ihn mit Recht die einzige Grundkraft derselben nennen.) Darauf gründete Lessing sein Urtheil über das in unsern Zeiten so sehr verschriene Vokabel lernen, "wenn ich Jugend hätte, sagte er mir einst als wir auf die neuen spielenden Methoden zu reden kamen, wodurch man Kinder auf eine leichte Art zu großen Lateinern machen wollte, so sollten sie Vokabeln lernen, wie ich in meiner Jugend habe Vokabeln lernen müssen; es ist wahr! sie würden manches Wort nicht verstehen; aber eben das würde die Thätigkeit ihrer Seele zu neuen Begriffen mehr reizen, als unterdrücken -- gesezt, daß es auch nur mittelmäßige Köpfe wären."
Pockels, Carl FriedrichC. F. Pockels.
II. Ein Dichter im Schlaf.
Anonym [über Wähner]
Der ehemalige Professor Wähner zu Göttingen hat oft von sich erzählt, daß ihm in jüngern Jahren aufgegeben worden, einen gewissen Gedanken in zwei griechischen Versen auszudrucken.
Er beschäftigt sich ein paar Tage damit, er kann aber den aufgegebnen Gedanken ohne Nachtheil seiner Stärke nicht in zwei Verse zwingen.
Er schläft an einem Abend unter der Bemühung, diese zwei Verse heraus zu bringen, ein.
ihn mit Recht die einzige Grundkraft derselben nennen.) Darauf gruͤndete Lessing sein Urtheil uͤber das in unsern Zeiten so sehr verschriene Vokabel lernen, »wenn ich Jugend haͤtte, sagte er mir einst als wir auf die neuen spielenden Methoden zu reden kamen, wodurch man Kinder auf eine leichte Art zu großen Lateinern machen wollte, so sollten sie Vokabeln lernen, wie ich in meiner Jugend habe Vokabeln lernen muͤssen; es ist wahr! sie wuͤrden manches Wort nicht verstehen; aber eben das wuͤrde die Thaͤtigkeit ihrer Seele zu neuen Begriffen mehr reizen, als unterdruͤcken — gesezt, daß es auch nur mittelmaͤßige Koͤpfe waͤren.«
Pockels, Carl FriedrichC. F. Pockels.
II. Ein Dichter im Schlaf.
Anonym [uͤber Waͤhner]
Der ehemalige Professor Waͤhner zu Goͤttingen hat oft von sich erzaͤhlt, daß ihm in juͤngern Jahren aufgegeben worden, einen gewissen Gedanken in zwei griechischen Versen auszudrucken.
Er beschaͤftigt sich ein paar Tage damit, er kann aber den aufgegebnen Gedanken ohne Nachtheil seiner Staͤrke nicht in zwei Verse zwingen.
Er schlaͤft an einem Abend unter der Bemuͤhung, diese zwei Verse heraus zu bringen, ein.
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ihn mit Recht die einzige Grundkraft derselben nennen.) Darauf gruͤndete Lessing sein Urtheil uͤber das in unsern Zeiten so sehr verschriene Vokabel lernen, »wenn ich Jugend haͤtte, sagte er mir einst als wir auf die neuen spielenden Methoden zu reden kamen, wodurch man Kinder auf eine leichte Art zu großen Lateinern machen wollte, so sollten sie Vokabeln lernen, wie ich in meiner Jugend habe Vokabeln lernen muͤssen; es ist wahr! sie wuͤrden manches Wort nicht verstehen; aber eben das wuͤrde die Thaͤtigkeit ihrer Seele zu neuen Begriffen mehr reizen, als unterdruͤcken — gesezt, daß es auch nur mittelmaͤßige Koͤpfe waͤren.« </p><closer><signed><persNameref="#ref0002"><notetype="editorial">Pockels, Carl Friedrich</note>C. F. Pockels.</persName></signed></closer><lb/></div><divn="3"><head><hirendition="#aq">II</hi>. Ein Dichter im Schlaf.</head><lb/><notetype="editorial"><bibl><persNameref="#ref129"><notetype="editorial"/>Anonym [uͤber Waͤhner]</persName></bibl></note><p>Der ehemalige Professor <hirendition="#b">Waͤhner</hi> zu Goͤttingen hat oft von sich erzaͤhlt, daß ihm in juͤngern Jahren aufgegeben worden, einen gewissen Gedanken in zwei griechischen Versen auszudrucken. </p><p>Er beschaͤftigt sich ein paar Tage damit, er kann aber den aufgegebnen Gedanken ohne Nachtheil seiner Staͤrke nicht in zwei Verse zwingen. </p><p>Er schlaͤft an einem Abend unter der Bemuͤhung, diese zwei Verse heraus zu bringen, ein.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[88/0090]
ihn mit Recht die einzige Grundkraft derselben nennen.) Darauf gruͤndete Lessing sein Urtheil uͤber das in unsern Zeiten so sehr verschriene Vokabel lernen, »wenn ich Jugend haͤtte, sagte er mir einst als wir auf die neuen spielenden Methoden zu reden kamen, wodurch man Kinder auf eine leichte Art zu großen Lateinern machen wollte, so sollten sie Vokabeln lernen, wie ich in meiner Jugend habe Vokabeln lernen muͤssen; es ist wahr! sie wuͤrden manches Wort nicht verstehen; aber eben das wuͤrde die Thaͤtigkeit ihrer Seele zu neuen Begriffen mehr reizen, als unterdruͤcken — gesezt, daß es auch nur mittelmaͤßige Koͤpfe waͤren.«
C. F. Pockels.
II. Ein Dichter im Schlaf.
Der ehemalige Professor Waͤhner zu Goͤttingen hat oft von sich erzaͤhlt, daß ihm in juͤngern Jahren aufgegeben worden, einen gewissen Gedanken in zwei griechischen Versen auszudrucken.
Er beschaͤftigt sich ein paar Tage damit, er kann aber den aufgegebnen Gedanken ohne Nachtheil seiner Staͤrke nicht in zwei Verse zwingen.
Er schlaͤft an einem Abend unter der Bemuͤhung, diese zwei Verse heraus zu bringen, ein.
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0301_1785/90>, abgerufen am 17.02.2025.
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