Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.
Wie die Traumideen sich mit den Wahrheitsideen vermischen können, davon stehen pag. 53 im ersten Stück des ersten Bandes dieses Magazins, unter der Ueberschrift wachender Traum, ein paar sehr merkwürdige Beispiele. Ueberhaupt ist das Kapitel von den Träumen in der Seelenlehre, ohngeachtet seiner Wichtigkeit, noch zu wenig bearbeitet. Man hat noch zu wenige Erfahrungen darüber gesammlet, und diejenigen, welche man gesammlet hat, sind größtentheils schon mit einem gewissen Vorurtheil von ihrer bedeutenden Kraft niedergeschrieben worden. Es verlohnt aber wohl der Mühe zur nähern Kenntniß dessen, was in uns denkt, auch auf seine Träume aufmerksam zu seyn. Jeder Traum, den wir haben, er scheine so unbedeutend wie er wolle, ist im Grunde eine merkwürdige Erscheinung, und gehört mit zu den Wundern, wovon wir täglich umgeben sind, ohne daß wir unsre Gedanken darauf richten. Daß ein Mensch, wenn sein Körper in völliger Unthätigkeit da liegt, und alle Zugänge der
Wie die Traumideen sich mit den Wahrheitsideen vermischen koͤnnen, davon stehen pag. 53 im ersten Stuͤck des ersten Bandes dieses Magazins, unter der Ueberschrift wachender Traum, ein paar sehr merkwuͤrdige Beispiele. Ueberhaupt ist das Kapitel von den Traͤumen in der Seelenlehre, ohngeachtet seiner Wichtigkeit, noch zu wenig bearbeitet. Man hat noch zu wenige Erfahrungen daruͤber gesammlet, und diejenigen, welche man gesammlet hat, sind groͤßtentheils schon mit einem gewissen Vorurtheil von ihrer bedeutenden Kraft niedergeschrieben worden. Es verlohnt aber wohl der Muͤhe zur naͤhern Kenntniß dessen, was in uns denkt, auch auf seine Traͤume aufmerksam zu seyn. Jeder Traum, den wir haben, er scheine so unbedeutend wie er wolle, ist im Grunde eine merkwuͤrdige Erscheinung, und gehoͤrt mit zu den Wundern, wovon wir taͤglich umgeben sind, ohne daß wir unsre Gedanken darauf richten. Daß ein Mensch, wenn sein Koͤrper in voͤlliger Unthaͤtigkeit da liegt, und alle Zugaͤnge der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0024" n="22"/><lb/> sehen sollen. — Ueberdem ist es schwer, die Kleidung von hundert Menschen, wovon einer traͤumet, so genau im Gedaͤchtniß zu behalten. </p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Wie die Traumideen sich mit den Wahrheitsideen vermischen koͤnnen, davon stehen pag. 53 im ersten Stuͤck des ersten Bandes dieses Magazins, unter der Ueberschrift <hi rendition="#b">wachender Traum,</hi> ein paar sehr merkwuͤrdige Beispiele. </p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Ueberhaupt ist das Kapitel von den Traͤumen in der Seelenlehre, ohngeachtet seiner Wichtigkeit, noch zu wenig bearbeitet. Man hat noch zu wenige Erfahrungen daruͤber gesammlet, und diejenigen, welche man gesammlet hat, sind groͤßtentheils schon mit einem gewissen Vorurtheil von ihrer bedeutenden Kraft niedergeschrieben worden. </p> <p>Es verlohnt aber wohl der Muͤhe zur naͤhern Kenntniß dessen, was in uns denkt, auch auf seine Traͤume aufmerksam zu seyn. Jeder Traum, den wir haben, er scheine so unbedeutend wie er wolle, ist im Grunde eine merkwuͤrdige Erscheinung, und gehoͤrt mit zu den Wundern, wovon wir taͤglich umgeben sind, ohne daß wir unsre Gedanken darauf richten. </p> <p>Daß ein Mensch, wenn sein Koͤrper in voͤlliger Unthaͤtigkeit da liegt, und alle Zugaͤnge der<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0024]
sehen sollen. — Ueberdem ist es schwer, die Kleidung von hundert Menschen, wovon einer traͤumet, so genau im Gedaͤchtniß zu behalten.
Wie die Traumideen sich mit den Wahrheitsideen vermischen koͤnnen, davon stehen pag. 53 im ersten Stuͤck des ersten Bandes dieses Magazins, unter der Ueberschrift wachender Traum, ein paar sehr merkwuͤrdige Beispiele.
Ueberhaupt ist das Kapitel von den Traͤumen in der Seelenlehre, ohngeachtet seiner Wichtigkeit, noch zu wenig bearbeitet. Man hat noch zu wenige Erfahrungen daruͤber gesammlet, und diejenigen, welche man gesammlet hat, sind groͤßtentheils schon mit einem gewissen Vorurtheil von ihrer bedeutenden Kraft niedergeschrieben worden.
Es verlohnt aber wohl der Muͤhe zur naͤhern Kenntniß dessen, was in uns denkt, auch auf seine Traͤume aufmerksam zu seyn. Jeder Traum, den wir haben, er scheine so unbedeutend wie er wolle, ist im Grunde eine merkwuͤrdige Erscheinung, und gehoͤrt mit zu den Wundern, wovon wir taͤglich umgeben sind, ohne daß wir unsre Gedanken darauf richten.
Daß ein Mensch, wenn sein Koͤrper in voͤlliger Unthaͤtigkeit da liegt, und alle Zugaͤnge der
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