Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.
Dieser Uebung in den ersten Monathen, wo ein jeder besonders vorgenommen wird, werden zweimal wöchentlich die öffentlichen Vorlesungen hinzugefügt, welche den Taubstummen zur Erlernung der methodischen Zeichen äußerst nützlich sind. Jn diesen Vorlesungen diktirt nehmlich ein Lehrer durch die methodischen Zeichen, und die Materie, welche in der Ordnung der Vorlesungen folgt, wird in Frag' und Antwort getheilt, und mit Kreide auf eine fünf Fuß breite Tafel mit großen Buchstaben geschrieben. Sie enthält etwas mehr oder weniger als vierhundert Verba, und wird alsdann vor den Augen von funfzig Lehrlingen aufgestellt. Alsdann wird durch die methodischen Zeichen gebetet, und die methodische Erklärung von den Verbis in einer jeden Frage hebt an, welche ohngefähr zehnmal wiederholet, und zuerst von dem Lehrer oder von einem der geschicktern Schüler unternommen wird, der auf die übrigen Achtung giebt, damit die Erlernung dieser Zeichen allmälig zu den jüngern und ungeübtern herabsteige, und sie dieselben machen lernen.
Dieser Uebung in den ersten Monathen, wo ein jeder besonders vorgenommen wird, werden zweimal woͤchentlich die oͤffentlichen Vorlesungen hinzugefuͤgt, welche den Taubstummen zur Erlernung der methodischen Zeichen aͤußerst nuͤtzlich sind. Jn diesen Vorlesungen diktirt nehmlich ein Lehrer durch die methodischen Zeichen, und die Materie, welche in der Ordnung der Vorlesungen folgt, wird in Frag' und Antwort getheilt, und mit Kreide auf eine fuͤnf Fuß breite Tafel mit großen Buchstaben geschrieben. Sie enthaͤlt etwas mehr oder weniger als vierhundert Verba, und wird alsdann vor den Augen von funfzig Lehrlingen aufgestellt. Alsdann wird durch die methodischen Zeichen gebetet, und die methodische Erklaͤrung von den Verbis in einer jeden Frage hebt an, welche ohngefaͤhr zehnmal wiederholet, und zuerst von dem Lehrer oder von einem der geschicktern Schuͤler unternommen wird, der auf die uͤbrigen Achtung giebt, damit die Erlernung dieser Zeichen allmaͤlig zu den juͤngern und ungeuͤbtern herabsteige, und sie dieselben machen lernen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0078" n="78"/><lb/> gion bei, welche wir durch die methodischen Zeichen erlaͤutern, die die Lehrlinge auswendig lernen, und am folgenden Tage an die Tafel schreiben: Dieses thun sie mit solchem Vergnuͤgen, daß sie oft vor Freuden weinen, und wir uns selbst kaum der Thraͤnen dabei enthalten koͤnnen.</p> <p>Dieser Uebung in den ersten Monathen, wo ein jeder besonders vorgenommen wird, werden zweimal woͤchentlich die oͤffentlichen Vorlesungen hinzugefuͤgt, welche den Taubstummen zur Erlernung der methodischen Zeichen aͤußerst nuͤtzlich sind. Jn diesen Vorlesungen diktirt nehmlich ein Lehrer durch die methodischen Zeichen, und die Materie, welche in der Ordnung der Vorlesungen folgt, wird in Frag' und Antwort getheilt, und mit Kreide auf eine fuͤnf Fuß breite Tafel mit großen Buchstaben geschrieben. Sie enthaͤlt etwas mehr oder weniger als vierhundert Verba, und wird alsdann vor den Augen von funfzig Lehrlingen aufgestellt.</p> <p>Alsdann wird durch die methodischen Zeichen gebetet, und die methodische Erklaͤrung von den Verbis in einer jeden Frage hebt an, welche ohngefaͤhr zehnmal wiederholet, und zuerst von dem Lehrer oder von einem der geschicktern Schuͤler unternommen wird, der auf die uͤbrigen Achtung giebt, damit die Erlernung dieser Zeichen allmaͤlig zu den juͤngern und ungeuͤbtern herabsteige, und sie dieselben machen lernen.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0078]
gion bei, welche wir durch die methodischen Zeichen erlaͤutern, die die Lehrlinge auswendig lernen, und am folgenden Tage an die Tafel schreiben: Dieses thun sie mit solchem Vergnuͤgen, daß sie oft vor Freuden weinen, und wir uns selbst kaum der Thraͤnen dabei enthalten koͤnnen.
Dieser Uebung in den ersten Monathen, wo ein jeder besonders vorgenommen wird, werden zweimal woͤchentlich die oͤffentlichen Vorlesungen hinzugefuͤgt, welche den Taubstummen zur Erlernung der methodischen Zeichen aͤußerst nuͤtzlich sind. Jn diesen Vorlesungen diktirt nehmlich ein Lehrer durch die methodischen Zeichen, und die Materie, welche in der Ordnung der Vorlesungen folgt, wird in Frag' und Antwort getheilt, und mit Kreide auf eine fuͤnf Fuß breite Tafel mit großen Buchstaben geschrieben. Sie enthaͤlt etwas mehr oder weniger als vierhundert Verba, und wird alsdann vor den Augen von funfzig Lehrlingen aufgestellt.
Alsdann wird durch die methodischen Zeichen gebetet, und die methodische Erklaͤrung von den Verbis in einer jeden Frage hebt an, welche ohngefaͤhr zehnmal wiederholet, und zuerst von dem Lehrer oder von einem der geschicktern Schuͤler unternommen wird, der auf die uͤbrigen Achtung giebt, damit die Erlernung dieser Zeichen allmaͤlig zu den juͤngern und ungeuͤbtern herabsteige, und sie dieselben machen lernen.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/78>, abgerufen am 16.02.2025. |