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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785.

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irgend etwas zu thun haben, sollte es auch nur sein Hut oder ein Buch seyn, womit er sich beschäftigt.

Alle diese kleine, geschäftige Unruhe hindert ihn aber nicht an Aufmerksamkeit und Fleiß, und wenn er irgend etwas nicht behalten hat: so ist er verlegen, gleichsam als ob er fragen wollte; wie kömmt es doch, daß ich dies nicht weiß, nicht behalten habe? -- Diese seine kleine Aengstlichkeit giebt ihm ein drolligtes Ansehn, denn er will nicht gern eine Antwort schuldig bleiben, und deshalb macht er sich, gemeiniglich mit seinem Hute, so viel zu schaffen, als ob er durch diese Thätigkeit seines Körpers um so eher eine richtige Antwort herausbringen würde.

Sein Eifer, weiter zu kommen; eine höhere Stelle zu erhalten und zu behaupten, ist ausserordentlich stark, aber nicht weniger der Fleiß, den er verwendet, um dieß erreichen zu können. "Werd ich versetzt werden? werd ich heraufkommen?" Das sind ihm Fragen von der größten Wichtigkeit; und die reinste, unschuldigste Freude glänzt auf seinem Gesichte, wenn er zu mir kömmt und sagt: ich habe das und das gelernt. Jn seinem kleinen Eifer geht er wohl so weit, daß er, wenn ihn einer beleidigt, um sich stößt, aber es geschieht sehr selten, und es ist ihm gleich selbst leid, so daß auch fast keine Klage über ihn gewesen ist.

Nur erst kürzlich kam er, und sagte, daß ihn sein Nebenschüler gestossen habe. Jch fragte ihn,


irgend etwas zu thun haben, sollte es auch nur sein Hut oder ein Buch seyn, womit er sich beschaͤftigt.

Alle diese kleine, geschaͤftige Unruhe hindert ihn aber nicht an Aufmerksamkeit und Fleiß, und wenn er irgend etwas nicht behalten hat: so ist er verlegen, gleichsam als ob er fragen wollte; wie koͤmmt es doch, daß ich dies nicht weiß, nicht behalten habe? — Diese seine kleine Aengstlichkeit giebt ihm ein drolligtes Ansehn, denn er will nicht gern eine Antwort schuldig bleiben, und deshalb macht er sich, gemeiniglich mit seinem Hute, so viel zu schaffen, als ob er durch diese Thaͤtigkeit seines Koͤrpers um so eher eine richtige Antwort herausbringen wuͤrde.

Sein Eifer, weiter zu kommen; eine hoͤhere Stelle zu erhalten und zu behaupten, ist ausserordentlich stark, aber nicht weniger der Fleiß, den er verwendet, um dieß erreichen zu koͤnnen. »Werd ich versetzt werden? werd ich heraufkommen?« Das sind ihm Fragen von der groͤßten Wichtigkeit; und die reinste, unschuldigste Freude glaͤnzt auf seinem Gesichte, wenn er zu mir koͤmmt und sagt: ich habe das und das gelernt. Jn seinem kleinen Eifer geht er wohl so weit, daß er, wenn ihn einer beleidigt, um sich stoͤßt, aber es geschieht sehr selten, und es ist ihm gleich selbst leid, so daß auch fast keine Klage uͤber ihn gewesen ist.

Nur erst kuͤrzlich kam er, und sagte, daß ihn sein Nebenschuͤler gestossen habe. Jch fragte ihn,

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[110/0112] irgend etwas zu thun haben, sollte es auch nur sein Hut oder ein Buch seyn, womit er sich beschaͤftigt. Alle diese kleine, geschaͤftige Unruhe hindert ihn aber nicht an Aufmerksamkeit und Fleiß, und wenn er irgend etwas nicht behalten hat: so ist er verlegen, gleichsam als ob er fragen wollte; wie koͤmmt es doch, daß ich dies nicht weiß, nicht behalten habe? — Diese seine kleine Aengstlichkeit giebt ihm ein drolligtes Ansehn, denn er will nicht gern eine Antwort schuldig bleiben, und deshalb macht er sich, gemeiniglich mit seinem Hute, so viel zu schaffen, als ob er durch diese Thaͤtigkeit seines Koͤrpers um so eher eine richtige Antwort herausbringen wuͤrde. Sein Eifer, weiter zu kommen; eine hoͤhere Stelle zu erhalten und zu behaupten, ist ausserordentlich stark, aber nicht weniger der Fleiß, den er verwendet, um dieß erreichen zu koͤnnen. »Werd ich versetzt werden? werd ich heraufkommen?« Das sind ihm Fragen von der groͤßten Wichtigkeit; und die reinste, unschuldigste Freude glaͤnzt auf seinem Gesichte, wenn er zu mir koͤmmt und sagt: ich habe das und das gelernt. Jn seinem kleinen Eifer geht er wohl so weit, daß er, wenn ihn einer beleidigt, um sich stoͤßt, aber es geschieht sehr selten, und es ist ihm gleich selbst leid, so daß auch fast keine Klage uͤber ihn gewesen ist. Nur erst kuͤrzlich kam er, und sagte, daß ihn sein Nebenschuͤler gestossen habe. Jch fragte ihn,

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0301_1785/112>, abgerufen am 28.11.2024.