Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.Den folgenden Tag verlohr er auch das Gehör, und in der Nacht vom 15ten bis 16ten endlich auch, nach so heftigen Krämpfen in den Augen, daß zwei Personen Mühe hatten, seine Hände zurückzuhalten, womit er gegen seine Augen schlagen und drücken wollte, das Gesicht. Der Geruch war äußerst scharf; und gegen allerlei, was ihm sonst keinen unangenehmen Geruch machte, zeigte er sich nun sehr empfindlich. Doch den 16ten Vormittags, unmittelbar nach einem warmen Bade, kam die Sprache, und da bald darauf ein gegebnes Brechmittel gewirkt hatte, auch Gehör, und zuletzt das Gesicht wieder. Er befindet sich jetzt, nach der Aussage des vorher oft gemeldeten Freundes Herrn B. munter, und aß diesen Mittag mit dem besten Appetite. Nachschrift den 29sten December 1783. Dieß sind meine Beobachtungen, Reflexionen und mit Vorsicht eingezogenen Nachrichten über diese merkwürdige Krankheit. Jch theile sie Jhnen mit, völlig so, wie ich sie jedesmal niedergeschrieben habe, damit es in aller Rücksicht Geschichte seyn möchte. Gern legte ich auch die Beobachtungen und Gedanken der Aerzte bei; ich bin aber bisher nicht so glücklich gewesen, sie zu erhalten. Vielleicht macht sie einer derselben doch noch bekannt. Als Vermuthung kann ich nur hieher setzen, daß man die Ursache der Krankheit in der Folge an- Den folgenden Tag verlohr er auch das Gehoͤr, und in der Nacht vom 15ten bis 16ten endlich auch, nach so heftigen Kraͤmpfen in den Augen, daß zwei Personen Muͤhe hatten, seine Haͤnde zuruͤckzuhalten, womit er gegen seine Augen schlagen und druͤcken wollte, das Gesicht. Der Geruch war aͤußerst scharf; und gegen allerlei, was ihm sonst keinen unangenehmen Geruch machte, zeigte er sich nun sehr empfindlich. Doch den 16ten Vormittags, unmittelbar nach einem warmen Bade, kam die Sprache, und da bald darauf ein gegebnes Brechmittel gewirkt hatte, auch Gehoͤr, und zuletzt das Gesicht wieder. Er befindet sich jetzt, nach der Aussage des vorher oft gemeldeten Freundes Herrn B. munter, und aß diesen Mittag mit dem besten Appetite. Nachschrift den 29sten December 1783. Dieß sind meine Beobachtungen, Reflexionen und mit Vorsicht eingezogenen Nachrichten uͤber diese merkwuͤrdige Krankheit. Jch theile sie Jhnen mit, voͤllig so, wie ich sie jedesmal niedergeschrieben habe, damit es in aller Ruͤcksicht Geschichte seyn moͤchte. Gern legte ich auch die Beobachtungen und Gedanken der Aerzte bei; ich bin aber bisher nicht so gluͤcklich gewesen, sie zu erhalten. Vielleicht macht sie einer derselben doch noch bekannt. Als Vermuthung kann ich nur hieher setzen, daß man die Ursache der Krankheit in der Folge an- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0098" n="98"/><lb/> <p>Den folgenden Tag verlohr er auch das Gehoͤr, und in der Nacht vom 15ten bis 16ten endlich auch, nach so heftigen Kraͤmpfen in den Augen, daß zwei Personen Muͤhe hatten, seine Haͤnde zuruͤckzuhalten, womit er gegen seine Augen schlagen und druͤcken wollte, das Gesicht.</p> <p>Der Geruch war aͤußerst scharf; und gegen allerlei, was ihm sonst keinen unangenehmen Geruch machte, zeigte er sich nun sehr empfindlich.</p> <p>Doch den 16ten Vormittags, unmittelbar nach einem warmen Bade, kam die Sprache, und da bald darauf ein gegebnes Brechmittel gewirkt hatte, auch Gehoͤr, und zuletzt das Gesicht wieder. Er befindet sich jetzt, nach der Aussage des vorher oft gemeldeten Freundes Herrn B. munter, und aß diesen Mittag mit dem besten Appetite.</p> </div> <div n="4"> <head>Nachschrift den 29sten December 1783.</head><lb/> <p>Dieß sind meine Beobachtungen, Reflexionen und mit Vorsicht eingezogenen Nachrichten uͤber diese merkwuͤrdige Krankheit. Jch theile sie Jhnen mit, voͤllig so, wie ich sie jedesmal niedergeschrieben habe, damit es in aller Ruͤcksicht <hi rendition="#b">Geschichte</hi> seyn moͤchte. Gern legte ich auch die Beobachtungen und Gedanken der Aerzte bei; ich bin aber bisher nicht so gluͤcklich gewesen, sie zu erhalten. Vielleicht macht sie einer derselben doch noch bekannt.</p> <p>Als <hi rendition="#b">Vermuthung</hi> kann ich nur hieher setzen, daß man die Ursache der Krankheit in der Folge an-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0098]
Den folgenden Tag verlohr er auch das Gehoͤr, und in der Nacht vom 15ten bis 16ten endlich auch, nach so heftigen Kraͤmpfen in den Augen, daß zwei Personen Muͤhe hatten, seine Haͤnde zuruͤckzuhalten, womit er gegen seine Augen schlagen und druͤcken wollte, das Gesicht.
Der Geruch war aͤußerst scharf; und gegen allerlei, was ihm sonst keinen unangenehmen Geruch machte, zeigte er sich nun sehr empfindlich.
Doch den 16ten Vormittags, unmittelbar nach einem warmen Bade, kam die Sprache, und da bald darauf ein gegebnes Brechmittel gewirkt hatte, auch Gehoͤr, und zuletzt das Gesicht wieder. Er befindet sich jetzt, nach der Aussage des vorher oft gemeldeten Freundes Herrn B. munter, und aß diesen Mittag mit dem besten Appetite.
Nachschrift den 29sten December 1783.
Dieß sind meine Beobachtungen, Reflexionen und mit Vorsicht eingezogenen Nachrichten uͤber diese merkwuͤrdige Krankheit. Jch theile sie Jhnen mit, voͤllig so, wie ich sie jedesmal niedergeschrieben habe, damit es in aller Ruͤcksicht Geschichte seyn moͤchte. Gern legte ich auch die Beobachtungen und Gedanken der Aerzte bei; ich bin aber bisher nicht so gluͤcklich gewesen, sie zu erhalten. Vielleicht macht sie einer derselben doch noch bekannt.
Als Vermuthung kann ich nur hieher setzen, daß man die Ursache der Krankheit in der Folge an-
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/98>, abgerufen am 16.02.2025. |