Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784.
Die Reinlichkeit und Ordnung waren auffallend. Aber die Hausgenossen waren es selbst, die dafür sorgen mußten. Die ganze Maschine ging unter der Aufsicht eines guten Ehepaars ihren Gang. Beweiß genug, daß dem Geiste dieses vorhin so ungeschlachten Haufens schon die beßre Wendung gegeben, daß Geist der Ordnung und Folgsamkeit schon so in ihn gebracht war, daß man auch nichts mehr von den Lastern und Mängeln der neueingebrachten zu besorgen hatte, sondern gewiß war, sie bald gleich den andern umzubilden. Denn wie könnten diese zwei Leute der Wiedersetzlichkeit und dem Hange zur Unordnung und Unsauberkeit begegnen, wenn sie jemals unter mehreren zugleich entstünde oder sich lange erhalten könnte! Die Folge, die sich davon voraussehen läßt, ist, daß auch diese Menschen mit dem gehörigen Geist der Ordnung in die bürgerliche Gesellschaft wieder eintreten müssen, je weniger dieselbe durch Befehl und Strafen erzwungen ist. So können aus Bettelkindern gute Dienstboten wieder gezogen werden, wenn sonst die gewöhn-
Die Reinlichkeit und Ordnung waren auffallend. Aber die Hausgenossen waren es selbst, die dafuͤr sorgen mußten. Die ganze Maschine ging unter der Aufsicht eines guten Ehepaars ihren Gang. Beweiß genug, daß dem Geiste dieses vorhin so ungeschlachten Haufens schon die beßre Wendung gegeben, daß Geist der Ordnung und Folgsamkeit schon so in ihn gebracht war, daß man auch nichts mehr von den Lastern und Maͤngeln der neueingebrachten zu besorgen hatte, sondern gewiß war, sie bald gleich den andern umzubilden. Denn wie koͤnnten diese zwei Leute der Wiedersetzlichkeit und dem Hange zur Unordnung und Unsauberkeit begegnen, wenn sie jemals unter mehreren zugleich entstuͤnde oder sich lange erhalten koͤnnte! Die Folge, die sich davon voraussehen laͤßt, ist, daß auch diese Menschen mit dem gehoͤrigen Geist der Ordnung in die buͤrgerliche Gesellschaft wieder eintreten muͤssen, je weniger dieselbe durch Befehl und Strafen erzwungen ist. So koͤnnen aus Bettelkindern gute Dienstboten wieder gezogen werden, wenn sonst die gewoͤhn- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0116" n="116"/><lb/> finden? Zum Seemann wird es ihm nicht verderben, wenn er Erde gegraben hat, wohl aber, wenn er auf seine Schulbank geheftet, unter einem Unterrichte, fuͤr den er gar keinen Kopf hatte, Jahre lang die Zeit getoͤdtet hat. Zudem dient diese Aussicht nur fuͤr ein Geschlecht, die Gaͤrtnerei aber fuͤr beide. </p> <p>Die Reinlichkeit und Ordnung waren auffallend. Aber die Hausgenossen waren es selbst, die dafuͤr sorgen mußten. Die ganze Maschine ging unter der Aufsicht eines guten Ehepaars ihren Gang. </p> <p>Beweiß genug, daß dem Geiste dieses vorhin so ungeschlachten Haufens schon die beßre Wendung gegeben, daß Geist der Ordnung und Folgsamkeit schon so in ihn gebracht war, daß man auch nichts mehr von den Lastern und Maͤngeln der neueingebrachten zu besorgen hatte, sondern gewiß war, sie bald gleich den andern umzubilden. </p> <p>Denn wie koͤnnten diese zwei Leute der Wiedersetzlichkeit und dem Hange zur Unordnung und Unsauberkeit begegnen, wenn sie jemals unter mehreren zugleich entstuͤnde oder sich lange erhalten koͤnnte! </p> <p>Die Folge, die sich davon voraussehen laͤßt, ist, daß auch diese Menschen mit dem gehoͤrigen Geist der Ordnung in die buͤrgerliche Gesellschaft wieder eintreten muͤssen, je weniger dieselbe durch Befehl und Strafen erzwungen ist. </p> <p>So koͤnnen aus Bettelkindern gute Dienstboten wieder gezogen werden, wenn sonst die gewoͤhn-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0116]
finden? Zum Seemann wird es ihm nicht verderben, wenn er Erde gegraben hat, wohl aber, wenn er auf seine Schulbank geheftet, unter einem Unterrichte, fuͤr den er gar keinen Kopf hatte, Jahre lang die Zeit getoͤdtet hat. Zudem dient diese Aussicht nur fuͤr ein Geschlecht, die Gaͤrtnerei aber fuͤr beide.
Die Reinlichkeit und Ordnung waren auffallend. Aber die Hausgenossen waren es selbst, die dafuͤr sorgen mußten. Die ganze Maschine ging unter der Aufsicht eines guten Ehepaars ihren Gang.
Beweiß genug, daß dem Geiste dieses vorhin so ungeschlachten Haufens schon die beßre Wendung gegeben, daß Geist der Ordnung und Folgsamkeit schon so in ihn gebracht war, daß man auch nichts mehr von den Lastern und Maͤngeln der neueingebrachten zu besorgen hatte, sondern gewiß war, sie bald gleich den andern umzubilden.
Denn wie koͤnnten diese zwei Leute der Wiedersetzlichkeit und dem Hange zur Unordnung und Unsauberkeit begegnen, wenn sie jemals unter mehreren zugleich entstuͤnde oder sich lange erhalten koͤnnte!
Die Folge, die sich davon voraussehen laͤßt, ist, daß auch diese Menschen mit dem gehoͤrigen Geist der Ordnung in die buͤrgerliche Gesellschaft wieder eintreten muͤssen, je weniger dieselbe durch Befehl und Strafen erzwungen ist.
So koͤnnen aus Bettelkindern gute Dienstboten wieder gezogen werden, wenn sonst die gewoͤhn-
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0203_1784/116>, abgerufen am 26.07.2024. |