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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785.

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de fiel er mir um den Hals und sagte: Jch gehe nicht aufs Theater, ich reise zu meinen Eltern. -- Jch traute noch nicht, sondern suchte ihn durch die stärksten Gegengründe wieder zu seinem ersten Entschluß zurückzubringen. Allein er reiste denselben Tag noch zu seinen Eltern ab, die ihren Sohn, der nun gänzlich von seiner Phantasie geheilt war, mit ofnen Armen empfingen.

M.


III. Einfluß der Dogmatik auf die Ruhe und Heiterkeit der Seele. Reflexionen eines ehemaligen Hypochondristen.

Die meisten Hypochondristen wird man, wo ich nicht sehr irre, unter den Gottesgelehrten antreffen. Die schwere und ernsthafte Natur ihrer Beschäftigungen, ich will noch, mit Erlaubniß, hinzusetzen, die Ungewißheit mancher Theile ihrer Wissenschaft, die überhaupt sehr oft mehr wissen will und soll, als dem Menschen überhaupt gegeben ist; -- daß vielen ihrer Sätze eine ungleich höhere Wichtigkeit, als den Sätzen anderer Wissenschaften, entweder mit Recht, oder aus wirklicher Uebertreibung, beigelegt wird, die Gefahr, innerliche oder doch größtentheils äusserliche von den innungsmäßigen Vorstellungen abzuweichen, oder die Geissel


de fiel er mir um den Hals und sagte: Jch gehe nicht aufs Theater, ich reise zu meinen Eltern. — Jch traute noch nicht, sondern suchte ihn durch die staͤrksten Gegengruͤnde wieder zu seinem ersten Entschluß zuruͤckzubringen. Allein er reiste denselben Tag noch zu seinen Eltern ab, die ihren Sohn, der nun gaͤnzlich von seiner Phantasie geheilt war, mit ofnen Armen empfingen.

M.


III. Einfluß der Dogmatik auf die Ruhe und Heiterkeit der Seele. Reflexionen eines ehemaligen Hypochondristen.

Die meisten Hypochondristen wird man, wo ich nicht sehr irre, unter den Gottesgelehrten antreffen. Die schwere und ernsthafte Natur ihrer Beschaͤftigungen, ich will noch, mit Erlaubniß, hinzusetzen, die Ungewißheit mancher Theile ihrer Wissenschaft, die uͤberhaupt sehr oft mehr wissen will und soll, als dem Menschen uͤberhaupt gegeben ist; — daß vielen ihrer Saͤtze eine ungleich hoͤhere Wichtigkeit, als den Saͤtzen anderer Wissenschaften, entweder mit Recht, oder aus wirklicher Uebertreibung, beigelegt wird, die Gefahr, innerliche oder doch groͤßtentheils aͤusserliche von den innungsmaͤßigen Vorstellungen abzuweichen, oder die Geissel

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[125/0127] de fiel er mir um den Hals und sagte: Jch gehe nicht aufs Theater, ich reise zu meinen Eltern. — Jch traute noch nicht, sondern suchte ihn durch die staͤrksten Gegengruͤnde wieder zu seinem ersten Entschluß zuruͤckzubringen. Allein er reiste denselben Tag noch zu seinen Eltern ab, die ihren Sohn, der nun gaͤnzlich von seiner Phantasie geheilt war, mit ofnen Armen empfingen. M. III. Einfluß der Dogmatik auf die Ruhe und Heiterkeit der Seele. Reflexionen eines ehemaligen Hypochondristen. Die meisten Hypochondristen wird man, wo ich nicht sehr irre, unter den Gottesgelehrten antreffen. Die schwere und ernsthafte Natur ihrer Beschaͤftigungen, ich will noch, mit Erlaubniß, hinzusetzen, die Ungewißheit mancher Theile ihrer Wissenschaft, die uͤberhaupt sehr oft mehr wissen will und soll, als dem Menschen uͤberhaupt gegeben ist; — daß vielen ihrer Saͤtze eine ungleich hoͤhere Wichtigkeit, als den Saͤtzen anderer Wissenschaften, entweder mit Recht, oder aus wirklicher Uebertreibung, beigelegt wird, die Gefahr, innerliche oder doch groͤßtentheils aͤusserliche von den innungsmaͤßigen Vorstellungen abzuweichen, oder die Geissel

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0301_1785/127>, abgerufen am 29.11.2024.