Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Zur Seelenheilkunde.
(Aus einem Aufsatz des Herrn Professor Büsch, zum Andenken Alemanns des Menschenfreundes.)

Arbeit und Nahrung zu geben war keinesweges der ganze Zweck dieses Jnstitutes.*) Da der größte Theil der in dieß Haus eingebrachten Armen aus jungen Menschen unter zwanzig Jahren bestand, so konnte Alemann sich zur Absicht setzen, diese noch umzubilden, und sein Haus eben so sehr zu einem Erziehungshause für die niedrigste Volksklasse, als zu einem Arbeitshause, zu machen.

Jch sage: zu einem Erziehungshause, in welchem die schon durchs Betteln erniedrigten jungen Seelen wieder zu menschlichen Empfindungen erhoben, zur Arbeitsamkeit und selbst mit der Arbeit zum Gefühl einer gewissen Glückseligkeit erweckt würden. Hier müßte etwas geleistet werden, was Waisenhäuser und Armenschulen nicht leisten dürften, und was durch Zuchthäuser zu leisten nicht zum Zweck gesetzt werden kann.


*) Eines von dem verstorbenen Hofrath Alemann in Hannover gestifteten Armenhauses.

Zur Seelenheilkunde.
(Aus einem Aufsatz des Herrn Professor Buͤsch, zum Andenken Alemanns des Menschenfreundes.)

Arbeit und Nahrung zu geben war keinesweges der ganze Zweck dieses Jnstitutes.*) Da der groͤßte Theil der in dieß Haus eingebrachten Armen aus jungen Menschen unter zwanzig Jahren bestand, so konnte Alemann sich zur Absicht setzen, diese noch umzubilden, und sein Haus eben so sehr zu einem Erziehungshause fuͤr die niedrigste Volksklasse, als zu einem Arbeitshause, zu machen.

Jch sage: zu einem Erziehungshause, in welchem die schon durchs Betteln erniedrigten jungen Seelen wieder zu menschlichen Empfindungen erhoben, zur Arbeitsamkeit und selbst mit der Arbeit zum Gefuͤhl einer gewissen Gluͤckseligkeit erweckt wuͤrden. Hier muͤßte etwas geleistet werden, was Waisenhaͤuser und Armenschulen nicht leisten duͤrften, und was durch Zuchthaͤuser zu leisten nicht zum Zweck gesetzt werden kann.


*) Eines von dem verstorbenen Hofrath Alemann in Hannover gestifteten Armenhauses.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0110" n="110"/><lb/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Zur Seelenheilkunde. </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>(Aus einem Aufsatz des Herrn Professor <persName ref="#ref0161"><note type="editorial">Bu&#x0364;sch, Johann Georg</note>Bu&#x0364;sch,</persName> zum Andenken                             <persName ref="#ref0140"><note type="editorial">Alemann, Wilhelm August</note>Alemanns</persName> des Menschenfreundes.) </head><lb/>
            <note type="editorial">
              <bibl>
                <persName ref="#ref161"><note type="editorial"/>Bu&#x0364;sch, Johann Georg</persName>
              </bibl>
            </note>
            <p>Arbeit und Nahrung zu geben war keinesweges <hi rendition="#b">der ganze</hi> Zweck dieses Jnstitutes.*)<note place="foot"><p>*) Eines von dem verstorbenen Hofrath <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0140"><note type="editorial">Alemann,             Wilhelm August</note>Alemann</persName></hi> in Hannover gestifteten                                 Armenhauses.</p></note> Da der gro&#x0364;ßte Theil der in dieß Haus                         eingebrachten Armen aus jungen Menschen unter zwanzig Jahren bestand, so                         konnte <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0140"><note type="editorial">Alemann, Wilhelm August</note>Alemann</persName></hi> sich zur Absicht setzen, diese noch umzubilden, und sein Haus eben                         so sehr zu einem Erziehungshause fu&#x0364;r die niedrigste Volksklasse, als zu                         einem Arbeitshause, zu machen. </p>
            <p>Jch sage: zu einem Erziehungshause, in welchem die schon durchs Betteln                         erniedrigten jungen Seelen wieder zu menschlichen Empfindungen erhoben, zur                         Arbeitsamkeit und selbst mit der Arbeit zum Gefu&#x0364;hl einer gewissen                         Glu&#x0364;ckseligkeit erweckt wu&#x0364;rden. Hier mu&#x0364;ßte etwas geleistet werden, was                         Waisenha&#x0364;user und Armenschulen nicht leisten du&#x0364;rften, und was durch                         Zuchtha&#x0364;user zu leisten nicht zum Zweck gesetzt werden kann. </p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0110] Zur Seelenheilkunde. (Aus einem Aufsatz des Herrn Professor Buͤsch, zum Andenken Alemanns des Menschenfreundes.) Arbeit und Nahrung zu geben war keinesweges der ganze Zweck dieses Jnstitutes.*) Da der groͤßte Theil der in dieß Haus eingebrachten Armen aus jungen Menschen unter zwanzig Jahren bestand, so konnte Alemann sich zur Absicht setzen, diese noch umzubilden, und sein Haus eben so sehr zu einem Erziehungshause fuͤr die niedrigste Volksklasse, als zu einem Arbeitshause, zu machen. Jch sage: zu einem Erziehungshause, in welchem die schon durchs Betteln erniedrigten jungen Seelen wieder zu menschlichen Empfindungen erhoben, zur Arbeitsamkeit und selbst mit der Arbeit zum Gefuͤhl einer gewissen Gluͤckseligkeit erweckt wuͤrden. Hier muͤßte etwas geleistet werden, was Waisenhaͤuser und Armenschulen nicht leisten duͤrften, und was durch Zuchthaͤuser zu leisten nicht zum Zweck gesetzt werden kann. *) Eines von dem verstorbenen Hofrath Alemann in Hannover gestifteten Armenhauses.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0203_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0203_1784/110
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0203_1784/110>, abgerufen am 24.11.2024.