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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.

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Fünftens. Sehr gut ists auch wohl, wenn man den Gesang mehr zu einem Hülfsmittel der bessern Erziehung und Ausbildung erhebt und ihn allgemeiner macht. Versteht sich, nur den guten, einfachen Liedergesang. Sollte man auch nicht überall den Zweck erreichen, daß dadurch der Sinn für Harmonie und Wohlklang, musikalisches Gefühl und folglich Verfeinerung der Seele, sofern sie davon abhängt, befördert wird, so kann man ihn doch zum Vergnügen, zur Aufheiterung und dazu brauchen, wozu der Arzt seinen Gold- und Silberschaum braucht, zur Einfassung gewisser Lehren, die ohne Zusatz genossen, dem Kinde nur zu bitter seyn und entweder gar nicht genossen oder bald vorbeigegangen seyn würden.

Noch eine Scene aus meinen Schuljahren.

Jch war noch ein kleiner Knabe und konnte kaum lesen. Mein Lehrer, den ich wegen der Pfefferkuchen, die er alle Sonnabend austheilte, ungemein lieb gewann, schrieb nach der Hähnischen Litteralmethode, lauter Reihen Namen und Anfangsbuchstaben von Wörtern an die Tafel, von denen ich noch nichts verstand. Jch, der ich durch ihn nicht beschäftigt werden


Fuͤnftens. Sehr gut ists auch wohl, wenn man den Gesang mehr zu einem Huͤlfsmittel der bessern Erziehung und Ausbildung erhebt und ihn allgemeiner macht. Versteht sich, nur den guten, einfachen Liedergesang. Sollte man auch nicht uͤberall den Zweck erreichen, daß dadurch der Sinn fuͤr Harmonie und Wohlklang, musikalisches Gefuͤhl und folglich Verfeinerung der Seele, sofern sie davon abhaͤngt, befoͤrdert wird, so kann man ihn doch zum Vergnuͤgen, zur Aufheiterung und dazu brauchen, wozu der Arzt seinen Gold- und Silberschaum braucht, zur Einfassung gewisser Lehren, die ohne Zusatz genossen, dem Kinde nur zu bitter seyn und entweder gar nicht genossen oder bald vorbeigegangen seyn wuͤrden.

Noch eine Scene aus meinen Schuljahren.

Jch war noch ein kleiner Knabe und konnte kaum lesen. Mein Lehrer, den ich wegen der Pfefferkuchen, die er alle Sonnabend austheilte, ungemein lieb gewann, schrieb nach der Haͤhnischen Litteralmethode, lauter Reihen Namen und Anfangsbuchstaben von Woͤrtern an die Tafel, von denen ich noch nichts verstand. Jch, der ich durch ihn nicht beschaͤftigt werden

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[112/0112] Fuͤnftens. Sehr gut ists auch wohl, wenn man den Gesang mehr zu einem Huͤlfsmittel der bessern Erziehung und Ausbildung erhebt und ihn allgemeiner macht. Versteht sich, nur den guten, einfachen Liedergesang. Sollte man auch nicht uͤberall den Zweck erreichen, daß dadurch der Sinn fuͤr Harmonie und Wohlklang, musikalisches Gefuͤhl und folglich Verfeinerung der Seele, sofern sie davon abhaͤngt, befoͤrdert wird, so kann man ihn doch zum Vergnuͤgen, zur Aufheiterung und dazu brauchen, wozu der Arzt seinen Gold- und Silberschaum braucht, zur Einfassung gewisser Lehren, die ohne Zusatz genossen, dem Kinde nur zu bitter seyn und entweder gar nicht genossen oder bald vorbeigegangen seyn wuͤrden. Noch eine Scene aus meinen Schuljahren. Jch war noch ein kleiner Knabe und konnte kaum lesen. Mein Lehrer, den ich wegen der Pfefferkuchen, die er alle Sonnabend austheilte, ungemein lieb gewann, schrieb nach der Haͤhnischen Litteralmethode, lauter Reihen Namen und Anfangsbuchstaben von Woͤrtern an die Tafel, von denen ich noch nichts verstand. Jch, der ich durch ihn nicht beschaͤftigt werden

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0302_1785/112>, abgerufen am 28.11.2024.