Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.Die Einlage des obigen Briefes. Wahrhaftige Anzeigung gesehener Gesichte und Erscheinungen Gottes. Von mir Unterschrieben. Es heist bei mir: das ist meine Freude, daß ich mich zu Gott halte, und meine Zuversicht setze auf den Herrn, daß ich verkündige alle sein Thun u.s.w. Nemlich was er an Seiten meiner von vorzüglichen Gnaden erwiesen hat, denn im vierten Jahre meines Lebens, als ich mich noch mit kindischen Spielen beschäftigte, und die Magd mit meiner seligen Schwester, die ein halb Jahr alt war, auf die Gasse ging, nachdem sie vorher in einer Bibel, in Folio, gelesen hatte und solche auf dem Tisch liegen ließ, (es war unter einer Sonntäglichen Abendspredigt gewesen) nahm ich das Buch, warf es vom Tisch auf die Bank, und wälzte es mit Händen und Füßen an einen Ort, wo ich gesessen, und stellte die Füße darauf, um desto bequemer meine Puppe an- und auskleiden zu können. Jch hatte diese Stellung kaum eine Minute behalten, so hörte ich eine Stimme neben mir sagen: Thue gleich dies Buch wieder an seinen Ort; als ich aber niemand sahe, so that ich es nicht. Die Stimme aber sagte noch einmal ernstlich, gleich Die Einlage des obigen Briefes. Wahrhaftige Anzeigung gesehener Gesichte und Erscheinungen Gottes. Von mir Unterschrieben. Es heist bei mir: das ist meine Freude, daß ich mich zu Gott halte, und meine Zuversicht setze auf den Herrn, daß ich verkuͤndige alle sein Thun u.s.w. Nemlich was er an Seiten meiner von vorzuͤglichen Gnaden erwiesen hat, denn im vierten Jahre meines Lebens, als ich mich noch mit kindischen Spielen beschaͤftigte, und die Magd mit meiner seligen Schwester, die ein halb Jahr alt war, auf die Gasse ging, nachdem sie vorher in einer Bibel, in Folio, gelesen hatte und solche auf dem Tisch liegen ließ, (es war unter einer Sonntaͤglichen Abendspredigt gewesen) nahm ich das Buch, warf es vom Tisch auf die Bank, und waͤlzte es mit Haͤnden und Fuͤßen an einen Ort, wo ich gesessen, und stellte die Fuͤße darauf, um desto bequemer meine Puppe an- und auskleiden zu koͤnnen. Jch hatte diese Stellung kaum eine Minute behalten, so hoͤrte ich eine Stimme neben mir sagen: Thue gleich dies Buch wieder an seinen Ort; als ich aber niemand sahe, so that ich es nicht. Die Stimme aber sagte noch einmal ernstlich, gleich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0124" n="122"/><lb/> <div n="3"> <head> Die Einlage des obigen Briefes. <milestone rendition="#hr" unit="section"/> Wahrhaftige Anzeigung gesehener Gesichte und Erscheinungen Gottes. Von mir Unterschrieben.</head><lb/> <p>Es heist bei mir: das ist meine Freude, daß ich mich zu Gott halte, und meine Zuversicht setze auf den <choice><corr>Herrn</corr><sic>Herrn Herrn</sic></choice>, daß ich verkuͤndige alle sein Thun u.s.w. </p> <p>Nemlich was er an Seiten meiner von vorzuͤglichen Gnaden erwiesen hat, <choice><corr>denn</corr><sic>den</sic></choice> im vierten Jahre meines Lebens, als ich mich noch mit kindischen Spielen beschaͤftigte, und die Magd mit meiner seligen Schwester, die ein halb Jahr alt war, auf die Gasse ging, nachdem sie vorher in einer Bibel, in Folio, gelesen hatte und solche auf dem Tisch liegen ließ, (es war unter einer Sonntaͤglichen Abendspredigt gewesen) nahm ich das Buch, warf es vom Tisch auf die Bank, und waͤlzte es mit Haͤnden und Fuͤßen an einen Ort, wo ich gesessen, und stellte die Fuͤße darauf, um desto bequemer meine Puppe an- und auskleiden zu koͤnnen. </p> <p>Jch hatte diese Stellung kaum eine Minute behalten, so hoͤrte ich eine Stimme neben mir sagen: Thue gleich dies Buch wieder an seinen Ort; als ich aber niemand sahe, so that ich es nicht. Die Stimme aber sagte noch einmal ernstlich, gleich<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0124]
Die Einlage des obigen Briefes.
Wahrhaftige Anzeigung gesehener Gesichte und Erscheinungen Gottes. Von mir Unterschrieben.
Es heist bei mir: das ist meine Freude, daß ich mich zu Gott halte, und meine Zuversicht setze auf den Herrn, daß ich verkuͤndige alle sein Thun u.s.w.
Nemlich was er an Seiten meiner von vorzuͤglichen Gnaden erwiesen hat, denn im vierten Jahre meines Lebens, als ich mich noch mit kindischen Spielen beschaͤftigte, und die Magd mit meiner seligen Schwester, die ein halb Jahr alt war, auf die Gasse ging, nachdem sie vorher in einer Bibel, in Folio, gelesen hatte und solche auf dem Tisch liegen ließ, (es war unter einer Sonntaͤglichen Abendspredigt gewesen) nahm ich das Buch, warf es vom Tisch auf die Bank, und waͤlzte es mit Haͤnden und Fuͤßen an einen Ort, wo ich gesessen, und stellte die Fuͤße darauf, um desto bequemer meine Puppe an- und auskleiden zu koͤnnen.
Jch hatte diese Stellung kaum eine Minute behalten, so hoͤrte ich eine Stimme neben mir sagen: Thue gleich dies Buch wieder an seinen Ort; als ich aber niemand sahe, so that ich es nicht. Die Stimme aber sagte noch einmal ernstlich, gleich
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786/124>, abgerufen am 16.02.2025. |