Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.
Der Umstand, daß er nun hier die gewöhnliche Zurüstung, und eine ansehnliche Menge Zuschauer fand, (die Lotterie wurde damals noch auf öffentlicher Straße gezogen) und daß er dem Weisenknaben die Augen verbinden sahe, will nun gar nichts sagen. Denn das mußte ja wohl immer eintreffen, so oft ihm von der Lotterie träumte. Der Umstand scheint nun freilich merkwürdiger, daß gerade, da er hinkam, die Zahl 60 vorgezeigt und ausgerufen wurde, welches er für eine gute Vorbedeutung hielt, weil es eine von seinen Nummern war, und daß dieß am folgenden Tage buchstäblich so eintraf. -- Daß er aber wünschte, man möchte eilen, damit er sähe, ob seine beiden Nummern 60 und 22 herauskämen, ist wieder ein sehr unbedeutender Umstand, wenn er gleich eintraf; denn was war natürlicher, als dieser Wunsch, da ihm einmal geträumt hatte, er solle bald wieder zu Hause kommen, der Hofapotheker warte auf die Antwort. Daß ihm nun aber träumte, seine beide Nummern wurden gezogen, war ja weit natürlicher, als daß ihm das Gegentheil hätte träumen sollen. -- Die Phantasie ist ja in Träumen sich selbst gelassen,
Der Umstand, daß er nun hier die gewoͤhnliche Zuruͤstung, und eine ansehnliche Menge Zuschauer fand, (die Lotterie wurde damals noch auf oͤffentlicher Straße gezogen) und daß er dem Weisenknaben die Augen verbinden sahe, will nun gar nichts sagen. Denn das mußte ja wohl immer eintreffen, so oft ihm von der Lotterie traͤumte. Der Umstand scheint nun freilich merkwuͤrdiger, daß gerade, da er hinkam, die Zahl 60 vorgezeigt und ausgerufen wurde, welches er fuͤr eine gute Vorbedeutung hielt, weil es eine von seinen Nummern war, und daß dieß am folgenden Tage buchstaͤblich so eintraf. — Daß er aber wuͤnschte, man moͤchte eilen, damit er saͤhe, ob seine beiden Nummern 60 und 22 herauskaͤmen, ist wieder ein sehr unbedeutender Umstand, wenn er gleich eintraf; denn was war natuͤrlicher, als dieser Wunsch, da ihm einmal getraͤumt hatte, er solle bald wieder zu Hause kommen, der Hofapotheker warte auf die Antwort. Daß ihm nun aber traͤumte, seine beide Nummern wurden gezogen, war ja weit natuͤrlicher, als daß ihm das Gegentheil haͤtte traͤumen sollen. — Die Phantasie ist ja in Traͤumen sich selbst gelassen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb n="15" facs="#f0017"/><lb/> gerbruͤcke verschickt werden, die Vorstellung von dem Auktionskommissarius Mylius hervorrufen, der wahrscheinlich unter den Leuten, wohin er geschickt zu werden pflegte, dem Lotterieamte noch mit am naͤchsten wohnte. </p> <p>Der Umstand, daß er nun hier die gewoͤhnliche Zuruͤstung, und eine ansehnliche Menge Zuschauer fand, (die Lotterie wurde damals noch auf oͤffentlicher Straße gezogen) und daß er dem Weisenknaben die Augen verbinden sahe, will nun gar nichts sagen. Denn das mußte ja wohl immer eintreffen, so oft ihm von der Lotterie traͤumte. </p> <p>Der Umstand scheint nun freilich merkwuͤrdiger, daß gerade, da er hinkam, die Zahl 60 vorgezeigt und ausgerufen wurde, welches er fuͤr eine gute Vorbedeutung hielt, weil es eine von seinen Nummern war, und daß dieß am folgenden Tage buchstaͤblich so eintraf. — </p> <p>Daß er aber wuͤnschte, man moͤchte eilen, damit er saͤhe, ob seine beiden Nummern 60 und 22 herauskaͤmen, ist wieder ein sehr unbedeutender Umstand, wenn er gleich eintraf; denn was war natuͤrlicher, als dieser Wunsch, da ihm einmal getraͤumt hatte, er solle bald wieder zu Hause kommen, der Hofapotheker warte auf die Antwort. </p> <p>Daß ihm nun aber traͤumte, seine beide Nummern wurden gezogen, war ja weit natuͤrlicher, als daß ihm das Gegentheil haͤtte traͤumen sollen. — Die Phantasie ist ja in Traͤumen sich selbst gelassen,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0017]
gerbruͤcke verschickt werden, die Vorstellung von dem Auktionskommissarius Mylius hervorrufen, der wahrscheinlich unter den Leuten, wohin er geschickt zu werden pflegte, dem Lotterieamte noch mit am naͤchsten wohnte.
Der Umstand, daß er nun hier die gewoͤhnliche Zuruͤstung, und eine ansehnliche Menge Zuschauer fand, (die Lotterie wurde damals noch auf oͤffentlicher Straße gezogen) und daß er dem Weisenknaben die Augen verbinden sahe, will nun gar nichts sagen. Denn das mußte ja wohl immer eintreffen, so oft ihm von der Lotterie traͤumte.
Der Umstand scheint nun freilich merkwuͤrdiger, daß gerade, da er hinkam, die Zahl 60 vorgezeigt und ausgerufen wurde, welches er fuͤr eine gute Vorbedeutung hielt, weil es eine von seinen Nummern war, und daß dieß am folgenden Tage buchstaͤblich so eintraf. —
Daß er aber wuͤnschte, man moͤchte eilen, damit er saͤhe, ob seine beiden Nummern 60 und 22 herauskaͤmen, ist wieder ein sehr unbedeutender Umstand, wenn er gleich eintraf; denn was war natuͤrlicher, als dieser Wunsch, da ihm einmal getraͤumt hatte, er solle bald wieder zu Hause kommen, der Hofapotheker warte auf die Antwort.
Daß ihm nun aber traͤumte, seine beide Nummern wurden gezogen, war ja weit natuͤrlicher, als daß ihm das Gegentheil haͤtte traͤumen sollen. — Die Phantasie ist ja in Traͤumen sich selbst gelassen,
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786/17>, abgerufen am 02.03.2025. |