Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite


ders erwartet hatte, so verordnete ich auch keine andere Arznei, als des Nachmittags um drei Uhr eine gute Dosis Laudanum. Nachher wußte sich das Fräulein weiter nichts von dem Vorgange der ganzen Sache zu erinnern, als, daß sie Abends vorher zu Bette gegangen, und daß sie sich wunderte, wie sie in die Kleider und in ein anderes Bette gekommen wäre.

Offenbar hat hier nicht das Brechmittel, sondern die Furcht vor dem Brechmittel, den Wahnwitz, der als ein wahrer Traum anfing und in den Zustand eines Nachtwandlers gewissermaßen sich umänderte, hervorgebracht.

D. G. Ch. G. Wedekind,
Königl. und Churf. Physikus der Grafschaft
Diepholtz.

III. Die natürliche Religion eines Taubstummen.

Wenn er ausdrücken will ich weiß nicht, so zeigt er mit dem Finger auf die Stirn, und schüttelt dabei mit dem Kopfe. Will er sagen ich


ders erwartet hatte, so verordnete ich auch keine andere Arznei, als des Nachmittags um drei Uhr eine gute Dosis Laudanum. Nachher wußte sich das Fraͤulein weiter nichts von dem Vorgange der ganzen Sache zu erinnern, als, daß sie Abends vorher zu Bette gegangen, und daß sie sich wunderte, wie sie in die Kleider und in ein anderes Bette gekommen waͤre.

Offenbar hat hier nicht das Brechmittel, sondern die Furcht vor dem Brechmittel, den Wahnwitz, der als ein wahrer Traum anfing und in den Zustand eines Nachtwandlers gewissermaßen sich umaͤnderte, hervorgebracht.

D. G. Ch. G. Wedekind,
Koͤnigl. und Churf. Physikus der Grafschaft
Diepholtz.

III. Die natuͤrliche Religion eines Taubstummen.

Wenn er ausdruͤcken will ich weiß nicht, so zeigt er mit dem Finger auf die Stirn, und schuͤttelt dabei mit dem Kopfe. Will er sagen ich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0089" n="89"/><lb/>
ders erwartet hatte, so verordnete ich auch keine andere Arznei, als des                   Nachmittags um drei Uhr eine gute Dosis Laudanum. Nachher wußte sich das Fra&#x0364;ulein                   weiter nichts von dem Vorgange der ganzen Sache zu erinnern, als, daß sie Abends                   vorher zu Bette gegangen, und daß sie sich wunderte, wie sie in die Kleider und in                   ein anderes Bette gekommen wa&#x0364;re. </p>
            <p>Offenbar hat hier nicht das Brechmittel, <hi rendition="#b">sondern die Furcht vor                      dem Brechmittel,</hi> den Wahnwitz, der als ein wahrer Traum anfing und in                   den Zustand eines Nachtwandlers gewissermaßen sich uma&#x0364;nderte, hervorgebracht. </p>
            <closer>
              <signed> <hi rendition="#right">D. G. Ch. G. Wedekind,<lb/>
Ko&#x0364;nigl. und Churf. Physikus der                   Grafschaft<lb/>
Diepholtz.</hi> </signed>
            </closer><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">III</hi>.             Die natu&#x0364;rliche Religion eines Taubstummen.</head><lb/>
            <note type="editorial">
              <bibl>
                <persName ref="#ref1"><note type="editorial"/>Moritz, Karl Philipp</persName>
              </bibl>
            </note>
            <p>Wenn er ausdru&#x0364;cken will <hi rendition="#b">ich weiß nicht,</hi> so zeigt er mit dem Finger auf die Stirn, und schu&#x0364;ttelt dabei mit dem Kopfe. Will                   er sagen <hi rendition="#b">ich<lb/></hi></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0089] ders erwartet hatte, so verordnete ich auch keine andere Arznei, als des Nachmittags um drei Uhr eine gute Dosis Laudanum. Nachher wußte sich das Fraͤulein weiter nichts von dem Vorgange der ganzen Sache zu erinnern, als, daß sie Abends vorher zu Bette gegangen, und daß sie sich wunderte, wie sie in die Kleider und in ein anderes Bette gekommen waͤre. Offenbar hat hier nicht das Brechmittel, sondern die Furcht vor dem Brechmittel, den Wahnwitz, der als ein wahrer Traum anfing und in den Zustand eines Nachtwandlers gewissermaßen sich umaͤnderte, hervorgebracht. D. G. Ch. G. Wedekind, Koͤnigl. und Churf. Physikus der Grafschaft Diepholtz. III. Die natuͤrliche Religion eines Taubstummen. Wenn er ausdruͤcken will ich weiß nicht, so zeigt er mit dem Finger auf die Stirn, und schuͤttelt dabei mit dem Kopfe. Will er sagen ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0302_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0302_1785/89
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0302_1785/89>, abgerufen am 26.11.2024.