Massen von Bildern, nichts so ins Einzelne detaillirte, als bei dem redenden Menschen entdecken.


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[11/0011] erklaͤren, daß ein Bild des Vergangnen auf einmal in ihrer Seele darsteht, und sie doch nicht die Kraft, obgleich den Willen haben, es auf einmal wieder außer sich darzustellen — und nun ihre Begier mit Aengstlichkeit und Unentschlossenheit verknuͤpft ist. — Jm zweiten Stuͤck des zweiten Bandes dieses Magazins S. 40 steht ein sehr merkwuͤrdiges Bekenntniß eines Tauben und Stummen von seiner veruͤbten Mordthat — und S. 50. einige vortreffliche Bemerkungen uͤber dieß Bekenntniß vom Herrn Oberkonsistorialrath Silberschlag — diese fuͤgen sich von selbst an meine gegenwaͤrtige Untersuchung an, und ich richte daher vorzuͤglich meine Aufmerksamkeit darauf. Herr S. behauptet ebenfalls, »der Taubstumme koͤnne nicht so denken, wie wir, die wir durch Zusammensetzung einzelner mit Worten verknuͤpfter Begriffe das Ganze einer Jdee in unsrer Seele bilden. — Jeder Gedanke eines Taubstummen sey eine totale Jdee, ein Bild, in welchem sich alles, was zu demselben gehoͤrt, auf einmal in seinem Zusammenhange darstellt.« Koͤnnten wir einen Blick in die Seele eines Taubstummen thun, so wuͤrden wir vielleicht lauter große Massen von Bildern, nichts so ins Einzelne detaillirte, als bei dem redenden Menschen entdecken.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0402_1786/11>, abgerufen am 23.11.2024.