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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785.

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der Ketzermacherei; endlich, daß manche Vergnügungen oder wenigstens Zerstreuungen, die andere Stände aufheitern, für sie entweder geradezu sündlich, oder doch nicht schicklich seyn müssen; dies alles trägt zur Erweckung oder Vermehrung der Hypochondrie bei, die auch in der That an vieler Schwärmerei und Sonderlichkeit schuld ist, welche man ihnen, mit Grund oder Ungrund, zur Last zu legen Gelegenheit hat. Die leichtsinnigen, gefühllosen, oder dummen Köpfe fahren hiebei am besten.

Sie kommen entweder niemals an solche Scheidewege, wo die Gleise durch den Regen, oder übergewachsenes Gras unkenntlich werden; oder bekümmern sich doch nicht um die Erforschung des rechten Weges, und tappen wohlgemuth und mit rothen fetten Backen hinter dem grossen Haufen ihrer Partei her.

Die arbeitsamen, denkenden, untersuchenden, gegen Wahrheit und menschliche Glückseligkeit gefühlvollen Geister kommen aber hier oft ins Gedränge. Es ist bekannt, je mehr Einsichten, je mehr Schüchternheit. Wer die Welt lange kennen gelernt hat, wird je mehr und mehr, und im Alter am meisten, wo die Erfahrungen die höchste Stufe erreicht haben, mistrauisch.

Die größten Gelehrten nähern sich endlich dem Pyrrhonismus. Wenn nun in solchen Fällen die Gutherzigkeit und Furchtsamkeit des Hypochondristen dazu kommt, so giebt es öftere innerliche Käm-


der Ketzermacherei; endlich, daß manche Vergnuͤgungen oder wenigstens Zerstreuungen, die andere Staͤnde aufheitern, fuͤr sie entweder geradezu suͤndlich, oder doch nicht schicklich seyn muͤssen; dies alles traͤgt zur Erweckung oder Vermehrung der Hypochondrie bei, die auch in der That an vieler Schwaͤrmerei und Sonderlichkeit schuld ist, welche man ihnen, mit Grund oder Ungrund, zur Last zu legen Gelegenheit hat. Die leichtsinnigen, gefuͤhllosen, oder dummen Koͤpfe fahren hiebei am besten.

Sie kommen entweder niemals an solche Scheidewege, wo die Gleise durch den Regen, oder uͤbergewachsenes Gras unkenntlich werden; oder bekuͤmmern sich doch nicht um die Erforschung des rechten Weges, und tappen wohlgemuth und mit rothen fetten Backen hinter dem grossen Haufen ihrer Partei her.

Die arbeitsamen, denkenden, untersuchenden, gegen Wahrheit und menschliche Gluͤckseligkeit gefuͤhlvollen Geister kommen aber hier oft ins Gedraͤnge. Es ist bekannt, je mehr Einsichten, je mehr Schuͤchternheit. Wer die Welt lange kennen gelernt hat, wird je mehr und mehr, und im Alter am meisten, wo die Erfahrungen die hoͤchste Stufe erreicht haben, mistrauisch.

Die groͤßten Gelehrten naͤhern sich endlich dem Pyrrhonismus. Wenn nun in solchen Faͤllen die Gutherzigkeit und Furchtsamkeit des Hypochondristen dazu kommt, so giebt es oͤftere innerliche Kaͤm-

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[126/0128] der Ketzermacherei; endlich, daß manche Vergnuͤgungen oder wenigstens Zerstreuungen, die andere Staͤnde aufheitern, fuͤr sie entweder geradezu suͤndlich, oder doch nicht schicklich seyn muͤssen; dies alles traͤgt zur Erweckung oder Vermehrung der Hypochondrie bei, die auch in der That an vieler Schwaͤrmerei und Sonderlichkeit schuld ist, welche man ihnen, mit Grund oder Ungrund, zur Last zu legen Gelegenheit hat. Die leichtsinnigen, gefuͤhllosen, oder dummen Koͤpfe fahren hiebei am besten. Sie kommen entweder niemals an solche Scheidewege, wo die Gleise durch den Regen, oder uͤbergewachsenes Gras unkenntlich werden; oder bekuͤmmern sich doch nicht um die Erforschung des rechten Weges, und tappen wohlgemuth und mit rothen fetten Backen hinter dem grossen Haufen ihrer Partei her. Die arbeitsamen, denkenden, untersuchenden, gegen Wahrheit und menschliche Gluͤckseligkeit gefuͤhlvollen Geister kommen aber hier oft ins Gedraͤnge. Es ist bekannt, je mehr Einsichten, je mehr Schuͤchternheit. Wer die Welt lange kennen gelernt hat, wird je mehr und mehr, und im Alter am meisten, wo die Erfahrungen die hoͤchste Stufe erreicht haben, mistrauisch. Die groͤßten Gelehrten naͤhern sich endlich dem Pyrrhonismus. Wenn nun in solchen Faͤllen die Gutherzigkeit und Furchtsamkeit des Hypochondristen dazu kommt, so giebt es oͤftere innerliche Kaͤm-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0301_1785/128>, abgerufen am 30.11.2024.