Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.
Da ahndete mich nun das Unglück, das hieraus entstehen konnte, wenn meine Predigt verfälscht, mit Bosheit verdrehet, und so kund gemacht würde. Um diesem zuvor zu kommen, hatte ich nicht eher Ruhe, als bis ich meine eigene Handschrift in die Hände eines rechtschaffenen Mannes abgeliefert hatte, so äußerst schwach auch mein Gesundheitszustand war. Jch fuhr nach Gurtitz zu einem meiner nächsten adelichen Herren Eingepfarrten, erzählte ihm, was ich gethan hatte, mit der flehentlichen Bitte, diese Schrift mit seinem Pettschaft zu versiegeln, fiel seinem Herrn Sohn, der eben in die Stube trat, um den Hals, und ersuchte ihn um den größten Freundschaftsdienst, der mir unter diesen Umständen erzeigt werden konnte, diesen mit seines Herrn Vaters Pettschaft versiegelten Brief eiligst nach Stralsund an den Lehn-Secretair bey unserer hohen Landes- Regierung, den Herrn Tetzloff, zu überbringen. Nie werde ich die herzliche Freundschaft und Bereitwilligkeit vergessen, mit welcher diese Herren sich meines in der That jammervollen Zustandes an-
Da ahndete mich nun das Ungluͤck, das hieraus entstehen konnte, wenn meine Predigt verfaͤlscht, mit Bosheit verdrehet, und so kund gemacht wuͤrde. Um diesem zuvor zu kommen, hatte ich nicht eher Ruhe, als bis ich meine eigene Handschrift in die Haͤnde eines rechtschaffenen Mannes abgeliefert hatte, so aͤußerst schwach auch mein Gesundheitszustand war. Jch fuhr nach Gurtitz zu einem meiner naͤchsten adelichen Herren Eingepfarrten, erzaͤhlte ihm, was ich gethan hatte, mit der flehentlichen Bitte, diese Schrift mit seinem Pettschaft zu versiegeln, fiel seinem Herrn Sohn, der eben in die Stube trat, um den Hals, und ersuchte ihn um den groͤßten Freundschaftsdienst, der mir unter diesen Umstaͤnden erzeigt werden konnte, diesen mit seines Herrn Vaters Pettschaft versiegelten Brief eiligst nach Stralsund an den Lehn-Secretair bey unserer hohen Landes- Regierung, den Herrn Tetzloff, zu uͤberbringen. Nie werde ich die herzliche Freundschaft und Bereitwilligkeit vergessen, mit welcher diese Herren sich meines in der That jammervollen Zustandes an- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0120" n="120"/><lb/> tene Manuscript anzunehmen, und sonsten Niemand, so weit ich absehen konnte, in der Kirche zugegen war, dem es haͤtte anvertrauet werden koͤnnen, ich wuͤrde nach geendigtem Gottesdienste sogleich nach Gurtitz reisen, und es dem Herrn <hi rendition="#b">von Platen </hi>uͤbergeben. </p> <p>Da ahndete mich nun das Ungluͤck, das hieraus entstehen konnte, wenn meine Predigt verfaͤlscht, mit Bosheit verdrehet, und so kund gemacht wuͤrde. Um diesem zuvor zu kommen, hatte ich nicht eher Ruhe, als bis ich meine eigene Handschrift in die Haͤnde eines rechtschaffenen Mannes abgeliefert hatte, so aͤußerst schwach auch mein Gesundheitszustand war. Jch fuhr nach Gurtitz zu einem meiner naͤchsten adelichen Herren Eingepfarrten, erzaͤhlte ihm, was ich gethan hatte, mit der flehentlichen Bitte, diese Schrift mit seinem Pettschaft zu versiegeln, fiel seinem Herrn Sohn, der eben in die Stube trat, um den Hals, und ersuchte ihn um den groͤßten Freundschaftsdienst, der mir unter diesen Umstaͤnden erzeigt werden konnte, diesen mit seines Herrn Vaters Pettschaft versiegelten Brief eiligst nach Stralsund an den Lehn-Secretair bey unserer hohen Landes- Regierung, den Herrn <hi rendition="#b">Tetzloff,</hi> zu uͤberbringen. Nie werde ich die herzliche Freundschaft und Bereitwilligkeit vergessen, mit welcher diese Herren sich meines in der That jammervollen Zustandes an-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [120/0120]
tene Manuscript anzunehmen, und sonsten Niemand, so weit ich absehen konnte, in der Kirche zugegen war, dem es haͤtte anvertrauet werden koͤnnen, ich wuͤrde nach geendigtem Gottesdienste sogleich nach Gurtitz reisen, und es dem Herrn von Platen uͤbergeben.
Da ahndete mich nun das Ungluͤck, das hieraus entstehen konnte, wenn meine Predigt verfaͤlscht, mit Bosheit verdrehet, und so kund gemacht wuͤrde. Um diesem zuvor zu kommen, hatte ich nicht eher Ruhe, als bis ich meine eigene Handschrift in die Haͤnde eines rechtschaffenen Mannes abgeliefert hatte, so aͤußerst schwach auch mein Gesundheitszustand war. Jch fuhr nach Gurtitz zu einem meiner naͤchsten adelichen Herren Eingepfarrten, erzaͤhlte ihm, was ich gethan hatte, mit der flehentlichen Bitte, diese Schrift mit seinem Pettschaft zu versiegeln, fiel seinem Herrn Sohn, der eben in die Stube trat, um den Hals, und ersuchte ihn um den groͤßten Freundschaftsdienst, der mir unter diesen Umstaͤnden erzeigt werden konnte, diesen mit seines Herrn Vaters Pettschaft versiegelten Brief eiligst nach Stralsund an den Lehn-Secretair bey unserer hohen Landes- Regierung, den Herrn Tetzloff, zu uͤberbringen. Nie werde ich die herzliche Freundschaft und Bereitwilligkeit vergessen, mit welcher diese Herren sich meines in der That jammervollen Zustandes an-
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