Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.Nur fehlt mir Muth und Aufmunterung, mein Geist kann nicht so wirken, wie er nun gern wollte: ich trage dieß gelassen, weil ich es wohl selbst verschuldet. Doch möchte ich bald, ach! bald aus dieser unthätigen Lage gerissen werden, -- zum Wohl der menschlichen Gesellschaft arbeiten. Wenn ich itzt bei Dir wäre, wie wollten wir zusammen arbeiten. Wenn ich denn so einmal irgend etwas in eine periodische Schrift einrücken könnte, und dadurch in Ruf käme; Glaub sicherlich, mein Bester, damit ich Dir auch nichts verheele, daß ich mich itzt tausendmal bei Dir wünsche; wie könnten wir nun vergnügt seyn, da jene unglückliche Jdee, die mich so zurückgebracht hat, mich nun nicht mehr beherrschet; ach! ich muß es Dir nur frei bekennen, ich kränke und gräme mich hier so in der Stille, daß ich nicht thätig seyn kann, und hier deßwegen so im übeln Ruf bin. Denn heißt es, der Mensch hat nichts gelernet, er prediget nicht. Solche Vorwürfe mache ich mir selbst: ach! wäre ich itzt bei Dir, wie könnte ich nun dreist zum Professor ** gehen, und um Jnformation bitten, ich wüßte gewiß, daß es mir gelingen würde: an Dir hatte ich doch einen Freund, mit dem ich mich unterhalten, über meinen Nur fehlt mir Muth und Aufmunterung, mein Geist kann nicht so wirken, wie er nun gern wollte: ich trage dieß gelassen, weil ich es wohl selbst verschuldet. Doch moͤchte ich bald, ach! bald aus dieser unthaͤtigen Lage gerissen werden, — zum Wohl der menschlichen Gesellschaft arbeiten. Wenn ich itzt bei Dir waͤre, wie wollten wir zusammen arbeiten. Wenn ich denn so einmal irgend etwas in eine periodische Schrift einruͤcken koͤnnte, und dadurch in Ruf kaͤme; Glaub sicherlich, mein Bester, damit ich Dir auch nichts verheele, daß ich mich itzt tausendmal bei Dir wuͤnsche; wie koͤnnten wir nun vergnuͤgt seyn, da jene ungluͤckliche Jdee, die mich so zuruͤckgebracht hat, mich nun nicht mehr beherrschet; ach! ich muß es Dir nur frei bekennen, ich kraͤnke und graͤme mich hier so in der Stille, daß ich nicht thaͤtig seyn kann, und hier deßwegen so im uͤbeln Ruf bin. Denn heißt es, der Mensch hat nichts gelernet, er prediget nicht. Solche Vorwuͤrfe mache ich mir selbst: ach! waͤre ich itzt bei Dir, wie koͤnnte ich nun dreist zum Professor ** gehen, und um Jnformation bitten, ich wuͤßte gewiß, daß es mir gelingen wuͤrde: an Dir hatte ich doch einen Freund, mit dem ich mich unterhalten, uͤber meinen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0098" n="96"/><lb/> <p>Nur fehlt mir Muth und Aufmunterung, mein Geist <hi rendition="#b">kann</hi> nicht so wirken, wie er nun gern wollte: ich trage dieß gelassen, weil ich es wohl selbst verschuldet. </p> <p>Doch moͤchte ich bald, ach! bald aus dieser unthaͤtigen Lage gerissen werden, — zum Wohl der menschlichen Gesellschaft arbeiten. Wenn ich itzt bei Dir waͤre, wie wollten wir zusammen arbeiten. </p> <p>Wenn ich denn so einmal irgend etwas in eine periodische Schrift einruͤcken koͤnnte, und dadurch in Ruf kaͤme; </p> <p>Glaub sicherlich, mein Bester, damit ich Dir auch nichts verheele, daß ich mich itzt tausendmal bei Dir wuͤnsche; wie koͤnnten wir nun vergnuͤgt seyn, da jene ungluͤckliche Jdee, die mich so zuruͤckgebracht hat, mich nun nicht mehr beherrschet; ach! ich muß es Dir nur frei bekennen, ich kraͤnke und graͤme mich hier so in der Stille, daß ich nicht thaͤtig seyn kann, und hier deßwegen so im uͤbeln Ruf bin. </p> <p>Denn heißt es, der Mensch hat nichts gelernet, er prediget nicht. Solche Vorwuͤrfe mache ich mir selbst: ach! waͤre ich itzt bei Dir, wie koͤnnte ich nun dreist zum Professor <hi rendition="#b">**</hi> gehen, und um Jnformation bitten, ich wuͤßte gewiß, daß es mir gelingen wuͤrde: an Dir hatte ich doch einen <hi rendition="#b">Freund,</hi> mit dem ich mich unterhalten, uͤber meinen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0098]
Nur fehlt mir Muth und Aufmunterung, mein Geist kann nicht so wirken, wie er nun gern wollte: ich trage dieß gelassen, weil ich es wohl selbst verschuldet.
Doch moͤchte ich bald, ach! bald aus dieser unthaͤtigen Lage gerissen werden, — zum Wohl der menschlichen Gesellschaft arbeiten. Wenn ich itzt bei Dir waͤre, wie wollten wir zusammen arbeiten.
Wenn ich denn so einmal irgend etwas in eine periodische Schrift einruͤcken koͤnnte, und dadurch in Ruf kaͤme;
Glaub sicherlich, mein Bester, damit ich Dir auch nichts verheele, daß ich mich itzt tausendmal bei Dir wuͤnsche; wie koͤnnten wir nun vergnuͤgt seyn, da jene ungluͤckliche Jdee, die mich so zuruͤckgebracht hat, mich nun nicht mehr beherrschet; ach! ich muß es Dir nur frei bekennen, ich kraͤnke und graͤme mich hier so in der Stille, daß ich nicht thaͤtig seyn kann, und hier deßwegen so im uͤbeln Ruf bin.
Denn heißt es, der Mensch hat nichts gelernet, er prediget nicht. Solche Vorwuͤrfe mache ich mir selbst: ach! waͤre ich itzt bei Dir, wie koͤnnte ich nun dreist zum Professor ** gehen, und um Jnformation bitten, ich wuͤßte gewiß, daß es mir gelingen wuͤrde: an Dir hatte ich doch einen Freund, mit dem ich mich unterhalten, uͤber meinen
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786/98>, abgerufen am 15.08.2024. |