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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.

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aller körperlichen Dinge durch seine Umgebung berührt.

So reden wir von etwas, das in der Seele vorgeht, und sind daher oft in Versuchung uns die Seele wie irgend eine umgebende Masse zu denken, worin das, was darin vorgeht, gleichsam Platz oder Raum hat. -- Die mißverstandnen und unrecht angewandten Metaphern in der Sprache haben vielleicht am meisten zum Materialismus verleitet. --

Jm dritten Stück des ersten Bandes pag. 122 habe ich über die kleinen Wörter da, jetzt, nicht, ist, u.s.w. einige Betrachtungen angestellt. -- Jn diesen kleinsten Wörtern der Sprache ruhen die erhabensten Begriffe -- sie sind es, welche das eigentliche Triebwerk unsres Denkens am meisten bezeichnen. --

Selbst der reine Begriff des Seyns läßt sich nicht gut von dem Begriff des Ortes trennen, welcher durch da bezeichnet wird; wir sagen weit öfter das Daseyn als das Seyn.

Allein auch diese Verbindung der Jdeen verleitet uns zuweilen zu Jrrthümern -- weil wir z. B. sagen: das Daseyn Gottes, so heften wir die Vorstellung von ihm an die Vorstellung des Orts -- wenn er ist, so muß er auch da, so muß er irgendwo seyn; als ob sich der reine Begriff des Seyns eines unkörperlichen Wesens nicht abgesondert vom Begriff des Ortes denken ließe.



aller koͤrperlichen Dinge durch seine Umgebung beruͤhrt.

So reden wir von etwas, das in der Seele vorgeht, und sind daher oft in Versuchung uns die Seele wie irgend eine umgebende Masse zu denken, worin das, was darin vorgeht, gleichsam Platz oder Raum hat. — Die mißverstandnen und unrecht angewandten Metaphern in der Sprache haben vielleicht am meisten zum Materialismus verleitet. —

Jm dritten Stuͤck des ersten Bandes pag. 122 habe ich uͤber die kleinen Woͤrter da, jetzt, nicht, ist, u.s.w. einige Betrachtungen angestellt. — Jn diesen kleinsten Woͤrtern der Sprache ruhen die erhabensten Begriffe — sie sind es, welche das eigentliche Triebwerk unsres Denkens am meisten bezeichnen. —

Selbst der reine Begriff des Seyns laͤßt sich nicht gut von dem Begriff des Ortes trennen, welcher durch da bezeichnet wird; wir sagen weit oͤfter das Daseyn als das Seyn.

Allein auch diese Verbindung der Jdeen verleitet uns zuweilen zu Jrrthuͤmern — weil wir z. B. sagen: das Daseyn Gottes, so heften wir die Vorstellung von ihm an die Vorstellung des Orts — wenn er ist, so muß er auch da, so muß er irgendwo seyn; als ob sich der reine Begriff des Seyns eines unkoͤrperlichen Wesens nicht abgesondert vom Begriff des Ortes denken ließe.


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[49/0051] aller koͤrperlichen Dinge durch seine Umgebung beruͤhrt. So reden wir von etwas, das in der Seele vorgeht, und sind daher oft in Versuchung uns die Seele wie irgend eine umgebende Masse zu denken, worin das, was darin vorgeht, gleichsam Platz oder Raum hat. — Die mißverstandnen und unrecht angewandten Metaphern in der Sprache haben vielleicht am meisten zum Materialismus verleitet. — Jm dritten Stuͤck des ersten Bandes pag. 122 habe ich uͤber die kleinen Woͤrter da, jetzt, nicht, ist, u.s.w. einige Betrachtungen angestellt. — Jn diesen kleinsten Woͤrtern der Sprache ruhen die erhabensten Begriffe — sie sind es, welche das eigentliche Triebwerk unsres Denkens am meisten bezeichnen. — Selbst der reine Begriff des Seyns laͤßt sich nicht gut von dem Begriff des Ortes trennen, welcher durch da bezeichnet wird; wir sagen weit oͤfter das Daseyn als das Seyn. Allein auch diese Verbindung der Jdeen verleitet uns zuweilen zu Jrrthuͤmern — weil wir z. B. sagen: das Daseyn Gottes, so heften wir die Vorstellung von ihm an die Vorstellung des Orts — wenn er ist, so muß er auch da, so muß er irgendwo seyn; als ob sich der reine Begriff des Seyns eines unkoͤrperlichen Wesens nicht abgesondert vom Begriff des Ortes denken ließe.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786/51>, abgerufen am 27.11.2024.