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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785.

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te, wurden die Spaziergänge des Morgens und der Komödienbesuch des Abends immer fortgesezt.

Die Beruhigung, welche durch seine jetzige Lage in seiner Seele entstand, schloß sein Herz immer bessern Gefühlen auf; und da ihn nichts mehr abhielt, seine Wünsche zu erfüllen, so fing er allmälig an, nicht mehr hin und hergezogen zu werden, sondern selbst die erneuerte Elasticität seiner thätigen Kraft zuweilen zu versuchen.

Allein ich traute diesem betrüglichen Anschein nicht, sondern suchte nun aus allen Kräften seinem Entschluß zum Theater das Uebergewicht zu geben, um am Ende entweder einen vollkommnen oder gar keinen Sieg zu erhalten, da er überdem in keinen schlimmern Zustand, als diesen einer ewigen Unentschlossenheit gerathen konnte.

Die Antwort der Schauspieldirektion kam an, mit dem Anerbieten eines sehr vortheilhaften Engagements, welches aber binnen vierzehn Tagen sollte angetreten werden.

D*** war zwar vergnügt hierüber, aber seine Freude war lange nicht so ausgelassen, wie ich erwartet hatte, da dieser Brief doch nun alle seine Wünsche krönte.

Auf unsern Spaziergängen, die bis zum Tage seiner Abreise fortgesezt wurden, unterhielten wir uns nun beständig von seiner künftigen Lebensart, und der Laufbahn, die er nun antreten sollte; und ich


te, wurden die Spaziergaͤnge des Morgens und der Komoͤdienbesuch des Abends immer fortgesezt.

Die Beruhigung, welche durch seine jetzige Lage in seiner Seele entstand, schloß sein Herz immer bessern Gefuͤhlen auf; und da ihn nichts mehr abhielt, seine Wuͤnsche zu erfuͤllen, so fing er allmaͤlig an, nicht mehr hin und hergezogen zu werden, sondern selbst die erneuerte Elasticitaͤt seiner thaͤtigen Kraft zuweilen zu versuchen.

Allein ich traute diesem betruͤglichen Anschein nicht, sondern suchte nun aus allen Kraͤften seinem Entschluß zum Theater das Uebergewicht zu geben, um am Ende entweder einen vollkommnen oder gar keinen Sieg zu erhalten, da er uͤberdem in keinen schlimmern Zustand, als diesen einer ewigen Unentschlossenheit gerathen konnte.

Die Antwort der Schauspieldirektion kam an, mit dem Anerbieten eines sehr vortheilhaften Engagements, welches aber binnen vierzehn Tagen sollte angetreten werden.

D*** war zwar vergnuͤgt hieruͤber, aber seine Freude war lange nicht so ausgelassen, wie ich erwartet hatte, da dieser Brief doch nun alle seine Wuͤnsche kroͤnte.

Auf unsern Spaziergaͤngen, die bis zum Tage seiner Abreise fortgesezt wurden, unterhielten wir uns nun bestaͤndig von seiner kuͤnftigen Lebensart, und der Laufbahn, die er nun antreten sollte; und ich

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[123/0125] te, wurden die Spaziergaͤnge des Morgens und der Komoͤdienbesuch des Abends immer fortgesezt. Die Beruhigung, welche durch seine jetzige Lage in seiner Seele entstand, schloß sein Herz immer bessern Gefuͤhlen auf; und da ihn nichts mehr abhielt, seine Wuͤnsche zu erfuͤllen, so fing er allmaͤlig an, nicht mehr hin und hergezogen zu werden, sondern selbst die erneuerte Elasticitaͤt seiner thaͤtigen Kraft zuweilen zu versuchen. Allein ich traute diesem betruͤglichen Anschein nicht, sondern suchte nun aus allen Kraͤften seinem Entschluß zum Theater das Uebergewicht zu geben, um am Ende entweder einen vollkommnen oder gar keinen Sieg zu erhalten, da er uͤberdem in keinen schlimmern Zustand, als diesen einer ewigen Unentschlossenheit gerathen konnte. Die Antwort der Schauspieldirektion kam an, mit dem Anerbieten eines sehr vortheilhaften Engagements, welches aber binnen vierzehn Tagen sollte angetreten werden. D*** war zwar vergnuͤgt hieruͤber, aber seine Freude war lange nicht so ausgelassen, wie ich erwartet hatte, da dieser Brief doch nun alle seine Wuͤnsche kroͤnte. Auf unsern Spaziergaͤngen, die bis zum Tage seiner Abreise fortgesezt wurden, unterhielten wir uns nun bestaͤndig von seiner kuͤnftigen Lebensart, und der Laufbahn, die er nun antreten sollte; und ich

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0301_1785/125>, abgerufen am 29.11.2024.