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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.

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sollte ich es thun, und es war als wenn mir jemand ins Gesicht faßte. Jch that es gleich mit Furcht und Zittern, konnte aber das Buch nicht auf den Tisch legen, sondern ich rief das Dienstmädchen, sie sollte geschwinde kommen, und das Buch weglegen. Als sie kam und mich allein sahe, zankte sie mit mir und sagte: wer es mich geheißen hätte, sie zu rufen, da doch Niemand da sey.

Bei zunehmenden Jahren war das meine einzige Freude und größtes Verlangen gewesen zu wissen, was doch in diesem Buche möchte enthalten seyn; und ich schäme mich nicht zu bekennen, daß ich solches in meinem Leben zweimal ausgelesen habe, allein das erstemal mit sehr schwachem Verstand und Begriff, bis es nach und nach durch öftere Anhörung der Predigten und Bücher mir begreiflicher gemacht worden.

Jm siebenten Jahr meines Lebens war ich nebst meiner Schwester mit kindischen Sachen beschäftigt. Als im Sommer einsmals durch die Stubenkammerthüre eine große helle Flamme erschien, die in der Mitte länglicht weiß war, und so groß als ein sechswochen Kind; es blieb in solcher Stellung am Ofen bei einer halben Stunde, darnach fuhr das weiße Licht voran wieder durch die Kammerthüre, und das Feuer ihm nach. Wir folgten ihm auch nach, fanden aber nichts in der Kammer als meinen Vater und Mutter mit Briefeschreiben beschäftiget. Sie haben aber nichts


sollte ich es thun, und es war als wenn mir jemand ins Gesicht faßte. Jch that es gleich mit Furcht und Zittern, konnte aber das Buch nicht auf den Tisch legen, sondern ich rief das Dienstmaͤdchen, sie sollte geschwinde kommen, und das Buch weglegen. Als sie kam und mich allein sahe, zankte sie mit mir und sagte: wer es mich geheißen haͤtte, sie zu rufen, da doch Niemand da sey.

Bei zunehmenden Jahren war das meine einzige Freude und groͤßtes Verlangen gewesen zu wissen, was doch in diesem Buche moͤchte enthalten seyn; und ich schaͤme mich nicht zu bekennen, daß ich solches in meinem Leben zweimal ausgelesen habe, allein das erstemal mit sehr schwachem Verstand und Begriff, bis es nach und nach durch oͤftere Anhoͤrung der Predigten und Buͤcher mir begreiflicher gemacht worden.

Jm siebenten Jahr meines Lebens war ich nebst meiner Schwester mit kindischen Sachen beschaͤftigt. Als im Sommer einsmals durch die Stubenkammerthuͤre eine große helle Flamme erschien, die in der Mitte laͤnglicht weiß war, und so groß als ein sechswochen Kind; es blieb in solcher Stellung am Ofen bei einer halben Stunde, darnach fuhr das weiße Licht voran wieder durch die Kammerthuͤre, und das Feuer ihm nach. Wir folgten ihm auch nach, fanden aber nichts in der Kammer als meinen Vater und Mutter mit Briefeschreiben beschaͤftiget. Sie haben aber nichts

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[123/0125] sollte ich es thun, und es war als wenn mir jemand ins Gesicht faßte. Jch that es gleich mit Furcht und Zittern, konnte aber das Buch nicht auf den Tisch legen, sondern ich rief das Dienstmaͤdchen, sie sollte geschwinde kommen, und das Buch weglegen. Als sie kam und mich allein sahe, zankte sie mit mir und sagte: wer es mich geheißen haͤtte, sie zu rufen, da doch Niemand da sey. Bei zunehmenden Jahren war das meine einzige Freude und groͤßtes Verlangen gewesen zu wissen, was doch in diesem Buche moͤchte enthalten seyn; und ich schaͤme mich nicht zu bekennen, daß ich solches in meinem Leben zweimal ausgelesen habe, allein das erstemal mit sehr schwachem Verstand und Begriff, bis es nach und nach durch oͤftere Anhoͤrung der Predigten und Buͤcher mir begreiflicher gemacht worden. Jm siebenten Jahr meines Lebens war ich nebst meiner Schwester mit kindischen Sachen beschaͤftigt. Als im Sommer einsmals durch die Stubenkammerthuͤre eine große helle Flamme erschien, die in der Mitte laͤnglicht weiß war, und so groß als ein sechswochen Kind; es blieb in solcher Stellung am Ofen bei einer halben Stunde, darnach fuhr das weiße Licht voran wieder durch die Kammerthuͤre, und das Feuer ihm nach. Wir folgten ihm auch nach, fanden aber nichts in der Kammer als meinen Vater und Mutter mit Briefeschreiben beschaͤftiget. Sie haben aber nichts

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786/125>, abgerufen am 24.11.2024.