Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784.II. Geschichte einer merkwürdigen Krankheit, in Rücksicht auf den damaligen Seelenzustand des Kranken. ![]() Tübingen den 31sten May 1784. Die folgende Geschichte einer, mir wenigstens, merkwürdig und für die Seelenlehre interessant scheinenden Krankheit, habe ich gröstentheils selbst mit beobachtet. Die Umstände sind alle genau so beschrieben, wie sie wirklich erfolgten, und buchstäblich wahr, so, daß ich im erfoderlichen Falle sie nicht nur mit Zeugnissen der übrigen dabei gegenwärtigen Personen belegen, sondern auch die Namen des Kranken und aller übrigen bei der Geschichte verwickelten Personen Jhnen vorlegen könnte. Der Kranke war ein junger, feuriger, lebhafter Mensch von siebzehn Jahren; ein Mensch von der festesten Leibeskonstitution, die, so wie er an Alter wuchs, immer unantastbarer zu werden schien. Von seiner ersten Jugend an genoß er einer beinahe ganz ununterbrochenen Gesundheit, die auch von keiner Krankheit leicht überwältigt werden zu können schien. II. Geschichte einer merkwuͤrdigen Krankheit, in Ruͤcksicht auf den damaligen Seelenzustand des Kranken. ![]() Tuͤbingen den 31sten May 1784. Die folgende Geschichte einer, mir wenigstens, merkwuͤrdig und fuͤr die Seelenlehre interessant scheinenden Krankheit, habe ich groͤstentheils selbst mit beobachtet. Die Umstaͤnde sind alle genau so beschrieben, wie sie wirklich erfolgten, und buchstaͤblich wahr, so, daß ich im erfoderlichen Falle sie nicht nur mit Zeugnissen der uͤbrigen dabei gegenwaͤrtigen Personen belegen, sondern auch die Namen des Kranken und aller uͤbrigen bei der Geschichte verwickelten Personen Jhnen vorlegen koͤnnte. Der Kranke war ein junger, feuriger, lebhafter Mensch von siebzehn Jahren; ein Mensch von der festesten Leibeskonstitution, die, so wie er an Alter wuchs, immer unantastbarer zu werden schien. Von seiner ersten Jugend an genoß er einer beinahe ganz ununterbrochenen Gesundheit, die auch von keiner Krankheit leicht uͤberwaͤltigt werden zu koͤnnen schien. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0012" n="12"/><lb/><lb/> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">II</hi>. Geschichte einer merkwuͤrdigen Krankheit, in Ruͤcksicht auf den damaligen Seelenzustand des Kranken. <note type="editorial"><bibl><persName ref="#ref13"><note type="editorial"/>Mauchart, Immanuel David</persName></bibl></note> Aus einem Briefe. </head><lb/> <p rendition="#right">Tuͤbingen den 31sten May 1784. </p> <p>Die folgende Geschichte einer, mir wenigstens, merkwuͤrdig und fuͤr die Seelenlehre interessant scheinenden Krankheit, habe ich groͤstentheils selbst mit beobachtet. Die Umstaͤnde sind alle genau so beschrieben, wie sie wirklich erfolgten, und buchstaͤblich wahr, so, daß ich im erfoderlichen Falle sie nicht nur mit Zeugnissen der uͤbrigen dabei gegenwaͤrtigen Personen belegen, sondern auch die Namen des Kranken und aller uͤbrigen bei der Geschichte verwickelten Personen Jhnen vorlegen koͤnnte. </p> <p>Der Kranke war ein junger, feuriger, lebhafter Mensch von siebzehn Jahren; ein Mensch von der festesten Leibeskonstitution, die, so wie er an Alter wuchs, immer unantastbarer zu werden schien. </p> <p>Von seiner ersten Jugend an genoß er einer beinahe ganz ununterbrochenen Gesundheit, die auch von keiner Krankheit leicht uͤberwaͤltigt werden zu koͤnnen schien. </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [12/0012]
II. Geschichte einer merkwuͤrdigen Krankheit, in Ruͤcksicht auf den damaligen Seelenzustand des Kranken. Aus einem Briefe.
Tuͤbingen den 31sten May 1784.
Die folgende Geschichte einer, mir wenigstens, merkwuͤrdig und fuͤr die Seelenlehre interessant scheinenden Krankheit, habe ich groͤstentheils selbst mit beobachtet. Die Umstaͤnde sind alle genau so beschrieben, wie sie wirklich erfolgten, und buchstaͤblich wahr, so, daß ich im erfoderlichen Falle sie nicht nur mit Zeugnissen der uͤbrigen dabei gegenwaͤrtigen Personen belegen, sondern auch die Namen des Kranken und aller uͤbrigen bei der Geschichte verwickelten Personen Jhnen vorlegen koͤnnte.
Der Kranke war ein junger, feuriger, lebhafter Mensch von siebzehn Jahren; ein Mensch von der festesten Leibeskonstitution, die, so wie er an Alter wuchs, immer unantastbarer zu werden schien.
Von seiner ersten Jugend an genoß er einer beinahe ganz ununterbrochenen Gesundheit, die auch von keiner Krankheit leicht uͤberwaͤltigt werden zu koͤnnen schien.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0203_1784/12>, abgerufen am 05.07.2024. |