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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.

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Es folgt ferner daraus, wie gut es wäre, wenn man Allem, was den jungen Menschen umgiebt, das Gepräge des Geschmacks, der Anmuth, der Ordnung und Schicklichkeit geben, und ihm dadurch schon früh Gelegenheit verschaffen könnte, seinen Geist und sein Herz durch das Gefühl des Vollkommenen zu reitzen, und seine Empfindungen und alle Seelenkräfte allmälig an dem Anschauen des Schönen und Guten zu entwickeln und zu verfeinern. Alles reizt den Geist zu Beobachtung solcher Dinge, wodurch er selbst seine Ausbildung bekömmt, und alles flößt dem Herzen durch die angenehmen Empfindungen, die von jedem Gegenstande erweckt werden, ein sanftes Gefühl ein. Und dieß ist das wahre Gefühl, das man erregen, anfachen muß, seiner darf sich auch der gesetzteste Mann nicht schämen. Nicht jene leere, schale Empfindelei, woran unser halbes Deutschland seine Söhne und Töchter darnieder liegen sahe. Weise Leitung ist also nöthig, damit unsere Empfindungen stufenweise so geleitet und gemäßigt unterhalten werden, daß sie uns zur Ausübung des von der Vernunft erkannten Guten Wärme geben und uns zum lebhaftern und stärkern Genuß der edlern Menschenfreuden zu jeder Zeit empfänglich machen.

Die Frage: wie und wiefern muß man Kindern die Religion versinnlichen und sie zur Andacht


Es folgt ferner daraus, wie gut es waͤre, wenn man Allem, was den jungen Menschen umgiebt, das Gepraͤge des Geschmacks, der Anmuth, der Ordnung und Schicklichkeit geben, und ihm dadurch schon fruͤh Gelegenheit verschaffen koͤnnte, seinen Geist und sein Herz durch das Gefuͤhl des Vollkommenen zu reitzen, und seine Empfindungen und alle Seelenkraͤfte allmaͤlig an dem Anschauen des Schoͤnen und Guten zu entwickeln und zu verfeinern. Alles reizt den Geist zu Beobachtung solcher Dinge, wodurch er selbst seine Ausbildung bekoͤmmt, und alles floͤßt dem Herzen durch die angenehmen Empfindungen, die von jedem Gegenstande erweckt werden, ein sanftes Gefuͤhl ein. Und dieß ist das wahre Gefuͤhl, das man erregen, anfachen muß, seiner darf sich auch der gesetzteste Mann nicht schaͤmen. Nicht jene leere, schale Empfindelei, woran unser halbes Deutschland seine Soͤhne und Toͤchter darnieder liegen sahe. Weise Leitung ist also noͤthig, damit unsere Empfindungen stufenweise so geleitet und gemaͤßigt unterhalten werden, daß sie uns zur Ausuͤbung des von der Vernunft erkannten Guten Waͤrme geben und uns zum lebhaftern und staͤrkern Genuß der edlern Menschenfreuden zu jeder Zeit empfaͤnglich machen.

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[102/0102] Es folgt ferner daraus, wie gut es waͤre, wenn man Allem, was den jungen Menschen umgiebt, das Gepraͤge des Geschmacks, der Anmuth, der Ordnung und Schicklichkeit geben, und ihm dadurch schon fruͤh Gelegenheit verschaffen koͤnnte, seinen Geist und sein Herz durch das Gefuͤhl des Vollkommenen zu reitzen, und seine Empfindungen und alle Seelenkraͤfte allmaͤlig an dem Anschauen des Schoͤnen und Guten zu entwickeln und zu verfeinern. Alles reizt den Geist zu Beobachtung solcher Dinge, wodurch er selbst seine Ausbildung bekoͤmmt, und alles floͤßt dem Herzen durch die angenehmen Empfindungen, die von jedem Gegenstande erweckt werden, ein sanftes Gefuͤhl ein. Und dieß ist das wahre Gefuͤhl, das man erregen, anfachen muß, seiner darf sich auch der gesetzteste Mann nicht schaͤmen. Nicht jene leere, schale Empfindelei, woran unser halbes Deutschland seine Soͤhne und Toͤchter darnieder liegen sahe. Weise Leitung ist also noͤthig, damit unsere Empfindungen stufenweise so geleitet und gemaͤßigt unterhalten werden, daß sie uns zur Ausuͤbung des von der Vernunft erkannten Guten Waͤrme geben und uns zum lebhaftern und staͤrkern Genuß der edlern Menschenfreuden zu jeder Zeit empfaͤnglich machen. Die Frage: wie und wiefern muß man Kindern die Religion versinnlichen und sie zur Andacht

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0302_1785/102>, abgerufen am 27.11.2024.