Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0094" n="92"/><lb/> dazu gemacht wurden. Mehrere Schriftsteller haben ihren Ursprung zu erklaͤren gesucht; allein sie scheinen mit ihren Untersuchungen daruͤber noch nicht ganz zu Ende gekommen zu seyn, wenn wir darunter nicht sowohl die Untersuchungen verstehen, <hi rendition="#b">welche</hi> Gelegenheiten in diesen und jenen Gemuͤthszustaͤnden, Lachen und Weinen erzeugen; sondern <hi rendition="#b">wie,</hi> und <hi rendition="#b">warum</hi> diese <choice><corr>Phaͤnomene</corr><sic>Phoͤnomene</sic></choice> grade unter gewissen Umstaͤnden und keinen andern, <hi rendition="#b">so</hi> und <hi rendition="#b">nicht anders</hi> entstehen, und <hi rendition="#b">wie vielen</hi> Antheil daran bald der Koͤrper, bald die Seele des Menschen hat. Der unerklaͤrbaren Erscheinungen der menschlichen Natur, besonders in dem Gebiete der Freude und des Schmerzes; der dunkeln in uns liegenden Vorstellungen die uns oft ganz unwillkuͤrlich zu Empfindungen beider Art reizen; der verschiedenen Modifikationen unsrer Vorstellungen, die sich bei heftigen Leidenschaften alle Augenblicke durch den gegenseitigen Einfluß des Leibes und der Seele auf einander, veraͤndern, sind so unendlich viele, daß es uns allerdings schwer werden muß in Absicht des Ursprungs jener Erscheinungen, etwas mit vollkommner Gewißheit zu bestimmen, — und mehr duͤrfen wir doch daruͤber nicht bestimmen, als was uns unser Gefuͤhl sagt, und was sich aus einer richtig angestellten Vergleichung mehrerer Gefuͤhle analogisch schließen laͤßt; wobei uns aber immer noch die innere Natur und Entstehungsart derselben unbekannt seyn kann. </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0094]
dazu gemacht wurden. Mehrere Schriftsteller haben ihren Ursprung zu erklaͤren gesucht; allein sie scheinen mit ihren Untersuchungen daruͤber noch nicht ganz zu Ende gekommen zu seyn, wenn wir darunter nicht sowohl die Untersuchungen verstehen, welche Gelegenheiten in diesen und jenen Gemuͤthszustaͤnden, Lachen und Weinen erzeugen; sondern wie, und warum diese Phaͤnomene grade unter gewissen Umstaͤnden und keinen andern, so und nicht anders entstehen, und wie vielen Antheil daran bald der Koͤrper, bald die Seele des Menschen hat. Der unerklaͤrbaren Erscheinungen der menschlichen Natur, besonders in dem Gebiete der Freude und des Schmerzes; der dunkeln in uns liegenden Vorstellungen die uns oft ganz unwillkuͤrlich zu Empfindungen beider Art reizen; der verschiedenen Modifikationen unsrer Vorstellungen, die sich bei heftigen Leidenschaften alle Augenblicke durch den gegenseitigen Einfluß des Leibes und der Seele auf einander, veraͤndern, sind so unendlich viele, daß es uns allerdings schwer werden muß in Absicht des Ursprungs jener Erscheinungen, etwas mit vollkommner Gewißheit zu bestimmen, — und mehr duͤrfen wir doch daruͤber nicht bestimmen, als was uns unser Gefuͤhl sagt, und was sich aus einer richtig angestellten Vergleichung mehrerer Gefuͤhle analogisch schließen laͤßt; wobei uns aber immer noch die innere Natur und Entstehungsart derselben unbekannt seyn kann.
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