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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.

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Zur Seelenheilkunde.

Die Generalstaaten lassen keine Verbrecher transportiren. Die Männer werden zum Arbeiten in die Raspelhäuser, die Weiber aber in die Spinnhäuser geschickt; nach diesem allgemein anerkannten Grundsatze: Macht sie nur arbeitsam, und sie werden gut und rechtschaffen seyn.

Das Raspeln des Campecheholzes, welches vormals die Hauptarbeit der Delinquenten männlichen Geschlechts war, geschiehet jetzt an vielen Orten weit wohlfeiler auf Mühlen. Und da die Holländer Wollenmanufakturen einträglicher fanden, so haben sie seit den letztern zwölf Jahren mehrere dergleichen in ihren Zuchthäusern angelegt. Jn einigen unterhält die Arbeit nicht nur die Gefangnen, sondern sie haben sogar noch einige Nebenstunden, in denen sie sich etwas zu einem bequemern Leben im Gefängniß, oder zu ihrem künftigen Vortheil, verdienen können.

Für ihren Unterricht in der Tugend und Religion, und für die Verbesserung ihrer Sitten, zu ihrem eignen und des Staats Besten, wird die äusserste Sorge getragen. Der Caplan, (und ein solcher ist bei jedem Zuchthause,) versieht nicht nur den öffentlichen Gottesdienst, sondern giebt den


Zur Seelenheilkunde.

Die Generalstaaten lassen keine Verbrecher transportiren. Die Maͤnner werden zum Arbeiten in die Raspelhaͤuser, die Weiber aber in die Spinnhaͤuser geschickt; nach diesem allgemein anerkannten Grundsatze: Macht sie nur arbeitsam, und sie werden gut und rechtschaffen seyn.

Das Raspeln des Campecheholzes, welches vormals die Hauptarbeit der Delinquenten maͤnnlichen Geschlechts war, geschiehet jetzt an vielen Orten weit wohlfeiler auf Muͤhlen. Und da die Hollaͤnder Wollenmanufakturen eintraͤglicher fanden, so haben sie seit den letztern zwoͤlf Jahren mehrere dergleichen in ihren Zuchthaͤusern angelegt. Jn einigen unterhaͤlt die Arbeit nicht nur die Gefangnen, sondern sie haben sogar noch einige Nebenstunden, in denen sie sich etwas zu einem bequemern Leben im Gefaͤngniß, oder zu ihrem kuͤnftigen Vortheil, verdienen koͤnnen.

Fuͤr ihren Unterricht in der Tugend und Religion, und fuͤr die Verbesserung ihrer Sitten, zu ihrem eignen und des Staats Besten, wird die aͤusserste Sorge getragen. Der Caplan, (und ein solcher ist bei jedem Zuchthause,) versieht nicht nur den oͤffentlichen Gottesdienst, sondern giebt den

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[129/0129] Zur Seelenheilkunde. Die Generalstaaten lassen keine Verbrecher transportiren. Die Maͤnner werden zum Arbeiten in die Raspelhaͤuser, die Weiber aber in die Spinnhaͤuser geschickt; nach diesem allgemein anerkannten Grundsatze: Macht sie nur arbeitsam, und sie werden gut und rechtschaffen seyn. Das Raspeln des Campecheholzes, welches vormals die Hauptarbeit der Delinquenten maͤnnlichen Geschlechts war, geschiehet jetzt an vielen Orten weit wohlfeiler auf Muͤhlen. Und da die Hollaͤnder Wollenmanufakturen eintraͤglicher fanden, so haben sie seit den letztern zwoͤlf Jahren mehrere dergleichen in ihren Zuchthaͤusern angelegt. Jn einigen unterhaͤlt die Arbeit nicht nur die Gefangnen, sondern sie haben sogar noch einige Nebenstunden, in denen sie sich etwas zu einem bequemern Leben im Gefaͤngniß, oder zu ihrem kuͤnftigen Vortheil, verdienen koͤnnen. Fuͤr ihren Unterricht in der Tugend und Religion, und fuͤr die Verbesserung ihrer Sitten, zu ihrem eignen und des Staats Besten, wird die aͤusserste Sorge getragen. Der Caplan, (und ein solcher ist bei jedem Zuchthause,) versieht nicht nur den oͤffentlichen Gottesdienst, sondern giebt den

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/129>, abgerufen am 24.11.2024.