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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.

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meiste Zeit wach gewesen, oder hat einen sanften erquickenden Schlaf gehabt. Nach jenem Erwachen gestern 6 Uhr war er äußerst entkräftet, so sehr, als er sich noch nach keinem Erwachen gefühlt hatte.

Sein Erwachen um die vorherbestimmte Zeit erkläre ich mir so:*) Sein Schlaf war ein unvollkommner Schlaf. Er hatte die meiste Zeit über, wenigstens abwechselnd, Empfindungen durch alle äußere Sinne. Er hörte insbesondre alles; hörte die ganze Zeit über die Glocke schlagen, und gab dabei an, wie lange es nun noch währen würde, bis seine Krankheit ihn verließe. Nur ein Theil seiner Vernunftideen, die zum völligen Bewußtseyn seines wahren Zustandes, zur allseitigen Besinnung gehörten, schlummerten, oder waren gefesselt.

Auf den Glockenschlag 6 lauerte er also mit großer Erwartung, d.h. mit vielen regen und interessanten Jdeen.

Alle diese Jdeen wurden also, als es 6 schlug, in lebhafte Bewegung gesetzt, und dieß konnte ihn zum völligen Erwachen bringen.

So erwacht man immer leicht zu einer gesetzten Zeit; wenn man wegen der Absicht dann zu er-

*) Die 6 Krämpfe lassen sich noch leichter begreifen, denn die Seele kann solche Zuckungen willkührlich anwirken; und also können sie auch durch eine große Vorstellung, daß sie kommen werden, erregt werden, halbwillkührlich.


meiste Zeit wach gewesen, oder hat einen sanften erquickenden Schlaf gehabt. Nach jenem Erwachen gestern 6 Uhr war er aͤußerst entkraͤftet, so sehr, als er sich noch nach keinem Erwachen gefuͤhlt hatte.

Sein Erwachen um die vorherbestimmte Zeit erklaͤre ich mir so:*) Sein Schlaf war ein unvollkommner Schlaf. Er hatte die meiste Zeit uͤber, wenigstens abwechselnd, Empfindungen durch alle aͤußere Sinne. Er hoͤrte insbesondre alles; hoͤrte die ganze Zeit uͤber die Glocke schlagen, und gab dabei an, wie lange es nun noch waͤhren wuͤrde, bis seine Krankheit ihn verließe. Nur ein Theil seiner Vernunftideen, die zum voͤlligen Bewußtseyn seines wahren Zustandes, zur allseitigen Besinnung gehoͤrten, schlummerten, oder waren gefesselt.

Auf den Glockenschlag 6 lauerte er also mit großer Erwartung, d.h. mit vielen regen und interessanten Jdeen.

Alle diese Jdeen wurden also, als es 6 schlug, in lebhafte Bewegung gesetzt, und dieß konnte ihn zum voͤlligen Erwachen bringen.

So erwacht man immer leicht zu einer gesetzten Zeit; wenn man wegen der Absicht dann zu er-

*) Die 6 Kraͤmpfe lassen sich noch leichter begreifen, denn die Seele kann solche Zuckungen willkuͤhrlich anwirken; und also koͤnnen sie auch durch eine große Vorstellung, daß sie kommen werden, erregt werden, halbwillkuͤhrlich.
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[95/0095] meiste Zeit wach gewesen, oder hat einen sanften erquickenden Schlaf gehabt. Nach jenem Erwachen gestern 6 Uhr war er aͤußerst entkraͤftet, so sehr, als er sich noch nach keinem Erwachen gefuͤhlt hatte. Sein Erwachen um die vorherbestimmte Zeit erklaͤre ich mir so:*) Sein Schlaf war ein unvollkommner Schlaf. Er hatte die meiste Zeit uͤber, wenigstens abwechselnd, Empfindungen durch alle aͤußere Sinne. Er hoͤrte insbesondre alles; hoͤrte die ganze Zeit uͤber die Glocke schlagen, und gab dabei an, wie lange es nun noch waͤhren wuͤrde, bis seine Krankheit ihn verließe. Nur ein Theil seiner Vernunftideen, die zum voͤlligen Bewußtseyn seines wahren Zustandes, zur allseitigen Besinnung gehoͤrten, schlummerten, oder waren gefesselt. Auf den Glockenschlag 6 lauerte er also mit großer Erwartung, d.h. mit vielen regen und interessanten Jdeen. Alle diese Jdeen wurden also, als es 6 schlug, in lebhafte Bewegung gesetzt, und dieß konnte ihn zum voͤlligen Erwachen bringen. So erwacht man immer leicht zu einer gesetzten Zeit; wenn man wegen der Absicht dann zu er- *) Die 6 Kraͤmpfe lassen sich noch leichter begreifen, denn die Seele kann solche Zuckungen willkuͤhrlich anwirken; und also koͤnnen sie auch durch eine große Vorstellung, daß sie kommen werden, erregt werden, halbwillkuͤhrlich.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/95>, abgerufen am 21.11.2024.