Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784.
Um diese Zeit fingen die Umstände meiner Eltern an schlecht zu werden. Die Ursach war: die neue Einrichtung der Königl. Accise-Verordnung. Dieser nach durfte keiner, der eine Thüre auf das Feld hatte, sie offen halten, sondern sie wurde verschlossen oder zugemauert. Und gerade dieser Fall,
Um diese Zeit fingen die Umstaͤnde meiner Eltern an schlecht zu werden. Die Ursach war: die neue Einrichtung der Koͤnigl. Accise-Verordnung. Dieser nach durfte keiner, der eine Thuͤre auf das Feld hatte, sie offen halten, sondern sie wurde verschlossen oder zugemauert. Und gerade dieser Fall, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0044" n="44"/><lb/> Zeiten unempfindlich; je nachdem meine Seele gestimmt war. Zu einer andern Zeit wars auch mir wieder unertraͤglich. Jn einer solchen Laune beredete ich meine Mutter an einem solchen Tage mir ein Schnupftuch voll Aepfel mitzugeben, weil ichs probieren wollte, ob sich unser gestrenger Herr Aufseher bestechen ließe. Und es gelang mir. So oft ich nun ein Tuch voll Obst mitbrachte, geschahe mir nichts: bliebs aber einmahl außen, so zog sich geschwind wieder ein Ungewitter uͤber meinem Puckel zusammen. Meine Verachtung gegen diese Schule stieg nun von Tage zu Tage, und weil ich vielen Unsinn darinn wahrnahm, so wurde sie mir bald verleidet. So wie nun die Zeit herannahete, daß das Obst alle wurde, so ging meine Noth wieder an. Jch frug meinen N*** (so will ich ihn nennen, mit welchem ich auf dieser Schule in Bekanntschaft gerathen war) um Rath, und er gab mir den Rath: ich sollte hinter der Schule weggehen. Das that ich nicht nur an diesem Tage, sondern auch oͤfters, und nicht selten war N*** mein Begleiter. ― Und die Folge davon war? ― die Zukunft soll es entwickeln. </p> <p>Um diese Zeit fingen die Umstaͤnde meiner Eltern an schlecht zu werden. Die Ursach war: die neue Einrichtung der Koͤnigl. Accise-Verordnung. Dieser nach durfte keiner, der eine Thuͤre auf das Feld hatte, sie offen halten, sondern sie wurde verschlossen oder zugemauert. Und gerade dieser Fall,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [44/0044]
Zeiten unempfindlich; je nachdem meine Seele gestimmt war. Zu einer andern Zeit wars auch mir wieder unertraͤglich. Jn einer solchen Laune beredete ich meine Mutter an einem solchen Tage mir ein Schnupftuch voll Aepfel mitzugeben, weil ichs probieren wollte, ob sich unser gestrenger Herr Aufseher bestechen ließe. Und es gelang mir. So oft ich nun ein Tuch voll Obst mitbrachte, geschahe mir nichts: bliebs aber einmahl außen, so zog sich geschwind wieder ein Ungewitter uͤber meinem Puckel zusammen. Meine Verachtung gegen diese Schule stieg nun von Tage zu Tage, und weil ich vielen Unsinn darinn wahrnahm, so wurde sie mir bald verleidet. So wie nun die Zeit herannahete, daß das Obst alle wurde, so ging meine Noth wieder an. Jch frug meinen N*** (so will ich ihn nennen, mit welchem ich auf dieser Schule in Bekanntschaft gerathen war) um Rath, und er gab mir den Rath: ich sollte hinter der Schule weggehen. Das that ich nicht nur an diesem Tage, sondern auch oͤfters, und nicht selten war N*** mein Begleiter. ― Und die Folge davon war? ― die Zukunft soll es entwickeln.
Um diese Zeit fingen die Umstaͤnde meiner Eltern an schlecht zu werden. Die Ursach war: die neue Einrichtung der Koͤnigl. Accise-Verordnung. Dieser nach durfte keiner, der eine Thuͤre auf das Feld hatte, sie offen halten, sondern sie wurde verschlossen oder zugemauert. Und gerade dieser Fall,
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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