Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.
Zweitens. Man hört und lernt oft etwas besser wegen der äussern Umstände oder der Gemüthslage, in der man sich befindet. Was auf diese Weise interessirt, setzt sich in der Seele mehr fest, verwebt sich gleichsam mit dem Empfindungssystem, und daher ist in der Zukunft ein zufälliges Wort, ein Zeichen, ein Laut, eine Jdee, die der in der Seele schlummernden Jdee analog ist, im Stande, mit einemmale alle ähnliche Jdeen zu wecken und Leben in die ganze Seele zu bringen. Daher die Kunstgriffe des verständigen Erziehers und des öffentlichen Redners, Kinder und das Volk zu rühren, von so erstaunlicher Wirkung seyn können. Wie gut wäre es also, wenn Erzieher auf diese Erfahrung fortbauen, die Umstände und Merkmale an jedem Orte der Unterweisung, auf dem Felde und in dem Lehrzimmer, vervielfältigen, und, bei dem Vorsatz, einem Kinde eine Sache, eine Wahrheit eindrücklich zu machen, schickliche Gelegenheiten dazu veranlassen, und Zeit und Umstände wählen wollten, die auf die Seele desselben besonders wir-
Zweitens. Man hoͤrt und lernt oft etwas besser wegen der aͤussern Umstaͤnde oder der Gemuͤthslage, in der man sich befindet. Was auf diese Weise interessirt, setzt sich in der Seele mehr fest, verwebt sich gleichsam mit dem Empfindungssystem, und daher ist in der Zukunft ein zufaͤlliges Wort, ein Zeichen, ein Laut, eine Jdee, die der in der Seele schlummernden Jdee analog ist, im Stande, mit einemmale alle aͤhnliche Jdeen zu wecken und Leben in die ganze Seele zu bringen. Daher die Kunstgriffe des verstaͤndigen Erziehers und des oͤffentlichen Redners, Kinder und das Volk zu ruͤhren, von so erstaunlicher Wirkung seyn koͤnnen. Wie gut waͤre es also, wenn Erzieher auf diese Erfahrung fortbauen, die Umstaͤnde und Merkmale an jedem Orte der Unterweisung, auf dem Felde und in dem Lehrzimmer, vervielfaͤltigen, und, bei dem Vorsatz, einem Kinde eine Sache, eine Wahrheit eindruͤcklich zu machen, schickliche Gelegenheiten dazu veranlassen, und Zeit und Umstaͤnde waͤhlen wollten, die auf die Seele desselben besonders wir- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0109" n="109"/><lb/> Kindern erleichterte; wodurch er zugleich einen Zweck mehr erreichen, ihren Verstand beschaͤftigen und ihre Thaͤtigkeit mehr und zweckmaͤßiger anregen und unterhalten, und ihnen dadurch Lust und Neigung zum Lernen uͤberhaupt einfloͤßen wuͤrde. </p> <p><hi rendition="#b">Zweitens.</hi> Man hoͤrt und lernt oft etwas besser wegen der aͤussern Umstaͤnde oder der Gemuͤthslage, in der man sich befindet. Was auf diese Weise interessirt, setzt sich in der Seele mehr fest, verwebt sich gleichsam mit dem Empfindungssystem, und daher ist in der Zukunft ein zufaͤlliges Wort, ein Zeichen, ein Laut, eine Jdee, die der in der Seele schlummernden Jdee analog ist, im Stande, mit einemmale alle aͤhnliche Jdeen zu wecken und Leben in die ganze Seele zu bringen. Daher die Kunstgriffe des verstaͤndigen Erziehers und des oͤffentlichen Redners, Kinder und das Volk zu ruͤhren, von so erstaunlicher Wirkung seyn koͤnnen. Wie gut waͤre es also, wenn Erzieher auf diese Erfahrung fortbauen, die Umstaͤnde und Merkmale an jedem Orte der Unterweisung, auf dem Felde und in dem Lehrzimmer, vervielfaͤltigen, und, bei dem Vorsatz, einem Kinde eine Sache, eine Wahrheit eindruͤcklich zu machen, schickliche Gelegenheiten dazu veranlassen, und Zeit und Umstaͤnde waͤhlen wollten, die auf die Seele desselben besonders wir-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0109]
Kindern erleichterte; wodurch er zugleich einen Zweck mehr erreichen, ihren Verstand beschaͤftigen und ihre Thaͤtigkeit mehr und zweckmaͤßiger anregen und unterhalten, und ihnen dadurch Lust und Neigung zum Lernen uͤberhaupt einfloͤßen wuͤrde.
Zweitens. Man hoͤrt und lernt oft etwas besser wegen der aͤussern Umstaͤnde oder der Gemuͤthslage, in der man sich befindet. Was auf diese Weise interessirt, setzt sich in der Seele mehr fest, verwebt sich gleichsam mit dem Empfindungssystem, und daher ist in der Zukunft ein zufaͤlliges Wort, ein Zeichen, ein Laut, eine Jdee, die der in der Seele schlummernden Jdee analog ist, im Stande, mit einemmale alle aͤhnliche Jdeen zu wecken und Leben in die ganze Seele zu bringen. Daher die Kunstgriffe des verstaͤndigen Erziehers und des oͤffentlichen Redners, Kinder und das Volk zu ruͤhren, von so erstaunlicher Wirkung seyn koͤnnen. Wie gut waͤre es also, wenn Erzieher auf diese Erfahrung fortbauen, die Umstaͤnde und Merkmale an jedem Orte der Unterweisung, auf dem Felde und in dem Lehrzimmer, vervielfaͤltigen, und, bei dem Vorsatz, einem Kinde eine Sache, eine Wahrheit eindruͤcklich zu machen, schickliche Gelegenheiten dazu veranlassen, und Zeit und Umstaͤnde waͤhlen wollten, die auf die Seele desselben besonders wir-
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