Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.
Kunzendorf bei Polkwiz den 28sten Hornung 1784. C. F. S** III. Eine fürchterliche Art von Ahndungsvermögen. Aus einem Briefe. Ein angesehener glaubwürdiger Mann in St** kann es einem Menschen aus dem Gesichte lesen, ob er bald und plötzlich sterben werde. Für ihn selbst, versichert er, habe eine solche Entdeckung viel Schauderndes, und er vermeide gern große Gesellschaften, wo ers aber nicht könne, so scheue er sich doch jedem dreiste ins Gesicht zu sehen, weil er bei solchen Gelegenheiten am ersten befürchten müste, eine solche unangenehme Entdeckung zu machen. Die Leute, versichert er ferner, an denen er bisher seine Erfahrungen gemacht, kommen seinen Augen völlig so vor, als ob sie schon ein paar Tage
Kunzendorf bei Polkwiz den 28sten Hornung 1784. C. F. S** III. Eine fuͤrchterliche Art von Ahndungsvermoͤgen. Aus einem Briefe. Ein angesehener glaubwuͤrdiger Mann in St** kann es einem Menschen aus dem Gesichte lesen, ob er bald und ploͤtzlich sterben werde. Fuͤr ihn selbst, versichert er, habe eine solche Entdeckung viel Schauderndes, und er vermeide gern große Gesellschaften, wo ers aber nicht koͤnne, so scheue er sich doch jedem dreiste ins Gesicht zu sehen, weil er bei solchen Gelegenheiten am ersten befuͤrchten muͤste, eine solche unangenehme Entdeckung zu machen. Die Leute, versichert er ferner, an denen er bisher seine Erfahrungen gemacht, kommen seinen Augen voͤllig so vor, als ob sie schon ein paar Tage <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0016" n="16"/><lb/> Gespenster oder Geistererscheinungen, so wie er meinem Erachten nach ein Zeugniß von einer ausserordentlichen Staͤrke, und von sonderbarer Wirkung einer <hi rendition="#b">empoͤrten Einbildungskraft</hi> ist.</p> <p>Kunzendorf bei Polkwiz den 28sten Hornung 1784.</p> <p rendition="#right"><hi rendition="#b"><persName ref="#ref0155"><note type="editorial">S**, C. F.</note>C. F. S**</persName></hi><lb/> Pred.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">III</hi>. Eine fuͤrchterliche Art von Ahndungsvermoͤgen. <note type="editorial"><bibl><persName ref="#ref155"><note type="editorial"/>S**, C. F.</persName></bibl></note> Aus einem Briefe.</head><lb/> <p>Ein angesehener glaubwuͤrdiger Mann in St** kann es einem Menschen aus dem Gesichte lesen, ob er bald und ploͤtzlich sterben werde. Fuͤr ihn selbst, versichert er, <hi rendition="#b">habe eine solche Entdeckung viel Schauderndes,</hi> und er vermeide gern große Gesellschaften, wo ers aber nicht koͤnne, so scheue er sich doch jedem dreiste ins Gesicht zu sehen, weil er bei solchen Gelegenheiten am ersten befuͤrchten muͤste, eine solche unangenehme Entdeckung zu machen.</p> <p>Die Leute, versichert er ferner, an denen er bisher seine Erfahrungen gemacht, kommen seinen Augen voͤllig so vor, als ob sie schon ein paar Tage<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [16/0016]
Gespenster oder Geistererscheinungen, so wie er meinem Erachten nach ein Zeugniß von einer ausserordentlichen Staͤrke, und von sonderbarer Wirkung einer empoͤrten Einbildungskraft ist.
Kunzendorf bei Polkwiz den 28sten Hornung 1784.
C. F. S**
Pred.
III. Eine fuͤrchterliche Art von Ahndungsvermoͤgen. Aus einem Briefe.
Ein angesehener glaubwuͤrdiger Mann in St** kann es einem Menschen aus dem Gesichte lesen, ob er bald und ploͤtzlich sterben werde. Fuͤr ihn selbst, versichert er, habe eine solche Entdeckung viel Schauderndes, und er vermeide gern große Gesellschaften, wo ers aber nicht koͤnne, so scheue er sich doch jedem dreiste ins Gesicht zu sehen, weil er bei solchen Gelegenheiten am ersten befuͤrchten muͤste, eine solche unangenehme Entdeckung zu machen.
Die Leute, versichert er ferner, an denen er bisher seine Erfahrungen gemacht, kommen seinen Augen voͤllig so vor, als ob sie schon ein paar Tage
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |