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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.

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Kirchstuhle unbemerkt niedersinken, und sich da dem unwiderstehlichen Ausbruche seines Gefühls überlassen.

Er hatte als Kind und Knabe mit seinem Vater die Versammlungen der mährischen Brüder fast alle Abend besuchen müssen, und die Bilder, die damals seine junge Phantasie erhitzten, waren in Empfindungen übergegangen und drangen sich ihm noch in seinen spätem Jahren mit ungemeiner Lebhaftigkeit auf.

Es erfolgt aus dem allen nun wohl von selbst, wie sehr man uns vor falschen, verderblichen Bildern in Acht nehmen müsse. Schade, ewig Schade, daß die Kraft der schönen Künste nur zu oft in verrätherische Hände kömmt, warum wollen wir uns nicht vor der Sünde hüten, und wahrlich das Tödten der Unschuld -- durch thätliche Verführung, leichtsinnige Reden und Schriften, durch schlüpfrige Gemälde, im Grunde alles Eins -- ist eine der größten. -- Warum wollen wir unsere Kinder und Zöglinge, durch Veranlassung schädliche Dinge früh zu sehen und zu hören, um das herrlichste Geschenk des Himmels, um den Sonnenschein ihrer Unschuld bringen, an dem sich ihre Seelen bis zum männlichen Alter hin erwärmen sollten? --



Kirchstuhle unbemerkt niedersinken, und sich da dem unwiderstehlichen Ausbruche seines Gefuͤhls uͤberlassen.

Er hatte als Kind und Knabe mit seinem Vater die Versammlungen der maͤhrischen Bruͤder fast alle Abend besuchen muͤssen, und die Bilder, die damals seine junge Phantasie erhitzten, waren in Empfindungen uͤbergegangen und drangen sich ihm noch in seinen spaͤtem Jahren mit ungemeiner Lebhaftigkeit auf.

Es erfolgt aus dem allen nun wohl von selbst, wie sehr man uns vor falschen, verderblichen Bildern in Acht nehmen muͤsse. Schade, ewig Schade, daß die Kraft der schoͤnen Kuͤnste nur zu oft in verraͤtherische Haͤnde koͤmmt, warum wollen wir uns nicht vor der Suͤnde huͤten, und wahrlich das Toͤdten der Unschuld — durch thaͤtliche Verfuͤhrung, leichtsinnige Reden und Schriften, durch schluͤpfrige Gemaͤlde, im Grunde alles Eins — ist eine der groͤßten. — Warum wollen wir unsere Kinder und Zoͤglinge, durch Veranlassung schaͤdliche Dinge fruͤh zu sehen und zu hoͤren, um das herrlichste Geschenk des Himmels, um den Sonnenschein ihrer Unschuld bringen, an dem sich ihre Seelen bis zum maͤnnlichen Alter hin erwaͤrmen sollten? —


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[101/0101] Kirchstuhle unbemerkt niedersinken, und sich da dem unwiderstehlichen Ausbruche seines Gefuͤhls uͤberlassen. Er hatte als Kind und Knabe mit seinem Vater die Versammlungen der maͤhrischen Bruͤder fast alle Abend besuchen muͤssen, und die Bilder, die damals seine junge Phantasie erhitzten, waren in Empfindungen uͤbergegangen und drangen sich ihm noch in seinen spaͤtem Jahren mit ungemeiner Lebhaftigkeit auf. Es erfolgt aus dem allen nun wohl von selbst, wie sehr man uns vor falschen, verderblichen Bildern in Acht nehmen muͤsse. Schade, ewig Schade, daß die Kraft der schoͤnen Kuͤnste nur zu oft in verraͤtherische Haͤnde koͤmmt, warum wollen wir uns nicht vor der Suͤnde huͤten, und wahrlich das Toͤdten der Unschuld — durch thaͤtliche Verfuͤhrung, leichtsinnige Reden und Schriften, durch schluͤpfrige Gemaͤlde, im Grunde alles Eins — ist eine der groͤßten. — Warum wollen wir unsere Kinder und Zoͤglinge, durch Veranlassung schaͤdliche Dinge fruͤh zu sehen und zu hoͤren, um das herrlichste Geschenk des Himmels, um den Sonnenschein ihrer Unschuld bringen, an dem sich ihre Seelen bis zum maͤnnlichen Alter hin erwaͤrmen sollten? —

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0302_1785/101>, abgerufen am 27.11.2024.