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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784.

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Jch nehme mir auch nicht heraus, dieses zu thun, denn, wenn wir auch das abrechnen, daß die Seele während einer solchen Krankheit unendlich viele Veränderungen in der Aeusserung ihrer Kräfte auszustehen hat, wenn wir sie auch in dem einzigen Moment betrachten, wo sie ganz der Gewalt des Körpers unterliegen muß, so bleibt doch immer noch die Frage übrig: wie geht es zu, daß der Körper eine solche Gewalt über die Seele, dieses einfache Wesen erhält? und wie läßt sichs erklären, daß die Seele in solchen Augenblicken gar nicht thätig zu seyn scheint? eine Frage, deren Beantwortung auf dem uns immer noch unerklärlichen Band der Seele und des Leibes beruht.

Eben so wichtig, aber auch eben so räthselhaft, eben so schwer zu beantworten ist die andere Frage: wie ist es zu begreifen, daß die Seele in eben dem Augenblick, wo sie ganz der Gewalt des Körpers unterliegt, wo sie all ihr Bewußtseyn verloren zu haben scheint, doch noch mitten in der größten Unordnung ihrer Kräfte Jdeen so geschickt miteinander verbindet, Gedanken in einer so natürlichen Ordnung auf Gedanken folgen läßt, daß sie sich nie untereinander verwirren, wie es der Fall bei der obigen Krankheit war? eine Frage, deren Beantwortung wieder in unauflösliches Dunkel gehüllt ist.

Nimmt man ferner den in den Zwischenstunden so heitern Gemüthszustand des Patienten, und bedenkt dabei das, daß er aller seiner so vernünftig


Jch nehme mir auch nicht heraus, dieses zu thun, denn, wenn wir auch das abrechnen, daß die Seele waͤhrend einer solchen Krankheit unendlich viele Veraͤnderungen in der Aeusserung ihrer Kraͤfte auszustehen hat, wenn wir sie auch in dem einzigen Moment betrachten, wo sie ganz der Gewalt des Koͤrpers unterliegen muß, so bleibt doch immer noch die Frage uͤbrig: wie geht es zu, daß der Koͤrper eine solche Gewalt uͤber die Seele, dieses einfache Wesen erhaͤlt? und wie laͤßt sichs erklaͤren, daß die Seele in solchen Augenblicken gar nicht thaͤtig zu seyn scheint? eine Frage, deren Beantwortung auf dem uns immer noch unerklaͤrlichen Band der Seele und des Leibes beruht.

Eben so wichtig, aber auch eben so raͤthselhaft, eben so schwer zu beantworten ist die andere Frage: wie ist es zu begreifen, daß die Seele in eben dem Augenblick, wo sie ganz der Gewalt des Koͤrpers unterliegt, wo sie all ihr Bewußtseyn verloren zu haben scheint, doch noch mitten in der groͤßten Unordnung ihrer Kraͤfte Jdeen so geschickt miteinander verbindet, Gedanken in einer so natuͤrlichen Ordnung auf Gedanken folgen laͤßt, daß sie sich nie untereinander verwirren, wie es der Fall bei der obigen Krankheit war? eine Frage, deren Beantwortung wieder in unaufloͤsliches Dunkel gehuͤllt ist.

Nimmt man ferner den in den Zwischenstunden so heitern Gemuͤthszustand des Patienten, und bedenkt dabei das, daß er aller seiner so vernuͤnftig

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[21/0021] Jch nehme mir auch nicht heraus, dieses zu thun, denn, wenn wir auch das abrechnen, daß die Seele waͤhrend einer solchen Krankheit unendlich viele Veraͤnderungen in der Aeusserung ihrer Kraͤfte auszustehen hat, wenn wir sie auch in dem einzigen Moment betrachten, wo sie ganz der Gewalt des Koͤrpers unterliegen muß, so bleibt doch immer noch die Frage uͤbrig: wie geht es zu, daß der Koͤrper eine solche Gewalt uͤber die Seele, dieses einfache Wesen erhaͤlt? und wie laͤßt sichs erklaͤren, daß die Seele in solchen Augenblicken gar nicht thaͤtig zu seyn scheint? eine Frage, deren Beantwortung auf dem uns immer noch unerklaͤrlichen Band der Seele und des Leibes beruht. Eben so wichtig, aber auch eben so raͤthselhaft, eben so schwer zu beantworten ist die andere Frage: wie ist es zu begreifen, daß die Seele in eben dem Augenblick, wo sie ganz der Gewalt des Koͤrpers unterliegt, wo sie all ihr Bewußtseyn verloren zu haben scheint, doch noch mitten in der groͤßten Unordnung ihrer Kraͤfte Jdeen so geschickt miteinander verbindet, Gedanken in einer so natuͤrlichen Ordnung auf Gedanken folgen laͤßt, daß sie sich nie untereinander verwirren, wie es der Fall bei der obigen Krankheit war? eine Frage, deren Beantwortung wieder in unaufloͤsliches Dunkel gehuͤllt ist. Nimmt man ferner den in den Zwischenstunden so heitern Gemuͤthszustand des Patienten, und bedenkt dabei das, daß er aller seiner so vernuͤnftig

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0203_1784/21>, abgerufen am 24.11.2024.