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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785.

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steht sich, daß seine Seelenkräfte sich mehr entwickelt haben. Sein Fleiß ist immer noch anhaltend, und deshalb bringt er es auch weiter als viele von seinen Mitschülern, die er wirklich hinter sich gelassen hat. Jn seinem Gesichte herrscht noch ein freundlicher gefälliger Ernst. Wenn ihm irgend etwas unangenehm ist: so weiß er dieß in seinem Gesichte zu erkennen zu geben, ohne daß man seine Mine mürrisch oder verdrüßlich nennen dürfte.

Er empfindet schnell, und mit einer gewissen Lebhaftigkeit, die von der Wärme zeigt, mit welcher er Antheil an demjenigen nimmt, wovon die Rede ist; aber es ist keine flüchtige schnell vorübergehende Empfindung. Er ist schnell in seinen Antworten, und gleichwohl verrathen sie Nachdenken. Eben so schnell lieset er, und man kann aus seinem Tone bemerken, daß er mit Gefühl und mit Einsicht liest.

Seine ganze Denkungsart scheint Ernsthaftigkeit zur Grundlage zu haben. Er nimmt selten Antheil an demjenigen, was um und neben ihm vorgeht, weil seine Aufmerksamkeit immer auf etwas Erheblicheres gerichtet ist.

Seine wörtlichen Ausdrücke verrathen oft etwas Männliches; aber nie eine Empfindung von Stolz, als ob er mehr wisse und etwas besser mache, als andre. Seine schriftlichen Ausdrücke sind eben so, und oft voll Laune. Auch hat er keine gemeine Anlage ein Dichter zu werden. Jch will zum Be-


steht sich, daß seine Seelenkraͤfte sich mehr entwickelt haben. Sein Fleiß ist immer noch anhaltend, und deshalb bringt er es auch weiter als viele von seinen Mitschuͤlern, die er wirklich hinter sich gelassen hat. Jn seinem Gesichte herrscht noch ein freundlicher gefaͤlliger Ernst. Wenn ihm irgend etwas unangenehm ist: so weiß er dieß in seinem Gesichte zu erkennen zu geben, ohne daß man seine Mine muͤrrisch oder verdruͤßlich nennen duͤrfte.

Er empfindet schnell, und mit einer gewissen Lebhaftigkeit, die von der Waͤrme zeigt, mit welcher er Antheil an demjenigen nimmt, wovon die Rede ist; aber es ist keine fluͤchtige schnell voruͤbergehende Empfindung. Er ist schnell in seinen Antworten, und gleichwohl verrathen sie Nachdenken. Eben so schnell lieset er, und man kann aus seinem Tone bemerken, daß er mit Gefuͤhl und mit Einsicht liest.

Seine ganze Denkungsart scheint Ernsthaftigkeit zur Grundlage zu haben. Er nimmt selten Antheil an demjenigen, was um und neben ihm vorgeht, weil seine Aufmerksamkeit immer auf etwas Erheblicheres gerichtet ist.

Seine woͤrtlichen Ausdruͤcke verrathen oft etwas Maͤnnliches; aber nie eine Empfindung von Stolz, als ob er mehr wisse und etwas besser mache, als andre. Seine schriftlichen Ausdruͤcke sind eben so, und oft voll Laune. Auch hat er keine gemeine Anlage ein Dichter zu werden. Jch will zum Be-

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[108/0110] steht sich, daß seine Seelenkraͤfte sich mehr entwickelt haben. Sein Fleiß ist immer noch anhaltend, und deshalb bringt er es auch weiter als viele von seinen Mitschuͤlern, die er wirklich hinter sich gelassen hat. Jn seinem Gesichte herrscht noch ein freundlicher gefaͤlliger Ernst. Wenn ihm irgend etwas unangenehm ist: so weiß er dieß in seinem Gesichte zu erkennen zu geben, ohne daß man seine Mine muͤrrisch oder verdruͤßlich nennen duͤrfte. Er empfindet schnell, und mit einer gewissen Lebhaftigkeit, die von der Waͤrme zeigt, mit welcher er Antheil an demjenigen nimmt, wovon die Rede ist; aber es ist keine fluͤchtige schnell voruͤbergehende Empfindung. Er ist schnell in seinen Antworten, und gleichwohl verrathen sie Nachdenken. Eben so schnell lieset er, und man kann aus seinem Tone bemerken, daß er mit Gefuͤhl und mit Einsicht liest. Seine ganze Denkungsart scheint Ernsthaftigkeit zur Grundlage zu haben. Er nimmt selten Antheil an demjenigen, was um und neben ihm vorgeht, weil seine Aufmerksamkeit immer auf etwas Erheblicheres gerichtet ist. Seine woͤrtlichen Ausdruͤcke verrathen oft etwas Maͤnnliches; aber nie eine Empfindung von Stolz, als ob er mehr wisse und etwas besser mache, als andre. Seine schriftlichen Ausdruͤcke sind eben so, und oft voll Laune. Auch hat er keine gemeine Anlage ein Dichter zu werden. Jch will zum Be-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0301_1785/110>, abgerufen am 28.11.2024.