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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.

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dachte Gesetze geben sollte, wo der die Zeit dazu abgeschnitten ist, wo die außer Stand gesetzet ist, die ihr untergebenen Fibern, Nerven, Blutgefäße und dgl. jede zu dem Dienste anzuhalten, dessen regelmäßige Verrichtungen den Zustand unserer Gesundheit ausmachen.

Lassen Sie also Wahnwitzige sprechen, so wird in diesem Zustande der Unordnung jeder nur die Sprache reden, die er gelernt hat, -- jeder wird Gedanken auskramen, die er an seinem Theil sonst jemals gedacht -- vielleicht nur einmal -- aber gleich verworfen hat.

Der wahnwitzige Franzose wird nicht deutsch sprechen, und der wahnwitzige Deutsche, der beständig gewohnt ist, hochdeutsch zu reden, wird sich nicht in der platten Mundart ausdrücken -- Wenn dies, wie Sie mir zugeben werden, richtig ist, so folgt auch, ein Deutscher, der sonst gewohnt ist, reines gutes Deutsch zu sprechen, wird darum so fieberhafte Reden nicht in der niedrigen Sprache des schlechtesten Theils der Menschen hören lassen, weil er etwa in dem Zustande des Wahnwitzes ist, sondern er bringet als Maschine zu der Zeit die ihm sonst geläufigen Töne und Ausdrücke hervor.

Mit dem lebhaftesten und deutlichsten Bewußtseyn, weiß ich mich noch zu erinnern, wie ich am


dachte Gesetze geben sollte, wo der die Zeit dazu abgeschnitten ist, wo die außer Stand gesetzet ist, die ihr untergebenen Fibern, Nerven, Blutgefaͤße und dgl. jede zu dem Dienste anzuhalten, dessen regelmaͤßige Verrichtungen den Zustand unserer Gesundheit ausmachen.

Lassen Sie also Wahnwitzige sprechen, so wird in diesem Zustande der Unordnung jeder nur die Sprache reden, die er gelernt hat, — jeder wird Gedanken auskramen, die er an seinem Theil sonst jemals gedacht — vielleicht nur einmal — aber gleich verworfen hat.

Der wahnwitzige Franzose wird nicht deutsch sprechen, und der wahnwitzige Deutsche, der bestaͤndig gewohnt ist, hochdeutsch zu reden, wird sich nicht in der platten Mundart ausdruͤcken — Wenn dies, wie Sie mir zugeben werden, richtig ist, so folgt auch, ein Deutscher, der sonst gewohnt ist, reines gutes Deutsch zu sprechen, wird darum so fieberhafte Reden nicht in der niedrigen Sprache des schlechtesten Theils der Menschen hoͤren lassen, weil er etwa in dem Zustande des Wahnwitzes ist, sondern er bringet als Maschine zu der Zeit die ihm sonst gelaͤufigen Toͤne und Ausdruͤcke hervor.

Mit dem lebhaftesten und deutlichsten Bewußtseyn, weiß ich mich noch zu erinnern, wie ich am

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[118/0118] dachte Gesetze geben sollte, wo der die Zeit dazu abgeschnitten ist, wo die außer Stand gesetzet ist, die ihr untergebenen Fibern, Nerven, Blutgefaͤße und dgl. jede zu dem Dienste anzuhalten, dessen regelmaͤßige Verrichtungen den Zustand unserer Gesundheit ausmachen. Lassen Sie also Wahnwitzige sprechen, so wird in diesem Zustande der Unordnung jeder nur die Sprache reden, die er gelernt hat, — jeder wird Gedanken auskramen, die er an seinem Theil sonst jemals gedacht — vielleicht nur einmal — aber gleich verworfen hat. Der wahnwitzige Franzose wird nicht deutsch sprechen, und der wahnwitzige Deutsche, der bestaͤndig gewohnt ist, hochdeutsch zu reden, wird sich nicht in der platten Mundart ausdruͤcken — Wenn dies, wie Sie mir zugeben werden, richtig ist, so folgt auch, ein Deutscher, der sonst gewohnt ist, reines gutes Deutsch zu sprechen, wird darum so fieberhafte Reden nicht in der niedrigen Sprache des schlechtesten Theils der Menschen hoͤren lassen, weil er etwa in dem Zustande des Wahnwitzes ist, sondern er bringet als Maschine zu der Zeit die ihm sonst gelaͤufigen Toͤne und Ausdruͤcke hervor. Mit dem lebhaftesten und deutlichsten Bewußtseyn, weiß ich mich noch zu erinnern, wie ich am

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0303_1785/118>, abgerufen am 27.11.2024.