Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784.
So willst du nun doch, beschloß ich, koste es was es wolle, zu dem Dokter S.. gehen, und deinen Vorsatz durchsetzen. Es geschieht. Wie? frägt mich der Mann, Sie nach Berlin? da ists ja recht, als ob Gott Sie mir schickte. Jch soll einen Hofmeister dahin schicken, habe dazu keinen, wie er seyn soll, aufgefunden, habe mich auf Sie nicht besinnen können, und nun laufen Sie mir in die Hand. Sie werden schon dort bleiben müssen. Jch, Herr Dokter, versetzte ich? in Ewigkeit nicht. Denken Sie sich nur meine hier so überaus vortheilhafte Lage. -- Ei, war die Antwort, haben Sie den Artikel von der Fürsehung nicht besser bei mir gelernet? Wissen Sie nicht, daß Sie gehen müssen, wohin Gott Sie schickt? -- Das hieß nun wohl eigentlich; wohin ich Sie schicke, und es war gefährlich, von ihm sich nicht schicken zu lassen, der es damals ganz in seiner Gewalt hatte, einem armen Studenten der Theologie das fidele Consilium*) entweder zu geben, oder zu versagen, welches eben so viel war, als, ihn in ein Amt zu lassen, oder nicht zu lassen. *) Zeugniß der theologischen Fakultät, von dessen Beschaffenheit die Abweisung oder Annahme beim Konsistorium abhing.
So willst du nun doch, beschloß ich, koste es was es wolle, zu dem Dokter S.. gehen, und deinen Vorsatz durchsetzen. Es geschieht. Wie? fraͤgt mich der Mann, Sie nach Berlin? da ists ja recht, als ob Gott Sie mir schickte. Jch soll einen Hofmeister dahin schicken, habe dazu keinen, wie er seyn soll, aufgefunden, habe mich auf Sie nicht besinnen koͤnnen, und nun laufen Sie mir in die Hand. Sie werden schon dort bleiben muͤssen. Jch, Herr Dokter, versetzte ich? in Ewigkeit nicht. Denken Sie sich nur meine hier so uͤberaus vortheilhafte Lage. ― Ei, war die Antwort, haben Sie den Artikel von der Fuͤrsehung nicht besser bei mir gelernet? Wissen Sie nicht, daß Sie gehen muͤssen, wohin Gott Sie schickt? ― Das hieß nun wohl eigentlich; wohin ich Sie schicke, und es war gefaͤhrlich, von ihm sich nicht schicken zu lassen, der es damals ganz in seiner Gewalt hatte, einem armen Studenten der Theologie das fidele Consilium*) entweder zu geben, oder zu versagen, welches eben so viel war, als, ihn in ein Amt zu lassen, oder nicht zu lassen. *) Zeugniß der theologischen Fakultaͤt, von dessen Beschaffenheit die Abweisung oder Annahme beim Konsistorium abhing.
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warnende Ahndung ausgebe, die es wohl verdiene, beobachtet zu werden, weidlich ausgelacht. Das bitterte.
So willst du nun doch, beschloß ich, koste es was es wolle, zu dem Dokter S.. gehen, und deinen Vorsatz durchsetzen. Es geschieht. Wie? fraͤgt mich der Mann, Sie nach Berlin? da ists ja recht, als ob Gott Sie mir schickte. Jch soll einen Hofmeister dahin schicken, habe dazu keinen, wie er seyn soll, aufgefunden, habe mich auf Sie nicht besinnen koͤnnen, und nun laufen Sie mir in die Hand. Sie werden schon dort bleiben muͤssen.
Jch, Herr Dokter, versetzte ich? in Ewigkeit nicht. Denken Sie sich nur meine hier so uͤberaus vortheilhafte Lage. ― Ei, war die Antwort, haben Sie den Artikel von der Fuͤrsehung nicht besser bei mir gelernet? Wissen Sie nicht, daß Sie gehen muͤssen, wohin Gott Sie schickt? ― Das hieß nun wohl eigentlich; wohin ich Sie schicke, und es war gefaͤhrlich, von ihm sich nicht schicken zu lassen, der es damals ganz in seiner Gewalt hatte, einem armen Studenten der Theologie das fidele Consilium*) entweder zu geben, oder zu versagen, welches eben so viel war, als, ihn in ein Amt zu lassen, oder nicht zu lassen.
*) Zeugniß der theologischen Fakultaͤt, von dessen Beschaffenheit die Abweisung oder Annahme beim Konsistorium abhing.
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
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